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Alt 27.10.2009, 11:56
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Bulldogge Bulldogge ist offline
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Standard AW: Große Sorge um meinen Papa

Hallo Julia,
seit Anfang Mai bin ich in diesem Forum stille Mitleserin u. habe mich vor allem für deinen Thread interessiert, da wir nur knappe 50 km voneinander entfernt wohnen. Bei meinem Mann wurde im April ein Larynxkarzinom T3, supraglottisch festgestellt, eine Lymphknotenmetastase, keine Fernmetastasen. Er bekam genau die gleiche Behandlung wie dein Papa nur ca. 4 Wochen später. Das Tracheostoma wurde ihm in der Uniklinik in Regensburg gemacht, ebenso die Probenentnahmen. Allerdings hat sich mein Mann anschließend für eine ambulante Bestrahlung im Klinikum Weiden entschieden, die 2 Radiochemowochen immer stationär. Es ist alles nach Plan verlaufen, die Ärzte waren hochzufrieden. Mein Mann hat sich mit aller Kraft gegen eine PEG gewehrt, er vertrat vehement die Meinung, "ein Loch genügt" u. quälte sich mit einer unwahrscheinlichen Energie durch die Bestrahlungen, ernährte sich von Suppen u. Fresubindrinks und hat die Tortouren letztendlich erfolgreich hinter sich gebracht. Natürlich ist er zwischendrin immer wieder in ein tiefes Loch gefallen, war kurz vor dem Aufgeben aber wir haben es gemeinsam immer wieder geschafft. Das Ergebnis“tumorfrei „ konnte sich sehen lassen und er hatte die Runde 1 gewonnen. Inzwischen isst er wieder alles, vom Zwiebelrostbraten, über Sauerkraut bis zum Gänsebraten mit Knödel u. hat schon wieder 10 kg zugelegt. Er hat nur einen großen Feind, sein Tracheostoma. Bei der 1. Nachuntersuchung Ende August wurde er von den HNO-Ärzten der Uniklinik auf den nächsten Termin im Oktober vertröstet, dann seien die Ödeme im Hals u. die Verbrennungen vielleicht abgeklungen u. sie würden dann das Stoma gleich verkleben oder ggf. operativ verschließen. Er hat förmlich an den 19.10. hingefiebert, fuhr mit großer Zuversicht zur Nachuntersuchung und kam am Boden zerstört wieder nach Hause. Ein Schatten auf dem Ultraschall am Hals wurde festgestellt und der Oberarzt ordnete sofort PET und MRT an. So wurde mein tapferer Mann 2 Tage später wieder stationär zur Untersuchung in der Uniklinik aufgenommen. Übrigens, er wusste von mir dass dein Papa zur gleichen Zeit dort war und wollte ihn unbedingt kennenlernen. Leider haben ihm die Schwestern „aus Datenschutzgründen“ den Aufenthaltsort nicht verraten. Das Untersuchungsergebnis hat uns aber jetzt regelrecht umgehauen: Residialtumor Hypoharynx, Lymphknotenmetastasen, Metastasen in Lunge, Leber und Knochen, zwar noch sehr klein aber mit PET sichtbar geworden, der Krebs hatte sich trotz Chemo in aller Ruhe ausgebreitet. Nun ist mein Mann endgültig am Boden, redet davon bald sterben zu müssen, alle Energie und Lebensmut ist weggeblasen, das tiefe Loch hat ihn wieder und mich gleich dazu. Ich habe mich mühsam durch das letzte halbe Jahr gekämpft, hin und hergerissen zwischen Hoffnung und Angst und jetzt diese Diagnose. Immer musste ich stark sein, durfte nie eine Träne vergießen, da mein Mann sonst total ausgetickt wäre. Diese Krankheit ist so grauenhaft und heimtückisch. Mein Mann ist im Juni gerade 60 Jahre geworden, die Feier haben wir abgesagt, keiner hatte Lust. Unsere Freunde haben sich alle zurückgezogen, geradeso als ob Krebs ansteckend wäre.
Liebe Julia, ich wünsche deinem Papa viel Glück und alles Gute und drücke euch gaaaaaaaaanz fest die Daumen, dass es so gut bleibt. Wenn auch das Essen noch Schwierigkeiten macht, es ist nicht schlimm. Irgendwann geht’s wieder – das Wichtigste ist, es kommt nichts nach.
Liebe Grüsse an alle in diesem Forum – ihr seid so super und stark!
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