AW: Haustiere - mit die beste Therapie!
Hallo Maggie,
mir ging es kurz vor Weihnachten so ähnlich. Ich habe doch auch alles (hoffentlich) hinter mir und trotzdem. Es kamen die ganzen Jahrestage und irgendwie bekam ich da erst richtig mit, dass es um mein Leben ging. Ich fiel zwar nicht ins tiefe Loch aber es ein ständiger Ziespalt zwischen tiefem Erschrecken und Freude. Ich kam mir auch irgendwie blöd vor und Verständnis von Nichtbetroffenen war Fehlanzeige.
So ein bißchen hat mir ein Gedicht geholfen, dass mir vor Jahren ein guter Freund geschenkt hat:
Ich gehe eine Straße entlang
1.
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.
2.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
3.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein … aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.
4.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
5.
Ich gehe eine andere Straße entlang.
Es paßt zwar nicht 100%ig, denn es ist nicht unsere Schuld. Aber mir hilft die Vorstellung, dass ich Stück für Stück lerne, dort hinaus zu kommen. Ich kann es nur in meiner Geschwindigkeit lernen und ich bin mir bewußt, dass dort das Loch ist.
Und einmal ganz ehrlich. Manchmal scheint es mir, als habe ich auch ab und zu das Recht im Loch zu sein. Die besch.. Krankheit hat uns so tief verletzt, körperlich und seelisch, das kann niemand in kurzer Zeit weg stecken. Und dort im Loch gibt es auch so etwas wie Ruhe. Und meine Tiere kommen immer mit rein.
Ich weiß, der Sommer kommt wieder und wenn ich gesund bleibe (was ich vor habe), dann werde ich die Sonne wieder genießen und immer seltener dort reinfallen.
Ich wünsche Dir, dass Du auch bald eine andere Melodie hörst, als den Winterblues.
Ina
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