Heute war ich auf der Geburtstagsfeier unserer kleinsten Enkelin. Sie wurde heute 5 Jahre alt. Eine kleine, quirlige Persönlichkeit auf die wir stolz sein können. Man merkt, dass sie jetzt zu den Grossen im Kindergarten gehört. Schliesslich geht sie im nächsten Jahr zur Schule.
Es ist bereits ihr zweiter Geburtstag ohne dich, die heissgeliebte Oma. Ich weiss, dass sie oft an dich denkt. In ihrem, sowie auch im Zimmer der Grossen, hängt dein Bild und unten in der Wohnung steht es immer noch am gleichen, zentralen Platz. Erst vor kurzem, als sie bei mir zum Frühstück war, haben wir über dich gesprochen. Der Anstoss dazu kam von ihr. Heute wird sie allerdings nur wenig Zeit gehabt haben an dich zu denken.
Auch heute war es wieder so, wie auf allen Familienfeiern die ich alleine besuchen muss. Zuerst das grosse Hallo zur Begrüssung, Gespräche mit den anderen Gästen, mit meinen Kindern. Alles ganz normal. Irgendwann dann später kommen die Gedanken: was wäre wenn. Ich komme mir dann vor wie ein halber Mensch. Ein Aussenstehender. Ich habe das Gefühl als stünde eine Mauer um mich herum. Innerlich ziehe ich mich dann zurück, nach aussen hin beteilige ich mich an den Gesprächen.
Wobei, etwas schönes hab ich erlebt. Ich stand draussen auf der Terasse und unterhielt mich angeregt mit Freunden unserer Kinder. Das Abendessen war fertig und wir wurden zu Tisch gerufen. Wir gingen hinein und ich sagte: "Ich setze mich mal zu den Alten." Da bekam ich zur Antwort: "Helmut, da hinten bei uns ist auch noch Platz für dich." Irgendwie war ich stolz auf dieses Angebot. Vielleicht bin ich ja tatsächlich noch lange nicht so alt, wie in meinem Ausweis steht.
Es war alles in allem ein schöner Abend. Obwohl du leider nicht dabei sein konntest und vielleicht: auch wenn du nicht dabei sein konntest.
Alles Liebe
Helmut