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Alt 20.11.2010, 16:21
yagosaga yagosaga ist offline
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Registriert seit: 29.04.2010
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo zusammen,

herzlichen Dank Kyria und Andrea, Thomas, Michaela (wo sitzt Du in BS), Jasmin, Kirsten und Annika und alle betroffenen stillen Mitleserinnen und Mitleser für das Interesse an mir und für aufmunternde Worte!

Heute ist schon der dritte Tag nach der ersten Hochdosis Topotecan. Fieber habe ich nicht mehr gehabt in der Zwischenzeit.

Auf Schmerztabletten und Tumorschmerzmittel gegen die vor allem nachmittags und abends zum Teil inzwischen sehr unangenehmen Tumorschmerzen im Oberbauch verzichte ich freiwillig, weil sie entweder die durch die zahlreichen und raumfordernden Lebermetastasen die arg geschundene Leber noch zusätzlich schädigen würden, oder die Thrombozyten im Blut schädigen, die ohnehin durch die jetzige Chemo betroffen sind. Nächsten Mittwoch muss ich fitt sein für die nächste saftige Dröhnung, und kommenden Freitag folgt auch die nächste Knocheninfusion.

Kurzum, ich lerne, zu leiden, auszuhalten, den baldigen Tod vor Augen, hoffe nach der Chemo nochmal auf ein paar gute Wochen oder Monate und lebe nach Tomtoms Devise, Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist. Ich freue mich auch über jeden neuen Tag, an dem ich mich aufrappeln kann, an dem ich Spaß an den kleinen Freuden des Alltags habe. Ich staune aber auch darüber, was ein Mensch alles aushalten kann, wenn er dem Ende so nahe kommt!!!

Seit gestern spüre ich, dass der Tumorschmerz wieder nachlässt. Die (Chemo) scheint anzuschlagen. Für mich ein kleines Hoffnungslicht. Hoffentlich ist das schon der lang anhaltende Trend zur Besserung!

Freut Euch über einen guten (altersgemäßen) gesundheitlichen Zustand. Genießt die guten Jahre in vollen Zügen. Macht Euch keine unnötigen Sorgen und Ängste, lebt so unbeschwert wie möglich, wohl aber wissend, dass es auch unerwartet schnell zu Ende gehen kann. Seid immer bereit im Abschied. Meidet Mießmacher und Miesepeter, lasst Euch nicht vom depressiven Sog des Zeitgeistes erfassen. Genießt die Zeit mit Eurer Frau, Eures Mannes Eures Leben, alle Nähe, alle Beglückung und Ekstase! Macht Euch nichts vor darüber, wie hart einen das Leben anfassen kann. Dann kann Euch niemand etwas vormachen, oder Euch niemand mit unerfüllbaren Glücksversprechen verlocken.

Meine Frau liegt heute mit Fieber fest, sie hat sich offenbar einen Infekt eingefangen. Mit meinem Sohn bin ich heute vormittag losgefahren zu Aldi und habe den Wocheneinkauf gemacht. Auch das habe ich geschafft. Eben nach dem Mittagessen, dass ich diesmal gekocht habe, bin ich noch eine halbe Stunde Spazieren gegangen im Ort, um Tageslicht abzubekommen gegen Winterdepression. Zum Glück sind die großen Kinder da, die helfen und sich um unsere Kleinste kümmern.

Beste Grüße
Ecki