Thema: Myriam
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Alt 21.05.2010, 00:37
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Myriam

Liebe Mollie,

ja, das ist verdammt schwer. Seine Gedanken nicht mehr mitteilen zu können. Niemand da, mit dem man darüber reden kann. Klar, sind Menschen um uns. Die Kinder, Enkel, Nachbarn, Freunde .................... nur ein Mensch, der wichtigste, der fehlt. Nur mit diesem Menschen konnte man über bestimmte Dinge reden, konnte mit ihm Entscheidungen diskutieren, konnte ihm Abends erzählen, was den Tag über so passiert ist. Konnte mit ihm gemeinsam in den Garten gehen, sich an den Pflanzen, den Blumen freuen oder auch nur die Fische im Gartenteich zählen. Sich z.B. über die ersten Stachelbeeren freuen (ich hab sie heute Nachmittag gesehen bei mir).

Mir ist das auch vor einiger Zeit aufgefallen, wie schwer es ist, alleine zu denken, alleine sich freuen, alleine lachen. Nicht mehr mitteilen zu können, was mich im Innersten bewegt. Das ist die Stille, die ich schon des öfteren beschrieben habe. Die Stille um uns. Wobei es in unserem Inneren scheppert und dröhnt, immer was am arbeiten ist. Gerade weil niemand da ist, dem man natürlich auch zuhört, wenn er/sie was erzählt. Zumindest dann hat das eigene Hirn mal Pause. Diese Pausen gibt es nur noch sehr, sehr selten.

Ich denke nur, das hat mit der direkten Trauer um den oder die Verstorbene/n weniger zu tun. Dass Myriam nicht mehr zurück kommt, hab ich (glaub ich) inzwischen soweit akzeptiert. Es ist nicht mehr so, als wünschte ich sie mir zurück, wie das noch vor einiger Zeit war. Dieser Wunsch ist unmöglich zu erfüllen. Nur, wer soll mir zuhören, wem soll ich zuhören? In dem Sinne wie oben geschrieben? Ohne, dass ich es wusste, war und ist genau das der Grund, warum ich so viel schreibe. Es war und ist zur Zeit die einzige Möglichkeit, meinen Gedanken zumindest teilweise Gehör zu verschaffen. Jedoch leider lange nicht die Möglichkeit, wie ich sie mir wünsche.

Mollie, Monika, ihr seit gewiss nicht allein, wenn ihr Nachts nicht schlafen könnt. Die Trauer hat uns verändert und auch sich selbst. Habe ich lange Zeit meine Trauer alleine auf Myriam gerichtet, so hab ich heute das Gefühl, sie implodiert.


Alles Liebe

Helmut
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