Guten Morgen,
@Kruemel_Caro...also ich empfinde das jetzt nicht als Dazwischendrängen. Du hast ja auch viel zu ertragen, und irgendwo sucht man hier nach Menschen, die einen aufnehmen, und einem einfach Zuspruch geben, oder nur das lesen, was man sich eben von der Seele schreiben möchte. Also ich fühl mich weder gestört noch sonstwas.
Diesen Eindruck den Du da hast, dass Deiner Mama alles egal zu sein scheint. Also...ich kann immer wieder nur schreiben, alles ist individuell - darum bemühe ich mich tunlichst zu vermeiden stets zu schreiben "bei uns war das soundso..." - aber bekannt ist mir das. Meine Mutter war nie gleichgültig, aber schlussendlich führte die fortschreitende Metastasierung auch dazu. Die Krankheit hat leider viele Facetten. Der Rat, den ich Dir geben wollen würde wäre, soviel Hilfe von außen anzunehmen, wie nur irgend machbar. In unserem Fall war das gut und die Erfahrungen durchweg positiv.
Du berichtest vom Pflegedienst. Ich gehe davon aus, dass Deine Mama bereits die Bewilligung zur Pflegestufe hat. Ich habe damals mit meiner Mutter, als es ihr noch den Umständen entsprechend gut ging, den Vortrag des Palliativnetzes unserer Stadt besucht. Wir hatten da schon Infos über die Palliativstation erhalten, auf der meine Mutter dann ja lag. Diese Station macht es sich zur Aufgabe, die Patienten auch über einen längerfristigen Zeitraum aufzupäppeln. Vielleicht gibt es eine spezielle Station ja auch in Eurer Umgebung. Die andere Alternative, wo eben eine kontinuierliche Versorgung gegeben wäre, wäre ein Hospiz. Auch dorthin hatte ich seinerzeit Kontakt. Sehr netten und informativen sogar. Man hat ja immer eine Hemmschwelle - wer setzt sich schon gerne mit dem gesellschaftlichen Tabuthema Tod und allem was drumherum abläuft auseinander - und dann noch, wenn es um die eigene Mama geht

. Aber nein, da muss ich wirklich sagen, dass der Mitarbeiter auch dahingehend aufgeklärt hat, dass so ein Hospiz durchaus die Funktion bekleidet, dass der Patient es, sofern er sich dahingehend erholt, auch wieder verlassen kann. Ich denke Priorität hat immer die optimale Versorgung des Patienten. Meine Mutter war unter der Erkrankung zum Ende hin wenig kompromissbereit. Im Nachhinein ist mir jetzt klar, dass die Ursache hierfür eben im Fortschreiten der Erkrankung lag.
Ja, Kruemel...was soll ich Dir schreiben?! Bei uns waren es Stürze, Einschränkungen der Motorik usw., die uns keine andere Wahl ließen. Ich hoffe, dass Deine Mama mit Euch gemeinsam eine einvernehmliche Lösung findet, zum Wohle aller. Dir und Deiner Mama alles erdenklich Gute!
Liebe Jutta(Kügelchen

),
Zitat:
deshalb hab ich manchmal Hemmungen hier bei dir zu schreiben. Das gefühl, noch nicht diese Erfahrung gemacht zu haben.
|
Ja ich glaub´s doch wohl - das fehlte gerade noch. Warum denn Hemmungen. Um Gottes Willen - die schmink Dir aber mal ganz rasch ab. Ich bin froh, wenn Du hier schreibst. Es geht doch nicht um gemachte Erfahrungen oder dergleichen. Auf der anderen Seite bin ich oft gehemmt zu schreiben, eben weil ich Angst habe anderen Angst zu machen.
Ich denke da muss einfach die Basis und das Einfühlungsvermögen stimmen und dann passt das. Und so sehe ich das.
Das mit der Lebenshilfe. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich durch das Schreiben und Lesen hier, eben durch den ganzen Austausch, auf viele Facetten der Krankheit gut vorbereitet war. Natürlich überwiegt jetzt die Trauer und der Verlust, aber ich habe das Gefühl, dass ich auch
für mich etwas getan habe in der Zeit. Seelisch. Und dazu haben hier alle beigetragen. Und so soll das sein. Egal auf welcher Etappe des Krankheitsweges man sich gerade befindet, unabhängig davon, welche "Rolle" man dabei bekleidet. Also Kügelchen - mach Dir ja keinen Kopf

