Thema: Myriam
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Alt 30.05.2010, 10:58
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Myriam

Guten Morgen Jasmin,

danke, dein Wunsch ist scheppernd eingeschlagen. Gestern war auch ein guter Tag. Am Vormittag hab ich die Wohnung aufgeräumt, den Staubsauger aus der Ecke gekramt. Zwei Fellblitze überschlugen sich um in Panik das Weite zu suchen. Sie haben es auch gefunden, einen Stock tiefer. Dahin haben sich meine beiden Katzen verzogen. Allein der Anblick des Staubsaugers genügt, dass sie fluchtartig den Raum verlassen.

Mitten in der Arbeit, ich machte gerade eine Zigarettenpause, klingelt das Telefon. Mein Nachbar war an der Strippe. "Hasch Luscht uffe Faaradtour?" Klar, hab ich. Also Beeilung, ich möchte vorher noch fertig werden. Eigentlich wollte ich in den Nachbarort. Ganz hinten im Wald an der Grenze. Dort findet dieses Wochenende ein Fest statt. Nicht nur dort, auch in den anderen Gemeinden, gemeinsam mit ihren französischen Partnern. Mit Tausend Aktivitäten beiderseits der Grenze, die keine mehr ist, nie wirklich eine war. Für die Grosskopferten schon, nicht für die Menschen, die hier leben.

Naja, das kann ich ja morgen auch noch machen, überlege ich. Um 14 Uhr gings also los. Zünftig (und zweckmässig!) in Radfahrermontur. Noch ein Nachbar gesellt sich dazu. Wir fahren meistens zu dritt. Zuvor war noch pumpen angesagt. Die Reifen waren ziemlich platt nach dem langen Winter. Der erste Weg führt uns dann auch an eine Tankstelle. Dort ist es einfacher. Mit brettharten Pneus dann zur Saar und Richtung Saarlouis. Auf der ersten Tour sollte man nicht übertreiben, wir erreichten Saarlouis nicht ganz. An einer Schleuse machen wir Rast, damit das Hinterquartier wieder durchblutet wird. Wie immer wird über Gott und die Welt geredet und natürlich auch viel "dummgeschwätzt" und gelacht.

Etwas vorsichtig steigt man wieder auf, nach der Pause. Erst mal fühlen, wie hart der Sattel ist . Es geht. Es ist auch Zeit. Die Wolken sehen aus als ob sie demnächst zu weinen anfangen. Am Fischweiher, es ist nicht mehr weit bis nach Hause, alle Räder machen klick, klick, klick .... automatisch schalten sie runter und bremsen ab. Sie sind das so gewöhnt, geht nicht anders, wir haben darauf keinen Einfluss. Also, fügen wir uns in unser Schicksal und lassen ihnen ihren Willen.

Viele Angler baden ihre Würmer im Weiher. Der eine oder andere fängt sogar was. Eine Angelsportveranstaltung. Ein Zelt ist sogar aufgebaut, aus der Schwenkerhütte duftet es verführerisch nach Rostwurst und Schwenkbraten. Wie soll man(n) da wiederstehen? 3 Rostwürste wechseln über die Theke und werden, mit Unterstützung eines kühlen Blondes, ihrer natürlichen Bestimmung zugeführt. OK, auf einem Bein kann man(n) nicht stehen. 3 Schwenkbraten erleiden das gleiche Schicksal, 3 kühle Blonde ebenfalls. Woran erkennt man einen Radfahrer auf Tour, der nicht im Sattel sitzt? Auch wenn er nicht entsprechend angezogen ist? Am Lachen ........... Wie das? Naja, an den Fliegen zwischen den Zähnen . Deshalb müssen diese ja auch runtergespült werden. Wie sähe das denn aus!!! Geht garnicht!!!

Zwischen kauen und schlucken bleibt immer noch jede Menge Zeit für ein Schwätzchen. Dermassen gestärkt geht es dann auf den Weg nach Hause. Im Gegensatz zu vorher lassen sich die störrischen Räder bereitwillig satteln, sie haben sich ausgeruht. Ausserdem wissen sie genau, dass sie bald wieder in ihren Stall dürfen. Nur noch rund 3 1/2 km. Langsam wird es kühler. Ein Stückchen Wald müssen wir noch durchqueren, an einem Bach und einem Weiher vorbei, dort spürt man das besonders.

Heute kein Plausch im Hof. Fussball im Fernsehen . Naja, macht auch nichts. Geh ich halt duschen.

Inzwischen ist es 18 Uhr. Ich setz mich an den PC. Die Anlage dudelt Musik von der Platte. Töchterlein hat eine Collage bestellt. Eine Collage aus Blumen- und Blütenbildern. Ich beginne mit der Sortierung. Wähle aus und kopiere in einen extra Ordner. Sie müssen alle noch bearbeitet werden. Doch zunächst mal die Planung. OK, es werden 48 Einzelbilder, die zusammengefügt werden müssen. Sie hat da eine ziemlich genaue Vorstellung, was sie haben möchte. Verkleinern, vergrössern, ausschneiden, umwandeln, nachbearbeiten .... eine stupide Arbeit, Routine. Schnell vergeht die Zeit. Zwischendurch zur Ablenkung mal nach Mails gucken, keine da. Neue Bilder ins I-Net stellen. Eins davon erhält auch gleich einen Kommentar. Nach dem KK geschaut, keiner im Chat. Irgendwann ist es 1/2 2 Uhr. Ich habe keine Lust mehr. Immer noch läuft die Musik. Ich gehe zur Couch, trinke noch ein Glässchen Wein im Dunkeln. Prompt schlafe ich dort auch ein. War mir bereits vorher klar.

1/2 8. Ich werde wach und schaue noch oben durchs Dachfenster. Sehe den Wolken zu, ab und an blinzelt die Sonne durch. Es ist frisch, die Heizung ist abgestellt. Aus dem Schlafzimmer hol ich mir ne Wolldecke und mach es mir wieder bequem. Obwohl draussen kein Windchen zu sehen ist, rasen die Wolken da oben vorbei. Da muss es wohl heftig blasen. Ich schliesse die Augen, höre die Musik. Mit den Wolken wandern meine Gedanken. Zu Myriam, zu Menschen, die ich mag, zu Menschen, die ich liebe.


Sometimes I feel like I don't have a partner
Sometimes I feel like my only friend
Is the city I live in
The city of cities
Lonely as I am
Together we cry we cry we cry

I don't ever wanna feel
(like I did that day)
Take me to the place I love
(Take me all the way)
I don't ever wanna feel
(like I did that day)
Take me to the place I love
(Take me all the way)

I drive on his streets
Coz he's my companion
I walk through his hills
coz he knows who I am
He sees my good deeds
And he kisses me windy
I never worry
Now that is a lie
................




(aus Under The Bridge / All Saints)


Ich liege unter einer Brücke, kehre jeden Abend dahin zurück. Ob ich will oder nicht. Sie ist mir vertraut, wärmt mich, beschützt mich vor der Welt da drausssen. "And he kisses me windy - I never worry - Now that is a lie ........."

.... doch das ist jetzt eine Lüge.


Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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