Liebe Kirsten,
erstmal kommt ein dicker

von mir.
Hab mich gestern mit dir zusammen bzw. den Tag auch weggeworfen. Hast´s gemerkt? Musste mich dann erstmal wieder einsammeln und bin zur Tonne gekrochen. Dort geht es mir momentan am besten. Gucke nur mal kurz raus, um einige Beiträge, die mir heute am Herzen liegen, zu leisten, um dann gleich wieder zu verschwinden.
Meine Liebe, dass dich die Fragen quälen, kann ich irgendwie total nachvollziehen, geht es mir doch auch so, auch wenn wir wissen, dass es nichts bringt. Wir versuchen einfach in Gedanken jeden Weg durchzuspielen, was wäre wie gekommen, wenn ....
Das liegt offenbar daran, dass wir eben das Unfassbare einfach nicht begreifen können/wollen.
Wir versuchen, das Unveränderbare ändern zu wollen, wenn auch nur in Gedanken. Ich weiß schon gar nicht mehr, ob das Eigenquälerei oder der ganz normale Trauerwahnsinn ist. Ist auch egal, es ist vorhanden, und wir können offenbar selbst nichts dagegen tun, sondern es einfach zulassen.
Mein Vater ist nun über 2 Jahre nicht mehr, bei Jörg sind es 14 Monate.
Beides habe ich weder begriffen noch verarbeitet.
Weil die Zukunft für MICH schwarz aussieht, die Gegenwart kaum zu spüren ist, versuche ich in der Vergangenheit mich aufzuhalten. Wenn auch viele sagen, dass das falsch wäre.
Mir geht es da ähnlich wie dir, und das, obwohl viel mehr Zeit vergangen ist.
Lass es einfach zu, im Inneren weißt du, dass du zum damaligen Zeitpunkt dein bestmöglichstes getan und dich aufgeopfert hast.
Dir einen schönen Sonntag noch, wenn auch in deiner Tonne.