Hallo Wolf,
zunächst wünsche ich Dir und Deiner Frau viel Kraft zur Bewältigung der Erkrankung.
Ich bin mit 37 Jahren an Hodenkrebs erkrankt. Daher sehe ich viele Dinge aus der Sicht des Betroffenen. Letztes Frühjahr ist bei meinem Vater Dickdarmkrebs diagnostiziert worden. Da Vater bei mir im Hause lebt, ist mir die Sichtweise des Angehörigen auch bekannt.
Nun aber zu Deinem Forumsbeitrag vom 15.04.2004. Deinen Satz "Außer bei den 3 mit gutem Erfolg durch Chemotherapie zu bekämpfenden Krebserkrankungen, ... , ist die Erfolgsbilanz sehr, sehr düster", hatte ich als generelle Aussage gewertet, Chemotherapie bringt nichts. Dazu kamen noch die fehlenden Details, so dass ich diesen Satz als typische Aussage aus der Wunderheiler- und Scharlatan-Ecke aufgefasst und entsprechend nachgefasst habe. Nach dem Lesen Deines Beitrages vom 17.04.2004 muß ich jedoch erkennen, vorschnell gehandelt zu haben. Dies tut mir leid!
Bei dem Link auf das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg handelt es sich unzweifelhaft um eine seriöse Quelle. Du scheinst Dich dort auf den Satz "Beispiele für Tumorarten, bei denen eine Chemotherapie zu einer dauerhaften Heilungen führen kann, sind Morbus Hodgkin, maligne Lymphome, Hodentumoren oder das Chorionkarzinom der Frau" zu beziehen. Diesen Satz dann auf die Aussage "Chemotherapie hat bei anderen Krebsarten keinen Erfolg" zu reduzieren, wäre sicherlich nicht richtig. Nichtig richtig allein schon deshalb, weil der KID hier eine Beispielhafte Aufzählung vorgenommen hat. Nicht richtig auch deshalb, weil eine Beurteilung der Behandlungschancen niemals pauschal, sondern immer im Einzelfall erfolgen muß.
Mein Vater hat die Darmkrebs übliche Behandlung (Operation, Bestrahlung und Chemotherapie mit 5FU aufgrund Lymphknotenbefall) mit den auch Dir bekannten Höhen und Tiefen durchlaufen. Zur Zeit sind Metastasen bzw. Rezidive nicht bekannt, wobei ich natürlich nicht weiß, ob dies an der Kombitherapie gelegen hat. Wir sind jedenfalls sehr dankbar, konnten wir doch mit ihm gemeinsam Weihnachten und Ostern feiern.
Auf den Seiten des KID zu Darmkrebs findest Du jedenfalls viele Aussagen auch zu den positiven Erfolgsmöglichkeiten der Chemotherapie bei Darmkrebs. Auf einen Link verzichte ich bewusst, diese Seite dürfte Dir mehr als bekannt sein.
Wie bei allen Therapien kommt es immer auf den Art des Tumor und vor allem auf das Stadium an. In fortgeschrittenen Stadien haben alle Therapien ihre Grenzen.
Ich habe mich in den letzten 2 Jahren viel mit Krebs auseinandergesetzt. Ich habe sehr gute und auch sehr schlechte Hochschulmediziner kennengelernt. Auch habe ich versucht meinen Weg zu finden mit der Erkrankung umzugehen. Ich habe mich schnell für einen ganzheitlichen Ansatz entschieden. Nach Operation und Strahlentherapie habe ich Naturheilverfahren zur Regeneration des Immunsystems genutzt, bin zur Reha gefahren um neue Kräfte zu tanken. Auch habe ich meine bisherigen Lebensumstände überdacht und einige Änderungen in Bezug auf Ernährung und Bewegung vorgenommen, ich bin auch Nichtraucher geworden. Zur Wiedererlangung meiner psychischen Gesundheit besuche ich eine Therapie.
Wie Du siehst, verfolge auch ich nicht nur den schulmedizinischen Weg. Ich gebe da auch Rudolf recht, wonach jeder seinen Weg finden soll. Auch Dir gebe ich vollkommen Recht, wonach dies ein Forum sein soll, um frei und offen über sonstige Therapien zu diskutieren.
Allerdings begegnen mir immer öfter auch Scharlatane und selbsternannte Heilgurus, die mit Krebskranken die schnelle Mark machen wollen, bzw. andere dubiose Ziele haben. Die Merkmale an denen man diese dubiosen Angebote erkennen kann, sind hier oft genug gepostet worden, ich will sie nicht wiederholen. Wichtig ist mir nur, dass es sich nicht um Alternative sondern um sonstige Therapien handelt. Alternativen zur Operation, Bestrahlung und Chemo UND den sonstigen Therapien gibt es nicht. Auf jeden Fall kann ich zusammen mit meinem Arzt auch eine Misteltherapie in die Gesamtbehandlung einbauen, dass könnte sogar sehr entscheidend sein.
Auf jeden Fall werde ich sehr wütend, wenn jemand eine sogenannte Alternative anbietet und die Patientin / der Patientin glaubt dieser Person, da er Angst vor der Hochschulmedizin hat und man ja im Internet lesen kann, dass die normale Medizin nichts nützt. Diese Person lässt sich dann von dieser Person behandeln und stirbt qualvoll, obwohl es gute Chancen gegeben hätte. Beispiele gibt es hier:
http://www.agpf.de/Hamer.htm#22.4.2003. Ich könnte Dir aber auch von der Mutter meiner Arbeitskollegin berichten, die ihren Brustkrebs nicht behandeln ließ, weil Chemo ja eh nichts bringt und die Heilpraktikerin versprochen hat, sie allein mit Mistelspritzen zu heilen.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir und Deiner Frau viel Kraft und Glück!
Gruß Dirk