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Alt 20.01.2010, 09:59
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: darf ich das???

Hallo Sophia,

Zitat:
Zitat von sophia* Beitrag anzeigen
ich warte darauf das meine mutter stirbt. das muss sihc furchtbar anhören, ich weiss.
(...)
ich frage mich aber, darf ich das? darf ich darauf warten das sie stirbt?
mir kommt das so schlecht vor.
Ich kann den anderen nur zustimmen: Das hört sich für niemanden furchtbar an, der so ein Leid bei geliebten Menschen mitangesehen hat. Du "darfst" das denken, weil es völlig normale Gedanken sind, die jeder irgendwann hat.

Leider ist es in unserer Gesellschaft immer noch so, dass nicht nur langes, "privates" Leid ein Tabu ist (es gibt endlos viele Menschen, die lange Zeit Zuhause gepflegt werden), sondern auch die Probleme, die Angehörige damit haben. Das heere Idaeal ist, dass man als Angehöriger edel, gut, belastbar und leidend ist, und das alles irgendwie locker wegsteckt, weil man über Kranke / Leidende ja nichts böses sagen oder nur denken darf.

Die Realität sieht leider ganz anders aus. Wenn man die plausiblen Schätzungen darüber hört, wie viele zu Hause Gepflegte von ihren Angehörigen, vernachlässigt, misshandelt oder gar getötet werden (und zum Töten reicht irgendwann schon aus, ein paar Tage lang das Glas Wasser nicht mehr an den Mund zu führen, sondern auf den Nachttisch zu stellen), dann wird einem schlecht. Menschen, die so handeln, sind aber keine Ungeheuer, sondern nur völlig überfordert und verzweifelt - trauen sich aber nicht, darüber zu reden.

Schon deshalb hast du m.E. das Beste gemacht, indem du sehr mutig deine Gedanken hier ausgesprochen hast. Wer keine Tabus bricht und offen spricht, kann von anderen auch keine Hilfe bekommen.

Eine praktische Lösung für euch ist natürlioch extrem schwer. Wenn deine Mutter noch geistig fit ist und ihr mit ihr sprechen könnt, dann versucht es bitte. Und macht ihr klar, dass eine palliative Behandlung (bedeutet: Ziel ist nicht die Heilung, sondern die Linderung der Beschwerden) ihr (und euch!) das Gehen sehr viel leichter macht. Und dass sie trotzdem Zuhause sterben kann. Ich nehme mal an, dass das der Wunsch hinter der Ablehnung jeder ärztlichen Behandlung ist? Kannst du wenigstens mit deinem Vater offen reden?

Ohne mit ihr zu sprechen, wenn sie das konsequent abblockt, wird es schwierig. Natürlich könnt ihr notfalls einfach einen Krankenwagen rufen und sie damit zumindest kurzzeitig in Behandlung "zwingen". Aber ob's euch damit besser geht... Bin da auch ratlos, müßt ihr selbst entscheiden. Ihr kennt eure Mutter am besten. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr eine Lösung findet. Wenn man ihr nur beibringen könnte, dass sie sinnlos leidet, wenn sie auf eine gute Schmerzbehandlung verzichtet.

Viele Grüße,
Stefan
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