Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1446  
Alt 13.09.2009, 12:02
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.796
Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

ganz fix ein paar Zeilen.

Ich möchte Euch auf dem Laufenden halten, komme nur derweil irgendwie so recht zu nix.

Meiner Mutter geht es unverändert schlecht. Meine Mama ist desorientiert, sie halluziniert, erkennt mich mitunter nicht usw.

Schlimm, denkt jetzt manch einer. Ja, aber ich schaffe es irgendwie "die seelische Balance" zu halten. Mein Großer war den einen Tag mit, meinte auf der Rückfahrt im Auto:"Mama, weißte...was würd die Oma denn sagen, wenn sie sich selber so sehen könnte?! Die würd sagen: Maaan Kinder, das bin doch so nicht ich!" Richtig! Genau DAS halte ich mir vor Augen.

Meine Mutter kann selber keinen Urin lassen, hat einen Dauerkatheder. Sie ist furchtbar unruhig. Sie bekommt Diazepam, aber auch das "bringt sie nicht runter". Sie schläft max. 10 Minuten am Stück, dann wird sie wach, nestelt an Steckern herum, oder den Infusionsschläuchen. Mitunter ´klare Momente´. Aber mit selten werdender Tendenz. Sie hat den Dauerkatheder selbstständig 3 Mal entfernt. Das muss, so die Schwestern, schmerzhaft sein.

Es wird spekuliert. Man dachte, sie sei "überdosiert". Offengesagt glaube ich das nicht. Ich denke vielmehr (ich weiß liebe Krabbe, wenn Du das jetzt liest, dann gibt´s "liebevoll" Schelte), dass die Leber die Ursache ist. Ich glaube, dass sich der Krebs, welcher ja wegen der Thoraxbestrahlungen eine ganze Weile kein "Chemo-Kontra" bekam, nun seinen Weg auf seine Weise bahnt. Unvorhersehbar - stets schneller als wir sogar mit dem Erfassen mitkommen.

Ich googelte gestern noch spät am Abend:

http://www.gastro-liga.de/download/l...b4cf724677d6d6

Auf Seite 6 ist da tabellarisch aufgeführt, wie sich das äußert. Ja..stimmt soweit alles. Ich werd morgen nochmal mit der Ärztin reden, die heute (hab heute morgen angerufen), nicht im Haus ist.

Hab ich Angst? Hm....sagen wir´s mal so. Dazu fehlt mir die Zeit und der klare Verstand. Abends, da weine ich viel. Ich weine ungehemmt ...ne...falsches Wort, unbeeinflussbar. Also ich kann dann mitunter nicht aufhören. Sonst kann man das ja manchmal steuern, sich "zusammenreißen" - am Tage keine Problem...am Abend - keine Chance das zu steuern.

Ich liebe meine Mama. Und was auch immer kommt, daran ändert sich nix.

Gestern hab ich versucht im KH ein paar Antworten zu bekommen. Ich bekam keine. Auf der Rückfahrt im Auto dachte ich:

Wir erwarten sehr viel. Unsere Erwartungshaltung an die Medizin ist sehr hoch. Gewiss kann die Medizin sehr viel erreichen. Sie hat meiner Mama eine, für den Kleinzeller lange und qualitativ hochwertige Zeit verschafft. Jetzt glaube, ich stoßen die Ärzte, die schlussendlich ja auch "nur Menschen" sind, an Grenzen. Grenzen, die wir als Angehörige überwinden möchten. Das zu begreifen, es zu erfassen, das fällt schwer, weil man liebt und einfach an die Hoffnung und daran, dass es irgendwie weitergeht glauben möchte. Ja...ich möchte auch glauben, dass es ihr morgen besser geht - aber ihr, die ihr länger bei mir lest, ihr kennt mich ja. Pessimismusnuss! Mit Hang dazu, die Dinge doch lieber realistisch zu sehen. Dann kann man nicht so doll enttäuscht werden.

Ich bete nach oben, ich bin wütend manchmal, aber habe Respekt. Ich bete um Gnade und sage, dass es ihm überlassen sei, wie sich diese äußert. Vielleicht ist das "seine Gnade". Dass Mama jetzt gar nicht bewusst miterlebt, was eigentlich geschieht.

Die Ärzte, ich, Mamas Mann, meine Familie, wir haben Grenzen erreicht. Ich glaube hier greift langsam die Patientenverfügung, die wir im KH abgegeben haben. Unsere Grenzen halte ich mir zwischendrinnen immer vor Augen. Ich will nicht so geschockt sein, wenn es keine Hoffnung mehr gibt. Ich möchte "vorbereitet" sein. Das wollte ich schon von Beginn an. Auch hier...hab ich auch mal geschrieben.

Ich möchte an die Medizin glauben, aber wenn die es diesmal nicht mehr schafft, dann glaube ich an Gott. Und ich hoffe, dass er, wann auch immer das sein wird, meine Mama in seiner Hand behutsam hält.

Liebe Grüße

Annika
Mit Zitat antworten