AW: Krebs bei Freundin
Liebe Kerstin,
es tut mir sehr leid, von Deiner Freundin zu erfahren. Was das medizinische Fachwissen betrifft, kann ich Dir leider nicht weiterhelfen, da habe ich einfach nicht genug Ahnung.
Auf Deine zweite Frage möchte ich eingehen. Als ich letztes Jahr im Herbst anfing hier zu schreiben, habe ich genau diese Frage auch gestellt. Eine mir sehr nahestehende Freundin war an Lungenkrebs erkrankt und ich suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, sie irgendwie zu unterstützen. Diese Ohnmacht ist schlimm, aber was ich hier und vor allem durch die letzten Monate mit meiner Freundin bis zu ihrem Tod letzten November gelernt habe, ist dass wir oft vor lauter Ohnmachtsgefühl ganz aus den Augen velieren, wie viel schon das Alltägliche bewirken kann.
Du bist für Deine Freundin da. Bedingungslos. Hörst ihr zu, fängst sie auf, so gut es eben geht. Das geht mit Sicherheit nicht immer und es geht auch nur begrenzt. Aber genau dieses "Da-sein", das ist wichtig.
Ich finde es schön, dass Du so oft wie möglich zu ihr fährst. Ich lebe in England, konnte das somit bei meiner Freundin damals nicht tun. Stattdessen haben wir uns geschrieben. Mindestens jeden zweiten Tag eine Email, dazwischen Karten, kleine Überraschungen, eine CD, auch mal Blumen. Sie hat sich immer riesig gefreut. Irgendwann zwischendurch schrieb mir sogar mal ihr Mann, um mir zu sagen, wie gut ihr diese Ablenkung täte. Ich hatte eigentlich immer nur das Gefühl nicht genug zu tun und tun zu können. Aber es hat ihr viel bedeutet. Das hat sie mir auch selbst noch zu verstehen gegeben. Vielleicht würde Deine Freundin sich auch über die ein oder andere kleine Überraschung per Post freuen?
Sammelt sie etwas? Meine Freundin sammelte Karten von lesenden Frauen. Damit hat sie es mir natürlich sehr leicht gemacht, denn so konnte ich sie alle paar Tage mit Nachschub versorgen, worüber sie sich auch sehr gefreut hat.
Das sind alles nur Ideen, die mir aus meiner eigenen Erfahrung noch einfallen. Im Grunde aber glaube ich machst Du bereits alles richtig, indem Du einfach an ihrer Seite bist und bleibst.
Ich wünsche Euch beiden alles erdenklich Gute und hoffe mit Euch, dass die Bestrahlung bald Wirkung zeigt.
Alles Liebe,
Sarah
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