Am Sonntagabend hat es mich mal wieder voll erwischt. Wie so oft gerade an diesen sogenannten "Familientagen".
Am Nachmittag war ich zum Sommerfest unseres Computerclubs. Mein Auto war vollgestopft mit Musikanlage und PC. Seit einigen Jahren sorge ich da für den musikalischen Part. Zunächst eine schweisstreibende Sache, die Anlage mit Lautsprechern und Verstärkern 2 Stockwerke runter in's Auto zu verfrachten. Was natürlich heisst, das ganze Zeugs muss auch wieder hoch und wieder aufgebaut werden.
Jedenfalls war es ein schöner Nachmittag und Abend. Wir hatten viel Spass, auch gänzlich ohne Alkohol jedoch mit gutem Essen vom Schwenker. Das Wetter war einigermassen gemütlich, nicht zu warm, dafür trocken. Schliesslich sassen wir im Freien. Beim Aufbau hat es natürlich auch mal Spass gemacht so richtig aufzudrehen, dass die Nachbarn übern Zaun schauten, was da los ist. Es sind zwar "nur" Hifi-Lausprecher, doch haben sie genügend Saft um nehr als ein normales Wohnzimmer zu beschallen. Meine Nachbarn können ein Lied davon klagen

. Naja, ich übertreib es ja nicht. Nur ab und zu halt, da muss es sein. Bei so manchen Liedern aus den 60-ern und 70-ern wippte bei einigen nicht nur der Fuss mit. Jedenfalls war es schön zu reden, nicht nur übers Wetter, Witze zu erzählen, ganz entspannt zu lachen. Meine "Bilderrätsel", die ich schonmal im KK eingestellt hatte, sorgten zwischendurch auch für einige Kurzweil. Auch mal die Partnerinnen der Clupkollegen kennen zu lernen hat nicht geschadet.
OK, wieder einpacken und ab nach Hause. Auf den letzten Kilometern ging's dann los. Soviel Zweisamkeit zu sehen und zu erleben, bei anderen, hat mich dann umgehauen. Keiner auf der Strasse unterwegs, ich bin ganz langsam gefahren, musste auch noch ausgerechnet am Friedhof vorbei. Diese verdammte Angst, die in mir aufstieg, ich konnte sie nicht abschütteln. Volle Konzentration auf die Strasse, nicht dass noch was passiert.
Zu Hause hoch in die leere Wohnung. Nur meine Katze hob kurz den Kopf "Aha, da isser wieder!" und schlief weiter. Ich lass mich auf den Stuhl fallen. Nein, halt, ich muss wenigstens die Elektronik aus dem Auto in den Flur unten stellen. Mein Auto steht auf der Strasse, nicht dass irgendwein Langfinger Gefallen daran findet. Kommt hier in Grenznähe öfter vor. Die Sachen nach oben zu tragen, schaff ich nicht mehr.
Die Wohnung sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Kabel hängen aus der Wand, das Regal, in dem Verstärker und PC untergebracht sind, sieht chaotisch aus, schliesslich ist alles miteinander verbunden, normalerweise. Ist mir absolut egal, ich mach das Licht aus. Durch's Dachfenster scheint die Strassenlaterne, es ist also nicht stockdunkel hier.
Ich setze mich an den Esstisch, vor mir ein Kerzenleuchter, nehm unser Hochzeitsbild und lasse mich fallen. Angst, Wut Trauer. Ein Wirrwar an Gedanken dröhnt durch meinen Kopf. Schaff es nicht wirklich sie zu ordnen. Nach einer dreiviertel Stunde geht's wieder so einigermassen. Ich stehe auf und nehme mir ein Glas Wein. Nicht viel, reicht zum Prosten. Soll ja kein Ausweg sein. Eine weitere gute Stunde sitz ich da, schau mir das Bild an. Ein gutes Stück nach Mitternacht sind die Gedanken grob vorsortiert und ich geh in's Bett. Lass noch ein bisschen den Nachmittag revuepassieren und schlaf dann ein.
Ein schrecklich-schöner "Familientag" ist zu Ende.
Alles Liebe
Helmut