Hallo Ihr Lieben,
so eine gewisse Antriebslosigkeit macht sich bei mir breit

. Also ich mache all das, was ich so zu tun habe am Tag, dann war ich am Grab vorhin...das geht auch - aber darüber hinaus...sonderlich aktiv sein - nö...geht gerad nicht. Ist ja auch nicht schlimm. Ich schrieb ja die Tage mal...gemessen an Mamas Jahren, war die Erkrankung ein Bruchteil - ja, und ähnlich sehe ich das bei mir. Alles ist noch sehr sehr frisch, und ich habe jede Menge Zeit, damit leben zu lernen. Ich glaube die muss man sich geben, sonst geht man ein.
@Margit...hab Dank für das Bild. Ja, es ist sehr schön und es regt zum Nachdenken an. Ich bin dankbar für alles, was mir Hoffnung vermittelt. Und das tut es. Es lässt mich noch mehr hoffen.
@Thessa...es ist schön, Dich auch hier an meiner Seite zu wissen. Ja, niemand wird den Platz einnehmen, unsere Mamas ersetzen können. Aber wer würde das auch können? Das ist schier unmöglich. Ebensowenig könnte uns jemand ersetzen, in dem, was wir für unsere Mamas sind und waren.
Mein Sohn erzählte mir vergangene Tage, als er von der Trauergruppe kam, dass sie einen Film geschaut hätten. Blätter an einem prächtigen Baum im Frühling. Sie beginnen ihr Leben und sind zartgrün. Mit dem Fortschreiten der Jahreszeiten, verändern sie sich. Im Sommer sind die Blätter satt-grün und vollauf damit beschäftigt zu rascheln und Schatten zu spenden. Sie fühlen sich wohl, genießen ihr Leben. Und dann kommt der Herbst

- und sie verändern sich erneut, wechseln die Farben, werden älter und schwächer. Und ein Blatt, die Blätter tragen alle Namen, nennen wir es Alfred, Alfred also, hat Angst. Er sieht, wie alles anders wird, und dann fällt das erste Blatt vom Baum und ist fort - für immer weg. Und Alfred ist traurig und weint und möchte auf keinen Fall vom Baum fallen. Um ihn herum aber, da fallen immer mehr welke Blätter und sterben. Und Alfred fragt sich, was nun aus ihm werden soll und seine Angst wächst und wächst. Und er hält sich wacker am Baum und immer mehr Blätter fallen. Und eines Tages, da erkennt er, dass er seinen Zweck, dass er sein Leben erfüllt hat. Und Alfred - der lässt sich fallen.
Ich hab das jetzt nur so wiedererzählt bekommen und war dann nachdenklich. Und da sagt der Große:"Du, Mama, die Oma, die war viel zu jung. Auf jeden Fall - aber eigentlich, da hat sie doch alles richtig gemacht im Leben. Und sie hatte ja sonst, bis auf die Krankheit ein schönes Leben. Und vielleicht ist das dann manchmal so, dass man sich dann irgendwann auch fallen lassen kann!"
So hat jeder seine Sichtweisen, und es hilft mir mich auszutauschen. Ich sehe nicht alles so....das war jetzt nur ein Beispiel für eine kindliche Sichtweise, aber mich tröstet sowas dann zeitweise.
Und Thessa - unsere Mamas, die sind doch immer für uns das, was sie auch immer waren. Das ändert sich nie nie mehr. Und ein Teil von ihnen steckt in uns.
@Jojo-Gabi

...ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute. Wie geht es Dir unterdessen? Sind Deine Blutwerte stabil, oder musst Du Neupogen spritzen? Was macht die Arbeit?
Ich hab mir so nen hartnäckig-blöden Husten eingefangen. Kein Wunder bei dem Wetter. Wenn ich dann noch höre, dass das erste Schweinegrippeopfer aus Gelsenkirchen kam, dann sträuben sich mir die Haare zu Berge

