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Alt 25.07.2010, 09:51
Mampi Mampi ist offline
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Standard AW: Diagnose Brustkrebs mit 35 jetzt kommt die Chemo

Hallo Paulinchen,

mit der Diagnose Krebs ist das Leben einfach nicht "normal" - also "normal" in dem Sinne, wie man es vorher kannte. Für Dich nicht, Deinen Mann nicht und auch für Deine Kinder nicht. Sie sind ebenso Teil der Familie, wie Erwachsene auch und sollten und müssen sehen, dass es Zeiten im Leben gibt, in denen nicht alles perfekt rund läuft, sondern so manche Kompromisse eingehen muß.

Für uns als Eltern war es von Anfang an klar, dass unsere Beiden wissen müssen, was los ist. Sie wären an dieser Unwissenheit zerbrochen. Nichts wäre für sie schlimmer gewesen, als wenn sie sich selbst die Schuld an so mancher tiefen Stimmung gegeben hätten oder sich in wirre Gedanken stürzen, warum es mir dann und wann einfach schlecht geht. Klar, unseren Kindern haben wir diese Krankheit in anderen Worten erklärt, wie es Erwachsenen verstehen würden. Auch die Therapie haben wir mit vielen Beispielen vermittelt.

Ich hab ihnen den Krebs wie Unkraut im Rasen erklärt. Das hat da einfach nix zu suchen und muß da raus. Und wie es bei Unkraut ebenso ist, ist das ganz schön hartnäckig - also fährt man da schon mal heftige Geschütze auf (sonst ist der schöne Rasen irgendwann halt mal weg). Als erstes wird das, was man vom Unkraut sieht, einfach rausgerissen oder geschnitten (so wie bei einer OP eben auch). Weil ich aber nun nicht weiß, ob nicht im Boden ein paar fiese Würzelchen geblieben sind, strahlt man da nun mit einem gaaaaanz besonderen Licht drauf, dass die Unkrautwurzeln nicht mögen (Bestrahlung). Weil man aber nun gar nicht weiß, ob das besondere Licht überall hinkommt und den kleinsten Wurzelstrang erwischt, kippt man eben zur Sicherheit noch etwas Unkrautgift drüber (Chemo). Das "Gift" macht aber nicht nur das Unkraut platt sondern eben auch einen Teil des guten Rasens und deswegen ist man manchmal nach dieser Prozedur etwas platt.

Mein Junior hat mich gefragt, ob ich an Krebs sterben kann: "Ja, wenn ich das alles nicht mache, dann schon" Hört sich sehr hart an, aber so hat er gesehen, was der Zweck dieser ganzen Therapie ist und dass es nunmal kein banaler Schnupfen ist (und sie jetzt auch nicht mehr erschrecken, wenn ich mal eine schlechte (heißt verheulte) Stunde habe.

Gestern haben meine zwei mit Hingabe meine Haare gerupft. Einerseits makaber, andererseits - von kindlicher Naivität und Einfachheit lerne ich in letzter Zeit unglaublich viel. Manchmal sind sie schon erschütternd direkt aber es ist ehrlich und sie lassen mich niemals lächerlich erscheinen.

Für Deinen Mann: Unser Hausarzt hat meinen ganz schön "montiert" weil er in seiner Verlustangst und im Nicht-helfen-können zu Anfangs fast ersoffen ist. Manchmal brauchts jemand von außen, der einem den Kopf gerade rückt. Auch nehme ich es mir heute durchaus heraus zu sagen, was mir nicht passt.

Alles Liebe!
Mampi
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