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Alt 17.03.2004, 21:49
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Conny, liebe Toni

ich weiß zwar nicht wieso, aber es hilft mir so sehr zu hören, dass es anderen auch so geht wie mir.

Ich war tatsächlich dabei als meine Mutter eingeschlafen ist und sie ist wirklich eingeschlafen, ganz ruhig. Diese Tatsache beruhigt und tröstet mich zugleich. Ich würde mir mein Leben lang Gedanken machen wie es gewesen wäre, ob sie noch nach uns gefragt hat, ob sie Schmerzen hatte und überhaupt...
Eigentlich hatten die Ärzte gar nicht damit gerechnet, dass sie an diesem Tag sterben würde, es ging auf einmal alles so schnell. Vorher hatten wir alle noch Hoffnung, dass sie zur Kur fahren kann-obwohl, von heute aus gesehen total idiotisch, dass wir daran nur gedacht haben, so schwach wie sie war. Zwei Tage vor ihrem Tod hat mein Vater dann mit der Ärztin gesprochen und Klarheit verlangt, da kam sie dann der Nachricht raus, dass sie nicht mehr lange leben würde. Meine Mutter hat das ganze nur knapp 2 Stunden realisiert und da stand sie auch unter Medikamenten. Wir wissen letztlich nicht, inwieweit sie das ganze noch mitbekommen hat. Sie hat nur zweimal gesagt dass sie nicht sterben will und geweint. Die letzten beide Tage hat sie praktisch komplett verschlafen, unter Morphium und Beruhigungsmittel. Sie ist abends um halb neun gestorben. Ich war seit mittags bei ihr, weil ich gespürt hatte, dass ich nicht mehr weggehen darf,kann. Als ich mittags kam, hat sie mich noch in den Arm genommen, ganz lange ohne die Augen aufzumachen. Und das war die letzte Bewegung die sie in ihrem Leben gemacht hat(jetz muss ich erstmal wieder kräftig heulen...). Den Rest des Tages habe ich an ihrem Bett gesesssen und ihr alles Mögliche erzählt und ihr gedankt für alles. Und gesungen habe ich-wahrscheinlich mehr für mich, zur Beruhigung. Das waren immerhin 7oder 8Stunden.Um acht habe ich meinen Vater angerufen, er müsse kommen-war so ein Gefühl, ich habe noch nie jemanden sterben sehen. Nachdem mein Vater eine Viertelstunde da war, ist sie eingeschlafen.Zufall?

Tja, und dann packt man irgendwann die Sachen ein, die Klamotten aus dem Badezimmer, die neue Hautkreme, die frisch gewaschenen Schlafanzüge und am allerschlimmsten die Perücke aus dem Nachtschrank. Das war der absolute Horror. Das alles einzupacken, was von der eigenen Mutter bleibt. Man macht die Dinge schon in dem Bewußtsein, dass man diese Anblicke niemals vergessen wird und das werde ich nicht, das weiß ich.
Aus Rücksicht auf uns wollte meine Mutter nicht mehr nach Hause und heute habe ich ein schlechtes Gewissen, dass sie im Krankenhaus sterben musste. Andererseits wäre die medizinische Versorgung zu Haus natürlich schwierig gewesen, denn sie brauchte ca. alle 2 Stunden mehr Morphium. So hatte sie bestimmt keine Schmerzen und konnte in Ruhe einschlafen, zumindest sah das so aus.
Mit ihr ist ein Riesenteil von mir gestorben, meine Kindheit, eine tolle Freundin, meine Mutter eben.

In guten Momenten kann ich auch ein bisschen dankbar sein, dafür dass sie immerhin 59 Jahre alt werden konnte, dass sie früher immer gesund war und wir beide noch 2 sehr intensive Jahre zusammen haben konnten. Sie hatte so gut wie gar keine Beschwerden, auch nicht von den Therapien.
Aber das hört sich jetzt schon viel zu positiv an, eigentlich gehts mir echt besch.... .

So, und nun habe ich euch echt total zugetextet und jetzt ist auch Schluss für heute.

Auch von mir für euch eine dicke Umarmung und lasst was von euch lesen!
Liebe Grüße Claudia
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