Einzelnen Beitrag anzeigen
  #785  
Alt 21.03.2004, 04:43
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Erfahrungsaustausch, Teil 2

HAllo Kathrin,
du hast sicher recht mit der Feststellung, dass einem die vielen Informationen auch Angst machen. Aber ich hatte vor meiner Diagnose schon massive Probleme (mehrere Thrombosen und Lungenembolie, beides von den Ärzten im Vorfeld nicht erkannt), dass es für mich einfach wichtig ist, event. auftretenden Symptome selbst zu erkennen. Wenn ich den KK anfang vorigen Jahres schon gekannt hätte, hätte ich mich sicher nicht von meinen Ärzten noch einige Monate vertrösten lassen. Allerdings mache ich keinem meiner Ärzte daraus einen Vorwurf, da dieser Krebs nun einmal sehr schwer zu diagnostizieren ist.
Dass deine Familie zur Tagesordnung übergegangen ist, kann ich gut verstehen. Gerade für Kinder ist ja doch die einfache Präsenz der Mutter nach einem KH -Aufenthalt ein Zeichen, dass Alles wieder OK ist. Und Männer neigen ja bekannterweise dazu, alles was mit Krankheiten zusammenhängt so gut wie möglich zu verdrängen. Vielleicht solltest du trotzdem versuchen, mit deinem Mann einmal über deine Ängste und Gefühle zu reden. Es kann ja doch sein, dass auch dein Partner tief in seinem Inneren genaus fühlt und dich einfach nicht damit belasten will. Darüber zu reden kann oft sehr hilfreich sein.
Ich kann mich gut in deine Situation hineinversetzen, obwoch die Ausgangssituation bei mir ja doch Anders war. Ich war sieben Wochen durchgehend im KH und als ich dann nach Hause gekommen bin, war meine Familie überglücklich und hat mich Anfangs ziemlich verwöhnt :-). Trotzdem fühle ich mich jetzt nach fast einem Jahr wieder viel wohler. Meine Kinder leben wieder ohne ständige Angst um mich und können ihre Jugend genauso genießen wie gleichaltrige Freunde. Die ganz Situation hat sie doch sehr verunsichert und manchmal, wenn ich tagsüber nicht ganz so fit bin, kommt die ängstliche Frage. "Geht´s dir nicht gut?" Aber grundsätzlich herrscht auch bei uns Tagesordung und ich bin sehr froh darüber.
Dass du körperlich noch nicht 100%ig fit bist ist meines Erachtens ganz normal. Der psychische Aspeket wird ja meist ohnedies unterschätzt. Gerade eine Krebserkerankung zeigt uns unsere eigene Hilflosigkeit und macht uns doch sehr nachdenklich. Bei mir war es so, dass ich durch die weiterfürende Behandlung und Chemo lange keine Zeit hatte, meine Krankheit psychisch zu verarbeiten. Das hat erst ca. einen Monat nach Abschluß der Behandlung (also auch erst gegen Ende 03) begonnen.Einiges hab ich für mich Allein akzeptiert und über viele Dinge habe ich mit meinem Mann gesprochen. Diese Gespräche waren für mich sehr wichtig und haben mir sehr geholfen. Natürlich hab ich auch jetzt noch an manchen Tagen seelische Tiefs, aber eigentlich hab ich alles ganz gut verarbeitet.
Momentan bin ich auf der Suche nach einer alternativen Zusatzbehandlung, da ich dadurch wieder mehr das Gefühl haben würde, aktiv etwas zu unternehmen und die Schulmedizin zu ergänzen. Ich denke, dass ich es einmal mit Ayurveda (indische Heilkunde) versuchen werde. In meiner Nähe gibt es ein ayurvedisches Gesundheitszentrum das von einem Schulmediziner geleitet wird. Da ich immer noch blutverdünnende Medikamente nehmen muss, möchte ich nicht auf die Schulmedizin verzichten und nur mit einem "Guru" zusammenarbeiten :-).
Wie du sicher bemerkt hast, kann ich nicht schlafen und dann neige ich zu längeren Postings.
Liebe Grüße
Margit
Mit Zitat antworten