AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund
Liebe Ulli, Gabi- Diana, Annika, Jasmin und alle anderen!
Als ich gestern zu Ihm auf seine Station kam, saß er auf dem Bett, Koffer und all seine Sachen neben sich aufgetürmt und fauchte mich an!
"Endlich kommst Du wird ja Zeit ich muss umziehen..." Er hat getobt!
Seine Art die Situation zu leben. Ich habe ihn dann gemeinsam mit der Oberschwester und meinem Sohn auf die andere Station gebracht.
Ich kenne die Palliativ (leider) schon. Eine sehr schöne Station mit sehr guter Atmosphäre. Helle sehr schön gestaltete Zimmer und eine Schwester pro Zimmer 24 Stunden.Das Essen wird auf einem kleinen Buffet im Zimmer angeboten. Physiotherapeuten und Psychologen sind rund um die Uhr da.
Ein Balkon mit einem wunderschönen Blick auf die Berge. Eine Pflege im Haus käme für uns nicht in Frage. Die Räumlichkeiten (viele Treppen und Winkel) liesen dies nicht zu. Ich selbst fühle mich nicht im Stande zu leisten, was eine ausgebildete Palliativkraft leisten kann. So kann ich meine Zeit bei meinem Vater für Gespräche, Spaziergänge und Gemeinsamkeit nutzen.
Leider hat sich sein Zustand noch einmal drastisch verschlechtert. Er ist total gelb, die Leberwerte alarmierend.Der Arzt macht mir keine große Hoffnung...meinte ich solle die Zeit nutzen, in welcher er jetzt noch wach ist und mich erkennt.Er meinte bei diesen allgemeinen Werten, läge schon jeder andere Patient im Koma.
Ich bin fassungslos, wie schnell sich sein Zustand verschlechtert hat.
Der Tumor wächst und tobt...es gibt multiple Metastasen in der Leber und in den Nieren.Die Zeit des Abschiednehmens ist so schnell gekommen...es hat mich überrumpelt. Er isst nichts mehr...es ist ganz dünn.Die Sozialarbeiterin hat mir geraten keine Pflegestufe zu beantragen. Auf der Palliativ sei er ja gut aufgehoben...es wird wohl kein Pflegeheim oder sonstiges mehr zur Debatte stehen.Wir haben ein sehr gutes Hospiz hier...ich hoffe der Papa muss nicht noch einmal umziehen und das Hospiz bleibt uns erspart.Ich habe gestern meinem Bruder einen Brief geschrieben. Ich habe ihm die Situation erklärt und ihm die Option freigelassen mich anzurufen oder sich beim Papa zu verabschieden. Ich habe hiermit alles getan was in meinen Händen lag.Ich habe alles für meinen Vater getan. ich liebe ihn sehr und es tut mir so weh in so zu sehen...auch wenn ich darauf vorbereitet war. Mein Vater hat sich bestens durch den Dezember manövriert..es ist unfassbar...er wollte mir keine Probleme bereiten...während des Weihnachtsgeschäftes! Die keine Tochter ist lästig...aber sie hat eben auch noch gemerkt, dass sie sich verabschieden möchte. Sie ist total überfordert und nimmt seine verwirrten Aussagen für bare Münze. So phantasiert mein Vater die BG hätte ihm 60 000.- € gezahlt und das Geld läge auf dem Konto. Die Kleine glaubt das...ich möchte ihr nichts unterstellen aber der Veracht liegt nahe, dass sie meint sie müsse jetzt am Ball bleiben.Ich fahre jetzt zu ihm in der Hoffnung sein Zustand hat sich nicht nochmal verschlechtert.
Eure Mariesol
Geändert von Mariesol (12.01.2010 um 12:43 Uhr)
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