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Alt 03.12.2009, 12:00
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller seit Nov 08, Hirnmetas seit Mai 09, suche Erfahrungsaustausc

Liebe Bea,

unserer ganze "(Sorgen-)Welt" kreist seit der Diagnose um den Menschen, um den wir so bangen und den wir so lieb haben. Wir würden alles tun, und derjenige umgekehrt auch, weil die wechselseitige Liebe einfach riesengroß ist.

Und irgendwann, an dem Punkt an dem ihr jetzt seid, da geht man noch kritisch mit sich selber um, fragt sich, ob man evtl. zu schwach ist, weil man mal das Zimmer verlässt. Fragt sich, ob das noch normal ist, wenn man raus muss, weil man das Leiden nicht mehr mit ansehen kann. Hmm Bea, was würd der Papa Dir denn jetzt sagen, wenn er es könnte? Würd er Dir Vorwürfe machen oder irgendwas an Deinem Verhalten als falsch bewerten? Du weißt was er Dir sagen würde, oder?! Würde er wollen, dass Du mit Dir haderst? Würde er wollen, dass Du so mitleidest. Es ist schlimm genug für alle, dass es so ist wie es ist. Wichtig ist aber, sich selber gegenüber fair und ehrlich zu bleiben. Ich sage nochmal: Du machst alles richtig!!

Ich, wenn ich so krank wäre, ich würde meine Kinder so weit wie möglich raushalten wollen. Aus allem. Und heute verstehe ich meine Mama so gut, die mich immer immer schützen wollte, die mich so weit wie möglich von abschirmen wollte. Und wenn ich eines weiß, dann ist es die Tatsache, dass sie mich heute mit der gleichen Liebe in den Arm nehmen würde - ungeachtet dessen, ob ich es am Bett manchmal nicht mehr aushalten konnte, und einfach nach Hause musste. Meine Mutter hätte mich, wenn sie gekonnt hätte, sogar weggeschickt. Als sie dazu noch in der Lage war, hat sie das zeitweise ja sogar.

Die Atmung empfand ich nicht als so schlimm. Oma hatte das auch, und da wußte ich es. Bei Mama war das insofern anders, als dass die Ärzte dachten, sie hätte eine Lungenentzündung oder Wasser in der Lunge. Sie wurd ja am Tag ihres Versterbens noch geröntgt. Die letzte SMS auf meinem Handy ist die von meinem Mann, der eine Stunde bevor sie starb mit Mamas Mann noch bei ihr war. Die SMS gab Entwarnung. Kein Wasser, keine Entzündung - alles ohne Befund. Sicher, diese Rasselatmung klingt laut-brodelnd. Anfangs so, als wenn man den umgangsprachlichen Frosch im Halse hätte, aber nicht in der Lage wäre abzuhusten. So würde ich das beschreiben.

Was mir nochmal wichtig ist, ist Folgendes. Ich schreibe bewusst ganz ganz oft das Wort "individuell". So ist es nämlich auch. Und wenn ich schreibe, dass das Absetzen der Medis meiner Mutter Ruhe brachte, so meine ich damit nicht, dass das bei Euch auch so sein muss. Ich bin kein Mediziner, und die einzige gemachte Erfahrung ist eben die, die ich mit Mamas Erkrankung gemacht habe. Also mach Dir jetzt bitte nicht auch noch den Kopf, ob die Unruhe daherrührt. Ich denke ihr seid in guten Händen und die Ärzte, sowie das Pflegepersonal werden wissen was sie tun. (Ausnahmen sind für mich allerdings, immer diese Aussagen wie:"Er möchte noch nicht gehen.", oder "Er kann nicht loslassen!" Hellsehen kann nämlich auch da keiner.)

Bea, ich mache jeden Tag Kerzen für Mama und Oma an. Heute stelle ich ein Licht für Deinen Papa und für Dich und Deine Mama auf. Denk dran - ihr habt Euch im Herzen!

Ich sende Dir eine dicke Umarmung!

Annika

P.S.:
Wegen des Rings werde ich Dir beizeiten Pn´en. Ähnliches erlebte ich bei meiner Oma. Den Ring erhielt ich nicht zurück, wurde aber finanziell (ich weiß - das vermag den ideellen Wert des Ringes niemals zu ersetzen) dafür entschädigt.
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