Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1189  
Alt 20.09.2010, 19:40
Benutzerbild von Junimond
Junimond Junimond ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.03.2009
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 220
Standard AW: erfahrungsbericht meiner prophylaktischen mastektomie

Hallo Busenfreundinnen,

heute war es so weit, ich hatte meinen Termin inD'dorf) Zwar musste ich wieder ewig warten , aber es hat sich gelohnt, denn das Gespräch war - aus meiner Sicht - wirklich toll und sehr informativ. Gerne will ich Euch an den Gesprächsinhalten teilhaben lassen, deswegen wird das sicher ein langer Beitrag...sorry

Zunächst haben wir über die grundsätzliche SINNHAFTIGKEIT DER OP in meinem speziellen Fall (Lifetime-Risk für Brustkrebs: ca. 28%) gesprochen.
- Die Ärztin hat zwar gesagt, dass sie mir bei diesem Risiko keine prophylaktische Mastektomie empfehlen kann. Dennoch kann sie nachvollziehen, dass auch ein Risiko um die 30% persönlich als sehr hoch und damit hinreichend für eine OP empfunden werden kann.
- Sie hat also in keinster Weise abgeblockt, sondern mich sehr ernst genommen und beraten.

Im nächsten Schritt ging es um das Thema KOSTENÜBERNAHME durch die KRANKENKASSE:
- Hierzu hat es wohl in den letzten Tagen einen Kongress mit verschiedenen Koordinatoren von Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs und Krankenkassenvertretern gegeben.
- Derzeit ist die prophylaktische Mastektomie nur "Regelleistung", sofern BRCA1/2/3 nachgewiesen wurde.
- Es wird darüber diskutiert, die OP zur Regelleistung zu machen, falls das Lifetime-Risk bei >50% liegt. Ist aber noch lange nicht entschieden...
- Alle Fälle ohne Nachweis von BRCA sind derzeit somit Einzelfallentscheidungen der Krankenkasse.
- Für meinen Fall gilt: Ich erhalte von der Ärztin ein Gutachten/Attest, das ich an die Krankenkasse weiterleiten muss. Dann gilt: DAUMEN DRÜCKEN! Laut Ärztin stehen die Chancen nicht soo schlecht - sie hatte ähnliche Fälle wie mich, bei denen die OP bewilligt wurde. Ich hoffe das so sehr! Andernfalls müsste ich Widerspruch einlegen, und wenn das nichts bringt, die OP selbst zahlen (dazu gleich mehr).

Danach ist sie auch recht schnell zur Sache gekommen und wollte meine Brüste sehen, um sich ein genaues Bild von der Lage zu machen und die OP-METHODE und die IMPLANTATE zu besprechen
- Da meine Brüste sehr klein sind, bin ich ihrer Meinung nach eine super Kandidatin für den Silikon-Direktaufbau mit nur einer Narbe in der Brustfalte.
- Aufgrund meines noch moderaten Risikos hat sie sich dafür ausgesprochen, die Brustwarze zu erhalten, auch um mögliche Komplikationen so gering wie möglich zu halten.
- Ich wurde dann fotografiert und vermessen , danach hat sie schon mal geschaut, welche Implantate grundsätzlich in Frage kämen (ehrlich gesagt hätte ich auch nicht gedacht, dass wir im ersten Termin schon so genau in die Details einsteigen).
- Sie hat dann proaktiv (!) nachgefragt, welche Größe ich mir denn so vorstelle, weil es natürlich kein Implantat gibt, das genau 1:1 so groß ist wie die Originalbrust Habe gesagt, dass ich mich nicht nennenswert vergrößern will, höchstens minimal. Auf keinen Fall will ich nachher auf meinen größeren Vorbau angesprochen werden oder Komplikationen riskieren! Hat sie auch so aufgenommen. Wir liegen wohl bei ca. 245 ml/g (?) pro Seite für die Rekonstruktion eines dann größeren A-Cups. Kommt das Eurer Meinung nach hin?!
- Sie verwendet mehrfach beschichtete, anatomisch (tropfenförmig) geformet Implantate.

