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Alt 01.12.2009, 07:41
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica...
Ich hab keine Worte... aber Tränen in den Augen... Wie bei meinem Papa...
Es tut mir so leid, dass dein Paps ein solches Ergebnis bekommen hat, auch wenn ihr sowas schon geahnt habt. Mit dem Aussprechen ein Stück Hoffnung genommen worden.

Ich kann deine Stimmungen so gut nachvollziehen... ich kenne sie nur zu gut.
Ich weiß nicht, ob ichs schon schrieb, aber als mein Papa damals das letzte Mal im Krankenhaus war, sagte ein Urologe zu meiner Mama, dass die Chemo alles nur noch schlimmer gemacht hat.
Meine Wut war groß, aber was brachte sie? Nichts. Die Ärzte sind auch keine Zauberer, aber der Gedanke des Versuchskaninchens war irgendwie in mir. Allerdings war es zu spät, da noch irgendwas ändern zu können.

Wenn dein Paps schwach ist und ihm der Rücken weh tut, dann sprich bitte den Arzt darauf an, ob die weitere Chemo überhaupt einen Sinn macht! Für deinen Papa bedeutet bestimmt auch jeder Gang zur Chemo Anstrengung, Strapaze, Schmerzen, Aushalten, Durchstehen... Und dann kommen die Tage danach, an dem es ihm vielleicht nicht so gut geht. Muss das alles sein?
Was macht die Chemo mit all den Metastasen, wenn der Arzt vorschlägt sie weiterzuführen? Könnte sie ihm die Schmerzen nehmen? Nein!
Denke bitte nicht, dass ohne Chemo für deinen Paps alles vorbei ist.
Fragt euch, ob es Sinn macht, dass er mit seinen Schmerzen weitere Chemos aushalten soll?

Wichtiger ist sein körperlicher Zustand und dass er sich mit diesen ganzen Schmerzen einigermaßen gut fühlt. Bei Papa, dessen Schmerzen auch durch die Knochen-Metas kamen, ging es um seine Lebensqualität. Er sollte noch so viele gute Tage haben wie möglich. Die Schmerzmittel haben ihm kaum geholfen, dafür sollte er auch das Morphium sprayen. Aber wie dein Paps war meiner auch zu tapfer und dachte, er könnte das aushalten.

Ich möchte dir einen kleinen Tipp geben, damit deinem Papa das Sitzen, Liegen und Schlafen erleichtert wird.
Bei meinem Papa war es durch sein Nephrostoma so, dass er nicht mehr viel unterwegs sein konnte. Ergo war er nur noch Zuhause, saß oder lag tagsüber auf der Couch im Wohnzimmer und las, sah fern oder unterhielt sich, sofern möglich. Seine Knochenmetas haben ihm ständig – auch wenn er sich nicht bewegte -, Schmerzen verursacht, die sich ein gesunder Mensch nicht vorstellen kann. Das ist nicht mit „normalen“ Rückenschmerzen vergleichbar. Auch die Oberschenkel haben ihm weh getan, die Hüfte, eben die meisten Stellen, wo Knochen die Last tragen.
Um ihm dieses Sitzen, Liegen etc. so bequem und angenehm als möglich zu machen, haben wir TEMPUR-Kissen gekauft. Die gibt es in einem Bettenfachgeschäft. Diese Kissen (es gibt auch Matratzen davon) sind druckentlastend. Beugen also auch dem Wundliegen vor. Sie sind sooo wunderbar herrlich weich und passen sich dem Körper und jeder sitzenden/liegenden Bewegung an.
Mein Papa hatten auch eine Decke auf dem Sofa, die aussah wie ein strubbeliger Teppich (leider weiß ich nicht, wie die hieß). Das war eine Sitz- bzw. Liegeunterlage, die wir aus dem Reformhaus hatten. Die beugte ebenfalls dem Wundliegen vor, da normale Decken, auf denen man liegt bzw. sitzt, schnell Falten schlagen können.
Und diese Falten können verheerende Auswirkungen haben, wenn man den ganzen Tag/die ganze Nacht darauf liegen muss, weil man sich nicht gut bewegen/drehen kann.

Vielleicht ist dieser Tipp mal nützlich für deinen Paps. Wir können diese Kissen nur empfehlen. Erkundige dich bei Bedarf einfach danach. Wer weiß, was es mittlerweile noch für tolle Dinge zur Unterstützung gibt.


Chica, ich freue mich für dich, dass du dein 2. Wunschkind bekommst. Und ich denke, dass wird für deinen Papa ein großes Ziel sein. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich das gut finde.
Es ist immer so, dass ein Mensch – ob alt oder jung, krank oder gesund - geht und ein kleiner Mensch kommt. Daran wird dein kleines Baby nichts ändern. Und wenn dein Papa dieses Ziel vor Augen hat, wird er kämpfen. Daran glaube ich ganz fest. Nach diesem niederschmetternden Ergebnis war deine Nachricht eine wunderbare für ihn. Eine Nachricht, die zeigt, dass das Leben weitergeht, dass es sich lohnt zu kämpfen.
Und weißt du, welches schönere Ziel könnte dein Papa jetzt haben, als den Willen, diese Zeit der Entwicklung mit und von euch zu erleben und sein neues Enkelkind kennenzulernen?
Vielleicht kannst du versuchen es positiv zu sehen.

Ich glaube, es ist Schicksal. Es soll so sein. Nach diesem Ergebnis soll dein Papa ganz schnell an was anderes denken können. Und er soll sich ausmalen, wie klein seine Nase und seine Fingerchen sind, wem es wohl ähnlich sieht, wie es heißen könnte, ob es ein aufgewecktes oder ruhigeres Kind sein wird...
Freu dich mit ihm für diese Gedanken. Das sind die Gedanken, bei denen er nicht über sein Schicksal grübeln muss.

Liebe Chica, alles Daumen drücken und an-euch-Denken in der Vergangenheit hat leider nichts gebracht, aber ich halte daran fest und drücke weiter die Daumen, weil dein Papa sicher auch ein Kämpfer ist.
Leider sind wir alle machtlos, wenn es darum geht helfen zu wollen. Wir können nur mit „Kleinigkeiten“ jeder Art großes bewirken. Und diese Bedeutung dürfen wir niemals unterschätzen.
Die „großen Dinge“ sind unwichtig geworden – die „Kleinen“ zählen und sind viel intensiver. Man lernt sie zu schätzen und zu lieben.

Ich umarme dich, wünsche dir einen guten Verlauf deiner Schwangerschaft und deinem Paps drücke ich nach wie vor beide Daumen gegen seine Schmerzen.
Weil sich unsere Geschichte so ähnelt, denke ich oft an dich und deinen Papa – und das wird auch so bleiben.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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