AW: Stammtisch
Hallo Ihr Stammtischler,
Ich denke wir alle haben diese Mauer gebraucht, die uns schützen sollte vor dem, was uns so sehr verletzt hat. Wir haben uns eingeigelt, wenn die Welt sich schon weiterdrehen musste, dann doch bitte ohne uns. Und durch dieses Einmauern fühlte man sich selbst sehr lange Zeit wie tot.
Es stimmt, ein besseres Beispiel als das mit den Kindern gibt es wohl kaum. Und wenn man bei den Kindern bleibt, die einzigartig und so vollkommen unterschiedlich sein können und dennoch gleichermaßen liebenswert, kann man die Gedanken auch weiterspinnen.
Und ich glaube, das Wissen um die Einzigartigkeit eines jeden Mensches ist irgendwie die Türe in unserer Mauer, die uns ermöglicht unsere Festung wieder zu verlassen und den Schritt zurück ins Leben zu wagen.
Kennt ihr den "kleinen Prinzen?" im Gespräch mit dem Fuchs? Es steckt so viel Weisheit in diesem wunderbaren Buch. "Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig" Es geht um Vertrautheit und Einzigartigkeit.
Mein Mann war einzigartig, er hat mich auf seine ganz besondere Art geliebt, so wie nur er mich lieben konnte. Unser Leben hat sich in die Richtung entwickelt, wie es nur für uns beide sein konnte. Es war UNSER Leben, UNSERE Liebe. Und so einmalig wie sie zu Lebzeiten war, bleibt sie in meinem Herzen und im Jetzt und heute bestehen. Das Vergangene ist nicht einfach weg, es gehört zu meinem Leben dazu.
Kein anderer Mann kann an der Stelle weitermachen, an der das gemeinsame Leben vor nun fast 6 Jahren geendet hat. Es hat eine Weile gedauert, meine Gefühle und Gedanken weiter zu sortieren.
Aber dann habe ich verstanden, dass der Mann, der nun an meiner Seite ist, ebenso einzigartig ist, er mich genau auf diese eine Art liebt, wie nur er es kann. Sich unser Leben nun in eine Richtung entwickelt, wie es nur für uns sein kann. Es ist UNSER Leben, UNSERE Liebe.
Sie war auf einmal da, neben der, die zu meinem verstorbenen Mann und mir gehört, nicht im Austausch sondern in Einheit. Es werden keine Bilder weggeräumt, sie stören nicht, im Gegenteil, sie gehören unbedingt dazu.
Helmut hatte vor einiger Zeit hier geschrieben von den Zimmern, die wir im Herzen haben, es sind so viele, unterschiedlich groß, mit ganz individuellen Erinnerungen bestückt, je nach Lebensabschnitt und Intensität, aber eben ausreichend viele, es ist nicht nötig eines auszuräumen, um dem nächsten Platz zu geben.
Schade, mein erster Urlaubstag und im Saarland regnet es. Hoffen wir, dass die Sonne nochmal zur Gartenarbeit lockt oder (Helmut wirklich fester Vorsatz) zu einem Freiluftbier beim Ludwig?
LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
|