Thema: Kummerkasten
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Alt 31.08.2010, 11:00
vis_a_vis vis_a_vis ist offline
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Standard AW: Kummerkasten

Ein liebes Hallo in die Runde...

Meine, nein unsere "Geschichte" schrieb ich als "Neuer" hier unter: http://www.krebs-kompass.org/forum/s...835#post936835

Mit dem Thema Krebs sind wir seit nunmehr 12 Jahren befasst. Glaubt mir, das geht extrem auf die Psyche. Erst begann ich mit einem Parotistumor links, zwei OP 1998. Entfernung des Gesichtsnervs, Ersatz aus der Wade, ein sogen. Nervus suralis Interponat. Die "Schrammen" im Gesicht sind noch heute sichtbar, aber es geht mir weitgehend gut, das Körperliche betreffend.

Wie ihr lesen könnt, begann meine 8 Jahre ältere Frau 2003 sich einen Krebs einzufangen und hat hat inzwischen drei unterschiedliche Tumore an der Backe. Vieles geht ob der Schwäche durch die Blutkrankheit nicht mehr. Nun steht wegen des Liposarkoms zunächst Bestrahlung an. Wir warten auf den Termin, die Vorplanung erfolgte. Nach einer mindestens 6 wöchigen Pause soll dann die OP des Sarkoms sein. Unsere Wahl fiel auf Berlin-Buch.

Die psychischen Belastungen sind momentan extrem. Streit wegen banaler Dinge, Gereiztheit... mal weinen und nur zurückgezogen sein und die Sorge vor der Zukunft. Wie wird alles ausgehen, Mobilität, Lebensqualität etc.

Ich versuche alles mögliche an Ablenkung "zu bieten". Letztes Wochenende waren wir in Köln. Deutsche Meisterschaften im Kanurennsport. Unser Enkel (geb 1997) startete dort auch und wurde im K4 über 500m mit seinem Team Deutscher Meister, im Vierer über die 2000m wurden die Jungs Dritte. Oma war glücklich und vergoss Freudentränen. Im Oktober, zwischen Bestrahlung und OP wollen wir ein Konzert mit David Garrett in Leipzig besuchen. Die Karten hab ich im warsten Sinne des Wortes erstanden. Also, ich möchte einfach immer wieder so besondere Höhepunkte schaffen und raus aus dem Alltag. Manchmal hab ich das Gefühl, das meine Frau, sobald wird die Wohnung betreten, jede Spannung verliert und zusammerutscht. Nicht zu wörtlich nehmen! Unsere Kinder wissen von der Situation, wohnen aber allesamt sehr weit weg. Und sie sollen ja auch nicht belastet werden, haben ihre eigenen Sorgen.

Dabei möchte man manchmal nur reden, alles rausschreien und los werden. Das aber ist eine Gratwanderung. Diese Sch.... Hilflosigkeit macht mürbe...

Allen Angehörigen hier wünsche ich das Beste, auch wenn mir die Kraft im Mom fehlt, viel davon abzugeben. Man nennt sich dann selbst einen Schwächling. Doch niemand hat die Möglichkeit, derartige Extreme vorher zu trainieren. Sie sind von jetzt auf gleich da und treffen mit voller Wucht. Und wenn die Kette so gar kein Ende hat... also immer wieder Neues dazu....

Dennoch liebe Grüße an alle und lass euch von mir nicht runterziehen.

Vis_a_vis, bei dem grad die Sonne durchs Fenster lächelt, während meine Frau eine Transfusion erhält.

Geändert von vis_a_vis (31.08.2010 um 12:12 Uhr)