AW: Mundbodenkrebs
Liebe Iko,
es tut mir unendlich leid - ich hatte so sehr für euch beide gehofft, dass es noch eine lange gemeinsame Zeit geben kann ...
Aber für Micha ist es sicher gut, wie es ist - so weh es dir auch tut, er hat alles Leid, alle Schmerzen, alle Angst hinter sich ... Wenn keine Hoffnung mehr besteht, alles nur noch aus Leid besteht, dann ist es in meinen Augen kein lebenswertes Leben mehr - auch wenn man noch so sehr bleiben möchte, auch wenn man den anderen nicht hergeben will ...
Wie es mit der Zeit für dich werden wird, kann dir wahrscheinlich niemand voraussagen - jeder geht anders mit einem solchen harten Verlust um ... Ein guter Bekannter, dessen Frau vor einigen Jahren mit knapp 40 an Brustkrebs starb, hat drei Jahre lang Trauerarbeit geleistet ... Ein Kollege meines Mannes, der seine ebenfalls noch junge Frau an Brustkrebs verloren hat, sprang in seiner Verzweiflung von einer Brücke, er konnte wohl nicht mal mehr an seine kleinen Kinder denken ... Mein Vater kommt mit dem Tod meiner Mutter (Ende Januar) verhältnismäßig gut zurecht - sie hätten Anfang August Goldene Hochzeit feiern können, waren vor allem in den letzten 13 Jahren ständig beeinander, wir haben spaßeshalber immer von den siamesisches Zwillingen gesprochen ... Er ist vor allem dankbar und erleichtert, dass meine Mutter nicht weiter leiden musste - er vermisst sie sehr, sie fehlt ihm furchtbar, aber er kann ganz gut damit umgehen ...
Dir bleibt nichts anderes, als deine Gefühle auf dich zukommen zu lassen - sie kommen vielleicht mit Macht, du kannst nichts daran ändern ... Ich wünsche dir von Herzen Menschen, die dann für dich da sind, wenn du sie brauchst - und die dir deine Ruhe lassen, wenn du allein sein musst ...
Ich umarme dich und wünsche dir all die Kraft, die du jetzt für die schweren Gänge brauchen wirst ...
Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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