Hallo Kerstin,
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Zitat von kugelig1970
Ach Mensch, ich will das nicht mehr  ....
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Was meinst du, wie wenig das deine Freundin will. Bitte nie vergessen: sie hat den weitaus schwereren Part. Dabei zuzugucken, das ist noch ziemlich harmlos. Sie wird sterben. Du darfst weiterleben.
Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber meine Frau ist Anfang des Jahres an BK gestorben. 2 Jahre nach der Diagnose, und bis Mitte 2008 schien sie "geheilt". Keine Beschwerden, alle Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund. Dann kamen die Metastasen, Chemo erfolglos, eine weitere wollte sie nicht mehr, und 3 Monate später war sie tot. Viel zu früh, nach über 20 Jahren Partnerschaft.
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Mittlerweile nimmt sie schon zwei Schmerzpflaster und braucht trotzdem für die Schmerzspitzen noch Novalgin.
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Ich hoffe, dass deine Freundin in der Klinik eine angemessene Schmerztherapie bekommt. Das ist, wie ich von meiner Frau weiss, das A und O eines würdigen Rest-Lebens. "Schmerzpflaster" dürfte wohl Morphium sein. Novalgin nimmt man gerne ergänzend, weil es den "Basisschmerz" dämpft - und die Morphinabhängikeit und deren Nebenwirkungen hinauszögert.
Wenn die Schmerzen schlimmer werden, sollte Morphium irgendwann intravenös gegeben werden (hat deine Freundin einen Port? Dann ist das das einfachste). Da wirkt es bei gleicher Dosierung viel stärker als per Pflaster und läßt sich auch besser dosieren. Am besten über eine portable Schmerzmittelpumpe, bei der man einen kontinuierlichen "Basis-flow" einstellt und die Patientin bei akuten Schmerzen einen "Bolus-Knopf" drücken kann, um sofort eine Extra-Dosis zu bekommen.
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Und jetzt schon wieder neue Chemo und weitere Bestrahlungen
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Das ist etwas, worüber deine Freundin sicherlich intensiv nachdenken wird. Warum noch eine Chemo, wenn die letzte schon erfolglos war? Mit dieser Entscheidung ist sie völlig allein, dabei kann ihr niemand helfen.
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Und mein Gefühl sagt mir, sie braucht jemanden, der ihr sagt, wenn sie nicht mehr mag, darf sie aufhören zu kämpfen.
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Hm... sicher meinst du das nur gut. Aber überlege dir sehr genau, ob du ihr sowas wirklich sagst.
Wenn du mir als Freundin sagen würdest: "wenn du nicht mehr magst, darfst du aufhören zu kämpfen" - ich würde dir mit all meiner letzten Kraft an die Gurgel gehen. Weil ich es als absolute Unverschämtheit und ungeheure Anmaßung empfinden würde, wenn bei mir jemand (egal wer) von außen meint, er befinde sich in der Position, mir "Absolution zu erteilen". Heisst, das "abzusegnen", was ich "darf" oder auch nicht. Denn: was ich darf oder nicht, weiss ich nämlich selbst. Und was andere Menschen meinn, was ich dürfte oder nicht, interessiert mich in Krisenzeiten einen Dreck.
Sicher kennst du deine Freundin sehr gut. Aber sei trotzdem vorsichtig bei dem, was du ihr in welcher Situation sagst. Sie hat dir gesagt, dass sie an ihre Grenze gekommen ist. Und an dieser Grenze ist sie sehr verletztlich.
Viele Grüße,
Stefan