!
@Mariesol...was macht der Papa? Hoffe, es geht ihm schon wieder ein wenig besser.
Was Du schreibst von Deinem Ehrenamt..ja..das ist ein gutes Beispiel. Ich denke man muss über eine gute Beherrschung verfügen, und sich ständig vor Augen führen, dass man einfach nur "in der Situation helfende Funktion" hat.
Man darf nicht immer bewerten, messen - das sollte man tunlichst vermeiden. Auch das hat mich diese Krankheit gelehrt.
.....weißt Du noch @Thessa....wie oft wir darüber geschrieben haben? Was die Krankheit einem abverlangt? An Reife und Erwachsenwerden? So schnell - in Überschallgeschwindigkeit quasi. Ich erinnere mich, wie schwer das ganz am Anfang für mich war. Solange man die Mama hat, ist man immer Kind. Solange ist man behütet und hat Rückhalt und ist klein - hat immer die schützende Hand im Nacken. Und auf einmal verkehrt sich die ganze Welt und man hat Angst um die Mama, möchte die ganze Fürsorge übernehmen. Wie schwer das wiegt, ist kaum zu umschreiben. Und man wird so schnell groß. Und dann - jetzt, wo alles vorbei ist, wo Mama die Krankheit überstanden hat, der Krebs aus der Denke, zumindest im "Akutell-Speicher" gestrichen ist, da ist man auf sich alleine gestellt. Und ich merke: Ich kann das! Es ist schwer, es tut weh, ich vermisse, aber ich bin groß. Kein Kind mehr in dem Sinne. Mit dem Tag, an dem ich meine Mama losgelassen habe, habe ich auch einen Teil von mir gehenlassen müssen. Und so bescheuert das für den ein oder anderen klingen mag, aber ich vertraue auf Gott, dass ich eines Tages dieses Gefühl des Kindseins wieder zurückgewinnen darf.
Gestern am Abend war ich so traurig. Auch jetzt, da weine ich. Es ist so unbegreiflich, dass es unumkehrlich ist und dieses "nie wieder" tut nahezu körperlich weh. Und dann mache ich das, was mich sowohl meine Mutter, als auch meine Oma immer gelehrt haben. Nach Vorne zu schauen. Und es gelingt mir. Und ich hoffe, dass das so bleibt.
@Jojo-Gabi....ich möchte nicht das Du mutlos wirst. Du musst immer dran denken, dass jeder Mensch, jeder Erkrankung anders ist. Ich wünsche Dir so sehr, von ganzem Herzen, auf den Erfolg der Chemo und dass die nächste Verlaufskontrolle uns allen Grund gibt, erfreut zu sein.
@Bibi...
Zitat:
...und zum Alkohol muss ich Dir noch sagen, er löst manchmal schranken. Bei mir jedenfalls kann es manchmal auch gut sein, wenn ich mich nicht wie gewohnt unter kontrolle habe und meinen gefühlen - auch wenn es traurige sind - mal wirklich freien lauf lasse.
|
Näääää - ich lass das lieber *lach*. Ich weiß schon was Du meinst. Aber ich könnte das jetzt (noch!) nicht ertragen. Ich lasse das brav sein.
Zitat:
Aber in meinem Empfinden war es damals plötzlich anders. ich konnte nicht mehr so schreiben und die liebevollen beiträge die ich las konnten mich nicht mehr so richtig erreichen.
|
Jeder geht ja auch für sich anders damit um. Ich sitze auch manchmal hier, lese irgendwo quer, fange an was zu tippen, und lösche es wieder. Die Dinge sind ja jetzt auch anders. Und ich glaube man muss sich selber auch seine Zeit einräumen, um all das Erlebte hinreichend für sich aufzuarbeiten. Bis man eben wieder eine Position gefunden hat, aus der heraus man was für sich selber tun kann. Das klappt bei dem einen schneller, bei dem anderen dauert es länger. Alles individuell.
Ich für meinen Teil schreibe hier nach wie vor gerne. Nur es verändert sich eben, weil meine Mama ja nun nicht mehr der Grund des Schreibens an sich ist. Ich schreibe jetzt viel über mich und meine Gefühle. Schreibe mir mit denen, die weiterhin hier an der Seite geblieben sind, oder neu dazugekommen. So ist ja auch unser Leben. Es steht nie still. Das Lied von Michaela, von Glashaus...das umschreibt ja im Prinzip die innerer Gefühlswelt. Oft ist mir danach - haltet die Welt an! Aber dann kommt ein kleiner Plärrzwerg mit Rotznase von der Seite und brüllt:"Ich will ein Bonbon bittääää!" Und ich hab oft Angst gehabt mich in die Traurigkeit zu verlieren, eben "anzuhalten" - aber das wäre für mich und mein Leben nur kontraproduktiv. Und da hätte meine Mutter mir aber auch die Leviten gelesen....insofern - ich versuche nach Vorne zu schauen. Es fällt schwer, aber es geht.
So, nun hab ich Euch aber allesamt zugesabbelt! Gute Güte

!
Euch allen einen schönen Tag.
Liebe Grüße
Annika