Thema: Endstadium
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #130  
Alt 29.01.2004, 21:32
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Endstadium

Liebe Gabi, liebe Janine

ich danke Euch für Euren Zuspruch. In letzter Zeit kann ich diese Seite nicht mehr besuchen, da mein Mann eigentlich immer bei mir ist. Das ist auch schön aber es bedeutet auch, dass ich meine Gefühle ständig unter Kontrolle halten muss. Das gelingt mir nicht immer und ich muss immer öfter während seiner Anwesenheit weinen. Er versteht das sehr gut und tröstet mich. Das macht mir so ein schlechtes Gewissen. Er sollte von mir getröstet werden und nicht umgekehrt. Bisher war es mir möglich in seiner Anwesenheit immer Zuversicht zu verbreiten.
Heute hat die neue Chemo angefangen. Er ist so voller Hoffnung. Die Nebenwirkungen waren dann auch nicht so schlimm wie angekündigt. Er bekommt "Zofran" gegen die Übelkeit. Zur Sicherheit hat man ihn über Nacht im Krankenhaus gelassen. Liebe Gabi, liebe Janine, ich bin so froh über diesen Austausch. Euch muss ich meinen Seelenzustand nicht erklären. Ihr habt dies alles selbst erlebt. Ich habe erfahren müssen, dass angeblich gute Freunde plötzlich nicht mehr da waren aber ich habe auch erfahren wie die Familie noch dichter zusammenwächst und Menschen, von denen man es nicht erwartet hätte, zu wirklichen Freunden werden. Danke für Eure Hilfe. Ich kenne Euch nicht und spüre doch Eure Umarmungen und habe das Gefühl Euch nahe zu sein. Wenn Ihr eine Weile nichts von mir hört, liegt das daran, dass ich diese Seite ja nur aufsuchen kann, wenn mein Mann nicht in der Nähe ist. Bitte schreibt mir trotzdem. Ich habe bei Euch beiden gelesen, dass Ihr beide Eure Väter an diese schreckliche Krankheit verloren habt. Ich selbst habe eine sehr innige Beziehung zu meinem Vater. Ich werde für ihn immer sein kleines Tienchen bleiben, egal wie alt ich werde. Er ist ebenfalls an Darmkrebs erkrankt und vor zwei Wochen operiert worden. Ich konnte ihn durch die Erkrankung meines Mannes nicht einmal besuchen, da er 450 km von mir entfernt wohnt. Durch das Schicksal meines Mannes ist mein Vater zu einer Darmspiegelung gegangen und da ist es dann erkannt worden. Zum Glück im Frühstadium. Er hat aber alles sehr gut überstanden und ein Teil seiner Kraft liegt wahrscheinlich darin, dass er seinem "Tienchen" nicht noch zusätzlich Kummer machen will. Wir telefonieren sehr viel und ich versuche ihm Mut zu machen und ihn nicht merken zu lassen, wie sehr ich selbst Mut brauche. Aber wer hat gesagt, dass das Leben fair ist. Ich hatte bisher das Glück gepachtet. Jetzt muss ich auch mit der Kehrseite der Medaille umgehen. Wie hast Du geschrieben, Janine, das Leben ist wie es ist, manchmal hart. Bleibt stark in Eurer Trauer und schließt mich ein in Eure Gedanken.

Kerry
Mit Zitat antworten