AW: Mundbodenkrebs
Ihr Lieben,
nun mal eine Erklärung zu meinem wirren Schreibereien. Ich bin aus den Fugen geraten, stehe neben mir aber ich reagiere und das ist wohl wichtig jetzt grad.
Am Freitag hat mich der Arzt beiseite genommen, weil ich nur am weinen war. Er hat dann im seinem Zimmer angefangen zu reden unter anderem: Micha hat bei der letzten Therapie, die über 3 Monate gedauert hat, nur 5% Erfolg gehabt. So gut wie nichts. Der Krebs ist sehr, sehr bösartig und der große Tumor hatte sich überhaupt nicht verändert. Es sind neue aufgetreten und die Lymphen waren befallen. Wenn es in die Blutbahn geraten ist, so wurde das wohl durch die Chemo abgetötet. Aber: Die kleine Knubbel am Kiefer, die größeren am Hals - alles sieht so aus, als wenn der Krebs gestreut hat. Dann ist er nicht mehr zu retten und er sollte schnellstens in ein gutes Hospiz.
So hat mich der Arzt, mit diesen Worten am Freitag weggeschickt. War dann ja bei meiner Familie und die Gedanken gingen immer hin und her. Mein Bauchgefühl hat es mir bestätigt, mein Herz schreit NEIN.
Am Sonntag Mittag war ich dann wieder bei Micha und es ging ihm sehr schlecht. Die Schwestern wollten ihn waschen aber sobald sie ihn hoch - also in die Sitzposition gebracht hatten, lief er dunkelblau an und sie haben es gelassen. Absolute Bettruhe. Er hat sich auch vermehrt übergeben. Ich bin unruhig über den Flur hin und her gelaufen bis die Oberschwester kam und sich mit mir in ein Zimmer setzte. Sie sagte mir: Seit 25 Jahren bin ich Krankenschwester und ich sage ihnen, kümmern sie sich bitte um eine Gruppe, wo Angehörige mit Ihrer Trauer aufgefangen werden. Er wird es nicht schaffen, ich sehe es. Glauben sie mir, er ist auf dem Weg.
Seit dem bin ich völlig durcheinander. Ich bekomme es nicht in meinen Kopf das er sterben soll. Einfach weg? Für immer?
Heute war ich seit 8 Uhr bei ihm. Er spricht wirres Zeug wie: gib mir die Marmelade, die muss ich noch essen oder er sucht was und meinte, der Dolch gehöre ihm und er brauche ihn jetzt.
Ich sitzt da und weiß nicht was ich sagen soll. Dann ist er wieder für ein paar Minuten klar und er freut sich das ich da bin und wir versuchen uns zu unterhalten, was ihm schwer fällt. Kurz bevor ich gegangen bin, zeigte er auf den Fernseher - ich habe ihn angestellt, ihm den Kopfhörer aufgesetzt und er hat eine Handbewegung gemacht, das ich das Zimmer verlassen soll. Ich bin so fertig, das ich gefahren bin.
Morgen um 11 Uhr wird das PET CT gemacht und ich hoffe das ich am Nachmittag endlich Gewissheit - wirkliche Gewissheit habe. Alle sagen das er auf dem letzten Weg ist, warum fühle ich es nicht wenn es so ist?
Mögen sie sich doch alle täuschen und er kommt wieder nach Hause.
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Gruß Iko
nichts und niemand ändert etwas an dem was geschehen ist - nichts und niemand holt dich zurück - nichts und niemand nimmt dich aus meinem Herzen
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