Liebe Christel,
ein Satz von dir hat mich sehr nachdenklich gemacht.
"Man muss gut drauf sein. Je besser desto mehr wird für einen getan. Nur manchmal frage ich mich, wofür?"
Das finde ich leider sehr bezeichnend für unsere Gesellschaft, und sehr traurig. Aber du hast wohl Recht. Ich finde es schlimm, wenn man sich so zusammenreißen muss, damit die Ärzte weiterhin hübsch alle Ideen und Optionen aus der Reservekiste holen. Es ist leider nicht anders als bei Gesunden. Wenn man nicht "on the top" ist, dann wird man schräg angeschaut - Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen werden bei uns im Alltag eben immer weniger. Schlimm finde ich, dass diejenigen, die eben nicht gesund sind, sich auch
dann noch so sehr zusammenreißen müssen, um weiterhin optimal behandelt zu werden! Ich bewundere dich dafür, dass du es immer wieder schaffst, dich zusammenzureißen, und den Ärzten die besten Behandlungen abzufordern - das soll und wird so bleiben, da bin ich sicher!
Ich fand Eckis Worte einmal wieder sehr nachdenkenswert. Sich vor Augen zu halten, wofür man lebt, was einen motiviert und welche Ziele man sich setzt. "Welcher Mensch einen braucht" - geht es nicht immer auch darum? Wenn wir gebraucht werden, dann mobilisieren wir all unsere Kräfte, die wir haben! Ich bin sicher, du wirst an vielen Stellen und von vielen Menschen gebraucht.
Es fällt mir - genau wie Annika - sehr schwer, Worte zu finden - darum schreibe ich sonst nicht mehr viel hier.
Mir ist immer bewusst, dass ich eben
nicht K-betroffen bin, und einiges sicher nicht 100% nachvollziehen kann.
Ich mag keine oberflächlichen Trostworte - und wie ich dich kennengelernt habe, magst du die auch nicht.
Ich habe als Angehörige beides kennengelernt - den schnellen, unerwarteten Verlust, wie auch den mleider erwarteten. Ich kann deinen Neid auf Herrn und Frau von Brauchitsch verstehen. Das ist für den, der gehen muss, immer "schöner", wenn man das mal so platt sagen darf.
Ich verstehe auch sehr gut deine Angst vor dem, was du in Worte gefasst hast. Ich glaube, A-Mos leben von dem "diffusen, undefinierbaren" Gefühl. Darin suhlen sie sich. (Das habe ich, aus Gründen, die hier gerade nicht hingehören, grad letzte Woche erlebt.)
Annika

kann das viel besser als ich, solche Dinge in Kürze und Würze auf den Punkt bringen:
"Genau das machen die A-mos gerne. Erfolgreich die Zeit versauen."
Ich hoffe, du hast es mit dem Formulieren deiner Gedanken geschafft, IHNEN den Garaus zu machen - nämlich die Basis für ihr "diffuses Wirken" zu verhageln!
So, und nun habe ich wohl genug geschrieben, mehr als ich wollte. Eigentlich wollte ich hauptsächlich schreiben: ich denke an dich.
Alles Liebe von "Frau Blume", die an dieser Stelle ganz herzliche

für Michaela und Gitta hier lässt, und alle, die ich sonst nicht persönlich kenne, aber sehr gerne lese.