Nun zu einem Thema, das wir hier auch schon mal hatten: SCHWEINEHAUT!
- Scheint wohl sehr sinnvoll zu sein, insbesondere bei Frauen wie mir, mit geringem Fettgewebe.
- Der Brustmuskel deckt ja nur den oberen Teil des Implantats ab (ca. bis Höhe der Brustwarze), darunter muss ein beschichtetes Titan-Netz eingesetzt werden. Damit man das nicht durch die Haut sieht/fühlt, wird zusätzlich die Schweinehaut (porcine, azelluläre Dermis) eingesetzt. Soll wohl sehr schöne und natürliche Ergebnisse bringen.
- Ist seit ca. zwei Jahren in Deutschland erlaubt. Die Krankenkassen bezahlen das allerdings wohl noch nicht bzw. es ist eine Einzelfallentscheidung. D.h. ggf. muss ich die Kosten selbst tragen. Nicht ganz billig, aber erschwinglich (Wer die Kosten wissen will, bitte per PN fragen.)
- Sie meinte, ich müsste die Schweinehaut dann vorher kaufen. Hat das eine von Euch gemacht? Wo gibt es die denn?!

Dann sind wir noch auf folgende Themen eingegangen:

- OP-Dauer: ca. 3 Stunden (Großteil für Entfernung des Drüsengewebes)
- Länge des Krankenhausaufenthalts: ca. 1 Woche
- Genesungszeit insgesamt / Wie lange fällt man im Job aus?: mind. 4 Wochen, auch abhängig von Art des Jobs
- Implantatwechsel: Laut Frau Dr. N.-K. nicht nach einem festgelegten Zeitraum von z.B. 10/15 Jahren, sondern nur, falls Probleme auftreten, z.B. Kapselfibrose. Ca. 60-70% der Frauen müssen irgendwann noch einmal operiert werden (Implantatswechsel wegen Kapselfibrose), bei jungen Patientinnen können auch zwei Nach-OPs vorkommen.
- Risiko für Komplikationen, z.B. Nachblutungen, Wundheilungsstörungen: immerhin 30%
- Brustkrebs-Früherkennung nach der OP: Man fällt aus dem intensivierten Früherkennungsprogramm. Direkt vor der OP und ca. ein Jahr danach soll ein MRT gemacht werden, danach jährlich Ultraschall (dann auf eigene Kosten).

Nun, was soll ich sagen? Ich weiß jetzt, was ich will: die prophylaktische Mastektomie! (Klar, noch lieber wäre es mir, ich hätte kein familiäres Risiko...aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert und man muss das Beste draus machen!) Die Ärztin wirkte sachlich, souverän, seriös und dabei sympathisch. Ja, es wurde zwischendurch sogar mal gelacht Sie hat mich nicht versucht zu überzeugen! Sie hat ganz klar Für und Wider erläutert und auch Risiken aufgezeigt. Trotzdem fühlte ich mich bei ihr gut aufgehoben und kann mir vorstellen, die OP mit ihr durchzuziehen.

Meine nächsten Steps sind somit:
- Auf ihr Gutachten warten.
- Termin bei der Psycho-Onkologin machen, ebenfalls Gutachten abwarten.
- Brief an die Krankenkasse formulieren.
- Hoffen!
- OP-Termin vereinbaren. Hatte eigentlich Ende 2011 avisiert, könnte mir aber theoretisch nun auch schon den Sommer vorstellen. Mal sehen, wie es mit der Krankenkasse läuft und über wie viele Monate sich das hinzieht. Und der Arbeitgeber muss ja auch noch eingeweiht werden

So, wer bis zum Ende gelesen hat - wahrscheinlich nur die Interessiertesten von Euch - verdient ein dickes Lob! Ich bin froh, dass ich auch mal etwas Konstruktives in diesen Thread einbringen konnte und hoffe, dass ein paar Mädels von diesen Informationen profitieren können.

Euch einen schönen Abend
Liebe Grüße
Junimond

Geändert von gitti2002 (02.12.2010 um 14:26 Uhr) Grund: Kliniknamen entfernt
Mit Zitat antworten