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Alt 15.11.2010, 17:43
vis_a_vis vis_a_vis ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo Ihr,

freue mich, dass wir außer den Krankheiten noch eine zweite Schiene gefunden haben, ein wenig miteinander zu philosophieren und ihr euch darauf eingelassen habt.

Aber der Reihe nach, weil es auch mir wichtig erscheint:
Steffi, versuche unbedingt deine Abneigung, etwas "festes" zu essen, zu überwinden. Notfalls mit professioneller Hilfe. Da du schon eine Art Schuldgefühl als Grund für dich entdeckt hast, solltest du der Sache zwingend nachgehen. Du merkst, wir machen uns Sorgen, wollen aber auch nicht auf dir "rumhacken". Ein erster Schritt war deine Offenheit uns hier gegenüber, dafür ein Lob!!!

Klar ist, wenn wir hier schreiben oder Sachverhalte beschreiben, kommt es immer darauf an, auf welcher Beziehungsebene wir uns befinden. Aus eurer Sicht könnt ihr nur "über" die Elternbeziehung, Vater - Mutter, reden, wie ich nur "über" die Beziehung der Kinder untereinander reden kann. Beide haben wir gemeinsam, die Beziehung Eltern - Kinder zu beschreiben, wenn auch aus unterschiedlicher Sicht. Ich finde es toll, eure Sichtweise zu lesen. So detailiert bespricht man es ja mit den eigenen Kinder nicht oder man stößt alsbald an irgendwelche Grenzen.

Eure Meinung zu einem neuen Partner finde ich interessant. Ich kann sogar verstehen, was Greeny meint, wo Krieg droht. Auch dazu paar Gedanken: Ich bin der Älteste von acht Kindern. Mein Vater verunglückte tödlich, ehe ich ihn richt wahrnehmen konnte. Als Witwe brachte meine Mutter einen Sohn zur Welt, heiratete 7 Jahre nach dem Tod meines Vaters ein zweites Mal und es wurden sechs weitere Geschwister geboren. Der Stiefvater war doppelunterschenkel amputiert und hatte mit sich und seinen Kindern zu tun. Deshalb frühe Flucht von zu Hause und Heirat in jungen Jahren. Inzwischen sind es 43 Jahre. Zu erben war nix.
Das ist kein Drama.
Meine Frau und ich haben vier Kinder großgezogen, zwei waren aus ihrer ersten Ehe. Wir konnten uns nicht viel leisten, aber aus allen Kindern ist etwas geworden. Nun sind wir dran. Das Ersparte ist zur Sicherung UNSERES Lebens, des einen wie des anderen Partner. Egal, wer zuerst verstirbt.

Krankheit kostet auch ne Menge Geld, insofern sind wir froh, nicht jeden Cent umdrehen zu müssen. Die OP wird ca. 300 km von hier erfolgen. Da kommen für mich allerlei Zusatzkosten. Für den Notfall haben wir je eine Sterbegeldversicherung. Somit müssen sich die Kinder nicht in Schulden stürzen, wenn der letzte Gang zu bezahlen ist. Es ist vorgesorgt.

Ein Liebäugeln auf unser Geld, also nach dem Motto, verbrasst mal nicht so viel und schmälert nicht unser Erbe, würde mich etwas irritieren, um es mal ganz vornehm zu sagen. Ich kenne solche Anwandlungen aus dem Bekanntenkreis. Man wird da nachdenklich, ob man im Leben etwas falsch gemacht hat. Bei uns spielt das kein Problem, zumindest kenne ich es nicht.

Das alles will nicht heißen, dass man nicht mal einspringt, wenn es not tut. Aber wo gehen wir hin, wenn wir uns "verrechnet" haben.

Aber ich glaube schon, ihr macht das richtig gut. Ihr seid da, wenn ihr gebraucht werdet. Unsere Kinder wohnen alle soweit weg, dass ein direktes Helfen oder Eingreifen nicht drin ist. Wir leben mit unseren Problemen auf unserer Insel. Telefon und reden kann eben auch die Nähe nicht ersetzen.

So, erstmal genug getippselt.

Euch alles erdenklich Gute

vis_a_vis
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Selbst:
ED 06/1998 - Azinuszellkarzinom der Parotis li. 2x OP mit anschl. Transplantation des Nervus suralis als Ersatz des Gesichtsnerves, geblieben ist eine inkomplette Fazialisparese
Ehefrau:
ED 06/2003 - Mamma-Ca OP BET, RT, Chemo, 5 Jahre Arimidex
ED 03/2005 - MDS myelodysplastisches Syndrom, seit 2007 transfusionsabhängig
ED 07/2010 - dedifferenziertes Liposarkom G2 im re. OS, Bestrahlung erfolgte, OP am 10.12.2010
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