Liebe Heike!




Komm mal her, ich drück Dich!
Deine Zeilen, in jedem Wort liest man die tiefe Liebe, die immens große Trauer, gleichzeitig auch die Freude über Noel, Zukunftsängste... ein Gefühlswirrwarr wie es schlimmer nicht sein könnte...
Eure Liebe ist einzigartig und Liebe endet nicht mit dem Tod... und ja, Ihr durftet Liebe kennenlernen, was auch vielen Menschen auf Erden versagt bleibt, Ihr durftet leider nicht so lange wie Ihr es gerne gewollt hättet, zusammen bleiben, durftet nicht zusammen alt werden... aber diese Liebe ist es, die Dich, trotz des Verlustschmerzes jetzt, zu Kräften bringen wird, für Dich und Noel zu leben. Du wirst für Noel die tollste Mami sein, ihm von seinem Vater erzählen und Bilder zeigen, so dass Mike immer ein Stück weit bei Euch sein wird und das schönste Vermächtnis ist ja Noel selbst

.
Es gibt nix, was Dich trösten könnte... Einzig im Laufe der Zeit wird der Schmerz erträglicher, man gewöhnt sich an die Situation und man versucht zaghaft wieder nach vorne zu blicken, allein schon dem Kinde zuliebe...
Ja, vielleicht wäre so eine Mutter-Kind-Kur gar nicht mal so übel, vielleicht könntest Du so etwas zu körperlichen Kräften kommen, vielleicht einen kleinen Teil der Trauerarbeit leisten... Ehrlich gesagt, Wunder erwarte ich mir auch niemals von solchen Dingen, auch nicht von Psychologen... Das ist so schwierig, da den/die Richtige/n zu finden, immerhin muss man da ja absolutes Vertrauen haben, ansonsten wird das nix... Man fühlt sich unverstanden, vorgeführt, teilweise überfordert. Bei Trauergruppen ist es so ähnlich... kommt ganz darauf an auf die Menschen dort... Weil nur weil es dem anderen auch schlecht geht, der auch trauert, ist es noch lange nicht so, dass es mir dadurch besser geht... Ok, damals wäre ich zu einer Trauergruppe gegangen, hätte es hier eine gegeben... Aber das war bei mir nicht der Fall, so mußte ich irgendwie "alleine" da durch. "Alleine" deshalb, weil zwar liebe Menschen um mich herum waren, aber mit der Trauer selbst einem eigentlich niemand helfen kann...
Ich habe unzählige Briefe geschrieben, in Gedanken immer wieder mit J. "geredet" (das mach´ich heute noch oft

), habe für mich selber Rituale geschaffen... und habe mir vorgenommen, jeden Tag irgendetwas zu tun, was mir selber gut tut - und ich denke, dass mir das sehr geholfen hat, geholfen hat doch auch wieder zu sehen, dass das Leben nicht nur "schlecht und hart" ist... Ich weiß nicht, das kann man sooo schwer in Worte fassen. Und ich denke, dass jeder seinen eigenen Weg der Trauer finden muss, es gibt da nicht einfach eine "Das ist gut-Methode".
Heike, ich wünsche Dir sooo sehr, dass Du jeden Tag die nötige Kraft findest, die Du für Dich und Noel brauchst, wünsche Dir soooo sehr, dass Du eines Tages wieder glücklich wirst.
Hoffentlich war Dein Tag heute etwas besser...
lg Elke