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Alt 11.12.2009, 07:06
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Babe.
Vielen Dank auch dir für deine Worte.

Die letzten Tage meines Papas habe ich hier beschrieben:
http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=31044

Ab da begann ich erst, hier zu schreiben... mir alles von der Seele zu schreiben, mich so durch die anfängliche, tiefe Trauer zu bringen.

Du fragst mich, wie man damit umgeht?
Tja, das Leben kann grausam sein. Besonders, wenn dir ein lieber Mensch genommen wird.
Du wirst nicht gefragt, wie du damit am besten umgehen könntest, wie du weitermachen könntest - du musst es einfach tun, denn nichts, was du nach dem Verlust tust, bringt dir den lieben Menschen wieder zurück.
Ich habe mich sofort wieder in meinen Job gestürzt und mich (als jüngstes von 5 Kindern meiner Eltern) um alle Schriftsachen und um unsere Mama gekümmert. Das hat mich abgelenkt. Sehr.
Allerdings hab ich immer mehr bemerkt, wie blank meine Nerven lagen. Leider hat meine Mama das alles zu spüren bekommen, bis ich endlich den Weg gefunden hatte, mehr Abstand zu ihr zu gewinnen, damit mein Leben auch seine neuen Bahnen finden konnte.
Ich bin auch direkt im Umzug gewesen und du kannst dir sicher vorstellen, dass einem mit Job und Umzug und Trauer und Mama ziemlich viel um die Ohren fliegt.
Meine Stimmung, meine Gedanken wurde erst ein halbes Jahr später viel dunkler, trauriger. Alles kam in kleinen Etappen wieder hoch, die Gedanken kreisten um das Erlebte. Ich war im Urlaub - ich wollte entspannen - ich hatte endlich Ruhe. Aber da bin ich auch durchgekommen.

Ich habe auch gedacht, dass nach Papas Tod alles grauenhaft sein muss und nichts mehr weitergeht.
Dieser Gedanke ist aber, im Nachhinein betrachtet, sehr egoistisch. Denn dabei denkt man nur an sich selbst - wie es einem dann gehen muss, wenn man einen liebenden, großen, wichtigen Teil seines eigenen Lebens verloren hat.
Weißt du, was wirklich schrecklich und grauenvoll war? Die Zeit seines Leidens.
Hilfloses danebenstehen, nichts tun können, weinen zu unterdrücken, Ablenkung zu schaffen für ihn und für mich selbst...
Das war grausam. Seine letzten Monate...
Aber das siehst du ja auch so, dass sein Leben im Vergleich zu früher nicht mehr diese Qualität mehr hat. Das sein Leben aus Schmerzen und Angst besteht.

Wie du schon schriebst, ein Tier wird erlöst, ein Mensch muss das durchstehen bis zum bitteren Ende.
Vielleicht kannst du es auch so sehen.
Vielleicht siehst du es auch erst, wenn dein Papa auf seiner Reise ist.

Dein Papa hat dich mit seiner Liebe, mit seiner Erziehung und allem, was er dir geben kann, soweit vorbereitet,
dass du dein Leben auch meisterst, wenn er aus einer anderen Richtung zu dir schaut und nicht mehr bei dir sein kann.
Diese Dinge, die er dir mitgeben kann, stärken dich, durch diese Krise zu kommen.
Du bist SEINE Tochter, auf die er auch dann noch stolz sein wird, wenn er nicht mehr bei dir sein kann. Daran darfst du immer denken...

Sag ihm, dass du einverstanden bist, wenn er gehen möchte.
Sag ihm, dass er sich keine Sorgen machen muss, dass du klar kommst und alles gut wird - für euch beide.
Denke nicht wie selbstverständlich, dass er das weiß. Das direkte Sagen ist wichtig.
Es kostet zwar viel, viel Kraft und es fließen Tränen, aber es ist wichtig.
Ich hab es gelernt, ziemlich schnell, aber ich war damit zufrieden und habe den Sinn eingesehen.

Babe, schön, dass du den Weg hierher gefunden hast.

Liebe Chica, wie gehts deinem Paps?????
Ich denke so fest an euch...
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (11.12.2009 um 09:46 Uhr) Grund: Fehlerteufelchen
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