Liebe Busenfreundinnen,
erst mal Gratulation an alle, die die OP bereits gemeistert haben & natürlich gute Besserung! Und an alle, denen es bald bevorsteht: Die Däumchen sind gedrückt!
Ich möchte Euch heute von meinem Termin mit der Psycho-Onkologin des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs an der Uni Düsseldorf berichten. Nachdem ich vor einigen Wochen mein Gespräch zur Vorbereitung der prophylaktischen Mastektomie bei Frau Dr. N.-K. hatte (Gutachten ist auch inzwischen angekommen), wollte ich mich dort noch mal beraten und mir ein weiteres Gutachten ausstellen lassen.
Das Gespräch war sehr angenehm und hilfreich, und so will ich Euch die wesentlichen Inhalte nicht vorenthalten. Viele Frauen, die die OP noch vor sich haben, stellen sich ja die gleichen Fragen, vielleicht auch die eine oder andere stille Mitleserin. Los geht's:
---WIE SAG ICH'S MEINEM ARBEITGEBER?---
Ein Thema, das mich schon seit längerer Zeit beschäftigt. Ich habe im Job viele Projekte und recht viel Verantwortung und da ich - toi toi toi - in zwei Jahren erst zwei Tage krank war, hatte ich ein bisschen Sorge wegen des Gesprächs mit meiner Chefin.
Mit der Psycho-Onkologin habe ich nun folgende Strategie erarbeitet, die ich für mich persönlich echt klasse finde (muss natürlich jede für sich entscheiden!):
Ich spreche einmal ganz offen und etwas ausführlicher mit meiner Chefin über die geplante OP (zum Glück gutes Vertrauensverhältnis). Alle anderen, die von meiner Abwesenheit wissen müssen, kriegen von mir die Kurzfassung zu hören, die lautet: "Auf ärztlichen Rat muss ich mir das Brustdrüsengewebe entfernen lassen, weil ich ein hohes Brustkrebsrisiko habe. Ich habe jedoch keinen Krebs und die Brust wird mit Silikon wieder aufgebaut. Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen."
GANZ WICHTIG: Auf jeden Fall sagen, dass es auf ärztlichen Rat gemacht werden MUSS. Dies erspart jede Menge Diskussionen über persönliche Entscheidungsfindungsprozesse, die nicht ins Büro gehören. Wenn man nur sagt, dass man es freiwillig machen MÖCHTE, bietet man viel mehr Angriffsfläche und riskiert z.B. auch, dass der Chef verlangt, dass die OP verschoben wird, z.B. wegen eines wichtigen Projekts oder Urlaubs von einem Kollegen.
Die Psycho-Onkologin hat klar davon abgeraten, den Kollegen etwas von einem längeren Urlaub als Grund für die Abwesenheit zu erzählen. Grund: Nach einem Urlaub erwartet man einen top erholten, 100% einsatzbereiten Mitarbeiter. Und das ist nach einer solchen OP nicht unbedingt gewährleistet. Da braucht man ein bisschen Support von seinen Kollegen.
---ERFAHRUNGEN MIT PROPHYLAKTISCHER MASTEKTOMIE---
Sehr spannend... Vor anderthalb Jahren hatte ich ja schon mal einen Termin bei der Ärztin, da stand sie dem Thema Mastektomie noch etwas kritischer gegenüber. Inzwischen befürwortet sie die OP in begründeten Fällen, weil sie verschiedene wichtige Erfahrungen gemacht hat:
Laut ihr kommen die allermeisten Frauen gut mit der OP und dem Ergebnis zurecht. Voraussetzung: Eine fundierte und differenzierte Entscheidungsfindung.
Bei sehr jungen Frauen hat sie des Öfteren beobachtet, dass sie größere Probleme mit dem Wundschmerz nach der OP hatten.
Sie verglich die Phase nach der OP übrigens mit der Pubertät: Man muss sich mit einem neuen Teil des Körpers erst anfreunden, aber das scheint laut ihr machbar zu sein

Ausschlaggebend für ihre Einstellungsänderung gegenüber der OP war eine Frau, die sich gegen die OP entschieden hat - und dann an Brustkrebs erkrankte. Das muss wohl eine sehr schlimme Erfahrung gewesen sein.
Außerdem habe ich sie konkret gefragt, ob in meinem speziellen Fall aus ihrer Sicht eine Gesprächstherapie o.Ä. sinnvoll ist - mein Freund möchte, dass ich so etwas mache, um die ganze Entscheidung noch einmal zu überdenken. Sie hat jedoch ganz klar gesagt, dass eine Therapie in meinem Fall nicht indiziert ist. Sie beschrieb meine Entscheidungsfindung als sehr differenziert und fundiert und sagte, dass mein OP-Wunsch nicht auf ein psychologisches Probolem (Depression, Angststörung etc.) zurückzuführen sei, sondern einfach auf das effektiv vorhandene hohe Stammbaumrisiko.
Zu guter letzt hat sie gesagt, dass sie sich als Ärztin natürlich gegen unnötige OPs stellt - meine OP sei jedoch nicht unnötig, sondern sinnvoll. Sie hat mir den Gutachten-Text dann schon grob erzählt und das hörte sich sehr gut an.
Zum Thema KRANKENKASSE:
Sie hat noch fast keinen Fall erlebt, in dem die Krankenkasse gar nichts bezahlt hat. Es kommt wohl schon mal vor, dass die Kasse die Implantate und/oder das Netz bzw. die Schweinehaut nicht bezahlt. Grundsätzlich gibt es aber Chancen. Auch das macht mir Mut!
Übrigens warte ich schon seit einer Woche auf meine MRT-Ergebnisse und werde langsam nervös

Nicht, dass alles umsonst war, weil ich schon erkrankt bin?!
Liebe Grüße
Eure Junimond