Thema: Waltonsvilla
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Alt 17.02.2004, 09:31
Gast
 
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Standard ...nach der Lungen-OP

LIebe Familiy,liebe MItleser

ich wünsche Euch allen einen schönen guten MOrgen.Heute ist Daumen drücken agesagt für alle bei denen heute Untersuchungen anstehen.Ich war heute morgen bei meiner MUtter ( sie paßt einmal die Woche auf meinen kleinen Sohn auf ) und habe erfahren das jetzt schon wieder eine UNtersuchung ansteht.Am FReitag wissen wir schon wieder mehr.
Ich würde das gern zum Anlaß nehmen noch einmal ihre / meine Geschichte ZU erzählen, vor allem weil hier sicherlich auch einige mitlesen,die sich nicht trauen ,so wie ich vor zwei Jahren, mitzuschreiben .

Achtung Lang !

Ich bin da gestern nach einem sehr lieben Telefonat draufgekommen wie ich damals zu Kompass kam und wie schlimm es war in der ersten Angst und Kopflosigkeit hier alle Threads zum Thema Lungenkrebs durchzulesen.ICh habe oft geweint,über manche Schicksale hier,nur NAmen und doch vertraut.Ich hatte Angst das es das ist was meiner Mutter auch bevorsteht und nur wenig Hoffnung gab es,den die BEtroffenen in BEhandlung schrieben kaum, im nachhinein empfinde ich diese Zeit generell als sehr düster.
Meine MUtter wurde mit 49 Jahren krank.Sie hatte schon lange immer Erkältungen ,Husten aber das war bei uns nie ungewöhnlich,wir waren immer eine Familie von Rauchern, die obligatorischen 2-3 mal Bronchitis im Jahr,Grippe,war nie etwas besonderes.
Innerhalb einer WOche wurde sie von einer vollkommen gesunden Frau,voll im Leben stehend, ein pflegebedürftiges Wrack,sie schwankte, redete doppelt,erinnerte sich nicht mehr an gerade gesagte Dinge, erlitt Anfälle,Krämpfe,fing an zu zittern ( die Symptome ähneln einem Alkoholiker auf Entzug) Erstdiagnose nach dem Alkoholismus ausgeschlossen werden konnte :" Demenz" und die damit verbundene Bitte des Arztes uns nach einem Pflegeplatz für unsere Mutter umzusehn,denn sie würde jetzt irreversibel zum Kind .----NAch einer WOche !!!!!Mit 49 !!
Erst ein Gespräch mit dem Chefarzt des Kreiskrankenhauses brachte auf einmal Betriebsamkeit in den Laden .Rückenmarkpunktion wurde endlich vorgenommen, auf einmal fielen Schlagworte wie Meningitis,Enzephalitis die im übrigen auch diese Symptome verursachen können nur das es dann eigentlich auf jeden Tag ankommt.MEine Mutter konnte auf einmal nicht meht sprechen, randalierte und wurde endlich ins Uniklinikum verlegt. Sie riß sich alle Schläuche wieder raus, bekam Anfälle,zitterte, hatte große Angstzustände, die Atmung fing an auszusetzen, sie wurde zwei Wochen später ins künstliche Koma versetzt und lag dann da, auf der Neurointensiv und alle schienen ratlos. Dort,nach einer Weile fiel auf einmal das Wort Tumor und paraneoplastisches Snydrom.
Keine der vorangegangenen Untersuchungen deutete darauf hin,nur bestimmte Werte im Liquor, die Blutkörperchen glaube ich .
Man suchte und suchte,dachte in der Lunge etwas verdächtiges zu sehn,Bronchoskopien waren ergebnislos , MRT nicht eindeutig, Röntgen komplett ohne Befund, meine Mutter mußte künstlich beatmet und ernährt werden,und dann , mit Genehmigung der Krankenkasse wurde eine komplett neue Untersuchungsmethode , die PET angewandt. Ich habe den Bericht zu Hause, der Tumor , ein kleinzelliges Broniachialkarzinom mit drei befallenen Lymhknoten im mm-Bereich gefunden. Eine Seltenheit wohl den Tumor in diesem Stadium zu entdecken und eine Seltenheit das diese Symptome (paraneoplastisches Syndrom) in der Aggressivität auftreten.
Sie wurde operiert, die Lunge 2/3 resektiert,Chemothereapie und sie kehrte nach und nach ins Leben zurück. Jetzt, fast zwei Jahre danach ist es fast so wie wenn nie was gewesen wäre,wer es nicht weiß sieht nichts. Die körperlichen Folgen scheinen ,bis auf einige EInschränkungen beim Luftholen, trockener Husten und Schmerzen der NArbe bewältigt.
Die seelischen noch lange nicht. Ein Gespräch war lange nicht möglich. So ganz allmählich kommen die Dinge die sie bedrücken raus ,noch vor der Zeit der Krankheit aufgestaute Probleme man sieht so ganz langsam die Spitze des EIsbergs.
Gespräche mit anderen Angehörigen und vor allem mit Betroffenen haben mir sehr geholfen meine Mutter zu verstehen.Sie nicht zu bedrängen und zu bevormunden.Die Augen offen zu halten was sie wirklich will ( und nicht was ich will),auch mal ihre Entscheidungen zu akzeptieren auch wenn sie unlogisch waren.
Von medizinischen " Typs" ganz zu schweigen.
JEder Mensch ist natürlich anders, aber so im nachhinein war es befreiend zu schreiben, Eine Entlastung meiner eigenen Seele um sie für meine Mutter und aber auch meine FAmilie frei zu haben.

Deshalb bedanke ich mich an dieser STelle das es dieses Forum gibt, und EUch , diese Menschen die hier schreiben und lesen und auch wenn die Meinungen oft unterschiedlich sind ist es dieser Austausch der hilft.

Ich habe jetzt lange überlegt ob ich diesen Riesentext wegschicken soll,so lang, so ernst aber ich glaube die, die mich schon kennen werdens mir nachsehn und vielleicht ist ja doch der ein oder andere noch ermutigt jetzt mitzuschreiben, egal ob Lungen-Op oder nicht , und wer ähnliches erlebt hat und sich per Mail austauschen will kann das gerne tun (Angelika@koelbls.de).

So,und nu geh ich erstmal was trinken, habe so eine trockene Kehle :-)
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