Thema: Myriam
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Alt 30.10.2009, 11:36
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Ulli,

danke, ich werde mich bemühen. Es wird ja nicht mehr lange sein. Ab Januar ist bereits ein Platz im Pflegeheim reserviert. Ich möchte sagen: leider. Jedoch es geht nicht anders. Dort wird sie es in mancher Hinsicht besser haben als zu Hause. Die 2 1/2 Wochen, in denen sie bereits dort war, hat sie sich sehr wohl gefühlt. Für uns beruhigend. Dass sie oft "nach Hause" wollte, OK, das will sie hier auch. Sie meint damit nicht ihre Wohnung, sondern ihr Elternhaus, zu ihrer Mutter.

Liebe Christa,

danke, auch da werd ich mich weiterhin abmühen. Man(n) lernt ja nie so ganz aus.


Ein Bild hab ich gefunden, welches ich in einem anderen Beitrag benutzt hab. Siehe Anhang. Jedoch, als ich es mir näher betrachtete, konnte ich aus dem Bild etwas lesen. Ich möchte euch eine Geschichte erzählen.

Zunächst ein ganz normales, schönes Bild, wie mir schien. Doch dann:

Man sieht den Horizont. Ein schmaler, kaum zu sehender Streifen. Rechts den Deich vor Nordstrand, dann den Strassendamm zum Festland und links kann man die Getreidesilos im Hafen von Husum erahnen. In der Mitte der Küstenschutzdeich, der sich zum Horizont windet. Er trennt die Nordsee, rechts, von dem Naturschutzgebiet "Beltringharder Koog", links, mit seiner Salzwasserlagune.

Vorne rechts macht sich ein Mensch auf den Weg. Es ist kalt und windig. Er ist allein, ansonsten alles menschenleer. Sein Blick geht Richtung Horizont, dort will er hin. Der Sonne entgegen. Ein beschwerlicher Weg, denn nicht immer ist das Wetter so schön. Manchmal schlagen die Wellen bis zur Deichkrone, wollen den Wanderer ergreifen und mit sich reissen. Ein Sturm tobt über den Deich, versucht den Wanderer umzuwerfen, ihn zu Boden zu drücken oder gar vom sicheren Deich zu blasen. Er schüttelt den Wanderer, der sich nur mit Not halten kann. Manchmal fällt er auch zu Boden und kann sich nur mühsam wieder aufrichten. Durchnässt, zitternd vor Kälte, verzweifelt Halt suchend.

Er ist alleine. Niemand ist da, der ihm helfen kann. Wenn die Wolken verflogen sind, die See und der Sturm sich beruhigt haben, macht er sich weiter auf den Weg zum Horizont. Von dort ist ihm die Sonne ein Antrieb, ein Versprechen. Bis zum Ziel ist immer noch ein weiter Weg. Der nächste Sturm, das nächste Wasser greift nach ihm. Manch anderer verliert seine Kraft, der wird mitgerissen. Nicht so unser Wanderer. Er hält durch bis zur Erschöpfung. In den Pausen zwischen den Stürmen kann er sich immer wieder erholen und neuen Mut fassen.

Irgendwann ereicht er sein Ziel. Den Horizont, dort wo die Sonne scheint. Dort kommen ihm Menschen entgegen, nehmen ihn auf, geben ihm Schutz und Wärme. Er fühlt sich geborgen und ist glücklich, dass er diesen Weg gegangen ist. Dass er sich nicht verkrochen hat, damals. Dass er ihn geschafft hat, trotz aller Gefahren. Diese Gefahren und auch der Grund für seine Wanderung sind nicht vergessen, jedoch Vergangenheit.

Diese Gefahren haben ihn gelehrt, aufzustehen. Sie haben seine Kraft und seinen Mut wachsen lassen. Sie haben ihn gelehrt, was Leben bedeutet. Vieles aus seiner Vergangenheit ist winzig klein und unwichtig geworden. Er ist wieder unter Menschen, spürt ihre Wärme. Er ist im Einklang mit sich selber.

Am Abend steigt er auf den Deich und sieht einen neuen Horizont. Ein neues Versprechen und er weiss, dass er die Kraft und den Mut hat für seinen weiteren Weg. Dass er immer wieder unterwegs auf Menschen trifft, die ihm Schutz und Wärme bieten. Die untergehende Sonne: das Versprechen, dass sie am nächsten Tag wieder aufgeht und weiter Leben spendet.


Alles Liebe

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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