Hallo Lotte!

Wie geht es Deiner Mutter?


Wollte mich auch noch kurz bei Dir für´s viele Zuhören bedanken. Das hilft einem wahnsinnig viel!!!
Ich bin eigentlich recht ruhig. Mir tut es nur für meinen Vater wahnsinnig leid, weil er doch stellenweise noch mitbekommt, was sein Körper nicht mehr schafft.
Ein vor Kraft strotzender, immer selbständiger Mann, dem jetzt sogar der Plastikbecher aus den Hände fällt und der Saft aus dem Mund wieder rausläuft, weil das Kleinhirn die Muskelspannung nicht mehr aufrecht erhalten kann. Und er kriegt´s voll mit! Müht sich ab wie Sysiphos, um alles vom Boden wieder aufzuwischen, besteht teilweise darauf, es selbst zu machen- auch wenn´s Stunden dauert.
Wir lassen ihn.
Lassen ihm das Gefühl, das er noch ein bischen was selber kann.
Bald wird er ins Koma fallen und einschlafen.
Wenigstens hat er keine Schmerzen.

Ich muß Euch sowieso mal alle auf die Schulter klopfen. Ich weiß, ihr habt alle was ähnliches mitgemacht wie ich: Angst, Wut, Verzweiflung, Sorge, Mitleid,....
Und wenn ich überlege, wie Ihr das alle verarbeitet, muß ich dran denken, daß es bestimmt viele Menschen gibt, die unsere Zeilen lesen und sich denken "wenn die das packen, kann ich´s auch".

So ist mein Vater auch. Und wenn ich dran denke, was er ganz am Anfang zu mir gesagt hat, fällt mir das alles ein bißchen leichter:

" Weißt Du, wir müssen alle mal gehen, und die wenigsten gehen gesund. Wenn ich aber überlege, was ich für ein Leben hatte, kein Fest ausgelassen und viele fröhliche und auch feuchte Stunden gehabt habe, ich würde nichts anders machen, wenn ich´s nochmal machen könnte. So viel Glück haben nur wenige!"

In meinen Gedanken bin ich bei Euch

Tamara