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@Diana....ja, das stimmt - ein Teil unserer Eltern ist eben auch in uns. Ich habe diesen Trost, und dann noch Dinge, die sich anfassen lassen.
In den nächsten Wochen werde ich zu Mamas Mann fahren, und dann wollen wir Sachen durchsehen. Bilder, Anziehsachen - Mamas Dinge sozusagen. Auf der einen Seite graut mir davor, weil es schmerzlich sein wird, auf der anderen ist es schön und ich freue mich, weil ich dann viele greifbare Erinnerungsstücke habe.
Wonach ich suche, ist etwas Geschriebenes. Ich dachte, dass meine Mama mir vielleicht etwas "hinterlassen" hätte. Ein paar Zeilen. Das tat meine Oma und es ist unglaublich toll das zu haben. Es beruhigt einen und gibt immer wieder neuerlich Trost. Nun weiß ich, dass Mama zum Schluss gar nicht mehr richtig hätte schreiben können. Sie hat sogar zum Ende hin, die Fähigkeit lesen zu können, verloren. Das war aber nur in der letzten Woche im Krankenhaus so. Vielleicht, so denke ich, hat Mama irgendwo was "deponiert". Das wäre wunderbar. Ich hoffe darauf.
@Bibi...ich erinnere mich noch, dass Du mal erwähntest, dass die Schwägerin Deiner Mama auch an Krebs erkrankt sei. Es ist einfach furchtbar und die Krankheit macht auch vor nichts Halt. Egal, ob da kleine Kinder sind, oder ob das Schicksal nach unserem Ermessen bereits zu genüge zugeschlagen hat. Es tut mir leid für Dich und für den Mann Deiner Mama, dass ihr neuerlich so hart konfrontiert wurdet.
Zitat:
Bin froh über die Mimik meiner Mama die ich im Spiegel sehe, freue mich über Wesenszüge, die mich an meiner Ma manchmal so ange haben - und jetzt erwisch ich mich selbst dabei. Kann man sich da gar nicht gegen wehren?!
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Also bei mir ist das mehr die Art. Also ich hab vom Reden und von meiner persönlichen Art ganz ganz viel von Mama. Das sagen alle die uns kennen. Meine Mama war ein nervöser Typ. Also so fahrig, dabei nie ungenau...aber sehr nervös. So bin ich auch *lach*. Frag mal Beate...als ich sie mal traf, hab ich fast den Tisch in der Bar umgehauen. So bin ich

!
Und auch was den Humor anbelangt....ich hab mit keinem besser lachen können, als mit meiner Mama. Auch über was, und WIE wir uns beömmeln konnten. Wenn ich mit Mama telefonierte, und wir hatten was, was wir irre witzig fanden, dann ernteten wir auf beiden Seiten komische Blicke. Mein Mann guckte immer so ---->

und ihrer ebenso.
Diese starke Verbundenheit - die war sogar im KH noch spürbar, obwohl sie zeitweise gar nicht mehr orientiert war und ihren Mann mitunter manchmal auch nicht richtig erkannte. Bei mir war das anders. Mich hat sie auch immer gestreichelt und ganz liebevoll angesehen

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Dass ich viel Ähnlichkeit mit Mama habe, sagen mir auch viele Leute. Ich selber, ich sehe das kaum. Kommt vielleicht noch.
Ja Bibi, was soll ich sagen...es ist schwer und man hangelt sich von einem Tag zum nächsten. Und ich versuche mir "Stützen" zu bauen. Das können Gedanken sein, Gespräche mit lieben Menschen - ich will nicht stillstehen in dieser Trauer. Das würde und kann ich nicht aushalten. Ich bin so. Zu mir sagen viele, ich sei stark. Das ist gar nicht so. Ich kann nur nicht innehalten, weil ich es nicht ertragen würde.
Worum ich dankbar bin, sind die Sichtweisen, mit denen ich die Dinge manchmal annehmen kann. So war meine Oma und so war auch meine Mama. Und das habe ich auch mit abbekommen - Gott sei Dank - heute weiß ich, wozu´s gut ist.
@Mariesol...schön Dich zu lesen. Dass Dein Papa die Chemo in vollem Umfang erhält, ja, für mich ein Zeichen, dass der Allgemeinzustand soweit wiederhergestellt werden konnte, dass man das für zumutbar hält. Ich hoffe ebenso wie Du, er profitiert viel davon. Man darf das Hoffen nie aufgeben.
Es gibt immer Hoffnung - manchmal verändert sich dabei der eigene Maßstab - die Zielsetzung, die man vor Augen hatte, die Anforderungen. Was zählt, ist der Erhalt der Lebensqualität. Und davon wünsche ich Deinem Papa ganz ganz viel. Und Du unterstützt ihn so toll an seiner Seite.
Die Angst und negative Gefühle, die Kummer-und Traurigkeitstage, die sind immer mit von der Partie. Ich glaube das bringt die Erkrankung automatisch mit sich. Aber nun wollen wir hoffen, darauf, dass der Krankheit Einhalt geboten werden kann.
So, nun muss ich mich sputen. Hab noch Wäsche aufzuhängen und dann will die Rasselbande futtern

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Euch allen ganz liebe Grüße
Annika