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Alt 23.04.2004, 13:13
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Standard Rippenfellkrebs

Hallo Sonja...

Hier ist der Artikel:



Freitag, 23. April 2004
Wissenschaft



Neues Medikament zeigt Wirkung bei Asbestkrebs
Onkologen im AK St. Georg helfen mit, die Therapie des Tumorleidens zu verbessern.

Von Cornelia Werner

Das Hamburger AK St. Georg verzeichnet einen Erfolg in der Krebstherapie. "Es ist uns gelungen, die erste, überhaupt bekannte, wirksame Therapie beim Asbestkrebs, dem Pleuramesotheliom, mit zu entdecken", sagt Prof. Axel-Rainer Hanauske, Leiter der Onkologie am AK St. Georg. In einer Studie mit elf Patienten stellten die Krebsforscher der Klinik fest, dass eine Chemotherapie, bei der das herkömmliche Mittel Cisplatin mit dem neuen Medikament "Alimta", einem synthetischen Abkömmling der Folsäure, kombiniert wird, bei fünf Patienten zu einer deutlichen Tumorverkleinerung führte. Auf Grund dieser Ergebnisse wurde in einer weltweiten Studie mit 470 Patienten die Wirksamkeit des Mittels untersucht und bestätigt. Alimta wurde jetzt in den USA für die Behandlung des Asbestkrebses zugelassen, die Zulassung für Europa wird für den Herbst dieses Jahres erwartet.

Das Pleuramesotheliom entsteht bei Menschen, die einer Belastung mit Asbestfasern ausgesetzt werden, wie zum Beispiel Kfz-Mechanikern, die in der Werkstatt mit Bremsbelägen gearbeitet haben. "Asbest besteht aus mikroskopisch kleinen Fasern, die inhaliert werden. Weil sie so klein sind, gelangen sie mit dem Luftstrom tief in die Lunge hinein, bis in die kleinsten Lungenbläschen. Die feinen Nadeln werden von körpereigenen Abwehrzellen aufgenommen, und es entwickelt sich eine chronische Entzündung, auf deren Boden dann 30 bis 40 Jahre nach der Asbestbelastung der Krebs entstehen kann", erklärt der Krebsforscher.

Zwar ist mittlerweile die Gefahr des Asbests allgemein bekannt. "Doch wir zahlen jetzt die Rechnung für das, was vor 30 bis 40 Jahren geschah", sagt Hanauske und weist darauf hin, dass laut Studien "die Zahl der Erkrankungen an diesem jetzt noch seltenen Tumor in den kommenden Jahren stark zunehmen und in den westlichen Ländern 2012 bis 2014 ihren Höhepunkt erreichen wird. Forscher schätzen, dass in zehn Jahren das Pleuramesotheliom häufiger ist als der Eierstockkrebs, an dem zurzeit jedes Jahr etwa 7400 Frauen in Deutschland erkranken". Zurzeit gibt es zwischen acht bis 15 Erkrankungen am Pleuramesotheliom pro einer Million Einwohner.

Entdeckt wird der Tumor meistens erst, wenn er schon weit fortgeschritten ist. "Die Früherkennung des Pleuramesothelioms ist sehr schwierig, weil sich die Erkrankung nicht in der Lunge abspielt, sondern zwischen dem Lungenfell, der Schleimhaut, die die Lunge von außen überzieht, und dem Brustfell, das den Brustkorb von innen auskleidet. "In diesem Spalt wächst die Erkrankung und ist im Röntgenbild nur sehr schwierig zu erkennen. Deswegen wird das Pleuramesotheliom nur durch Zufall unter glücklichen Umständen als operabler einfacher Tumor erkannt", sagt Hanauske.

In aller Regel wird der Tumor erst gefunden, wenn er sich bereits flächenartig ausgebreitet hat und eine Heilung nicht mehr möglich ist. Dann kann nur noch eine Chemotherapie das Leben der Patienten verlängern. "In den Studien konnte man sehen, dass die Kombination von Alimta und Cisplatin im Vergleich zu Cisplatin allein bei über 40 Prozent der Patienten zu einer deutlichen Tumorreduktion führte, die Lungenfunktion verbesserte, das Wohlbefinden des Patienten positiv beeinflusste und die durchschnittliche Überlebenszeit von neun Monaten um drei bis vier Monate verlängerte", so Hanauske.

"Wenn wir die Überlebenszeit um drei bis vier Monate verlängern können, ist das bei solch bösartigen Tumoren schon ein Erfolg", sagt Hanauske und betont: "Es gibt keine Wundermittel. Mit einer Therapieverbesserung haben wir drei Monate Lebensverlängerung gewonnen. Aber die Forschung geht weiter. Und mit der nächsten Verbesserung gewinnen wir wieder drei Monate. Auf diese Weise gelingt es allmählich, die Überlebenszeit der Patienten bei solch bösartigen Tumoren erheblich zu verlängern. Wir müssen uns mit schrittweisem Erfolg zufrieden geben".

In der Abteilung von Prof. Hanauske wird das Medikament jetzt weiter getestet. "Wir kombinieren in weiteren Studien Alimta mit unterschiedlichen, bereits bekannten Substanzen, in der Hoffnung, auch bei anderen Tumoren noch eine bessere Wirksamkeit zu erreichen." Zum Beispiel wird das Mittel jetzt bei sechs Patienten mit Schilddrüsenkrebs geprüft, der durch andere Therapien nicht mehr zu behandeln ist. "Bei vier Patienten ist der Tumor kleiner geworden, und es geht ihnen auch allgemein wieder besser", berichtet Hanauske.

erschienen am 20. März 2004 in Wissenschaft
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