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#1
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Hallo,
wie so viele wende ich mich nun auch an euch. Und wie bei so vielen ist es kein besonders fröhlicher Grund. Ich weiß gar nicht so recht, nach was ich suche. Verständnis? Rat? Erfahrungen? Vielleicht von allem etwas... Wo fange ich an? Erstmal zu unserer Situation: Meine Oma, 86 Jahre, lebt mit bei uns im Haus.Vor ca. 6 Jahren haben wir sie zu uns geholt. Wir sind ich, meine Eltern und mein Mann. Vor ca. 3 Jahren wurde meine Oma ins Krankenhaus eingeliefert, da meine Mutter blutigen Stuhl bei ihr entdeckt hat. Es wurde Darmkrebs festgestellt. Nach Not-OP und längerem Krankenhausaufenthalt konnte sie aber entlassen werden und hat sich ganz erstaunlich wieder erholt. Es war fast ein Wunder, wie gut sie das verkraftet hat mit 83 Jahren. Im November letzten Jahres hatte sie eine schlimme Verstopfung und damit verbunden auch Schmerzen und andere Probleme. Nach langem Hin und Her haben wir uns entschlossen, sie ins Krankenhaus zu bringen, damit ihr geholfen werden kann. Dort wurde dann wieder Krebs bei ihr gefunden. Diesmal in der Lunge aber auch vor allem in der Leber. Der Leberkrebs wurde vom Arzt größentechnisch wie ein halber Handteller beschrieben. Der Krebs in der Lunge sei noch recht klein und würde auch eher langsam wachsen. Genauere Angaben zu den Krebsarten habe ich leider nicht. Das ist alles, was ich weiß. Sie hat die Diagnose erstaunlich gut aufgenommen, wohingegen meine Mutter und ich völlig am Boden zerstört waren. Natürlich wussten wir, dass meine Oma mit ihren 86 Jahren nicht mehr ewig bei uns sein könnte aber mit der Diagnose brach für uns quasi der Countdown an, da entschieden wurde (vor allem auch von meiner Oma selbst), dass eine Therapie wahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Sie wurde dann im Dezember entlassen und konnte Weihnachten wieder mit uns feiern. Der Arzt sagte, dass es wohl das letzte Weihnachten mit ihr sein würde. Danach konnten wir eine rapide Verschlechterung feststellen. Meine Oma konnte immer schlechter laufe, wurde schwächer und nahm auch ziemlich stark ab. Über die Monate hinweg sind wir nun an dem Punkt angelangt, wo sie im Rollstuhl sitzt, so gut wie gar nicht mehr laufen kann (höchstens noch ein schwerfälliges Aufstehen mit Hilfe, um sie ins Bett zu setzen oder auf ihre Couch), starke Schmerzen hat, sich zu Beginn des Essens übergeben muss oder einen sehr starken Würgereiz hat, kaum noch etwas zu sich nimmt und einfach allgemein sehr schwach ist. Seit Monaten trägt sie nun auch Windeln. Der Würgereiz und das Erbrechen sind die neuesten Symptome und ich kann es noch nicht ganz richtig einordnen. Es passiert nicht jedes Mal, wenn sie isst und meistens ist es nur nach den ersten paar Bissen. Danach ist dann wieder alles gut und sie isst tapfer weiter - etwas, was ich selbst niemals könnte. Sie isst nicht weil sie Hunger hat, sondern weil sie weiß, dass sie etwas zu sich nehmen muss. Dazu kommt, dass sie zunehmend verwirrt ist. Das ist allerdings auch tagesabhängig. Heute ist sie z.B. recht klar, wohingegen sie mich beim Aufstehen vor ein paar Wochen siezte und mich fragte, ob ich in der Ausbildung sei. Etwas was sich partout nicht ändern will, ist der Gedanke, dass sie nicht zu Hause sondern in irgendeiner Institution ist. Sie sieht manchmal Menschen, die nicht da sind und sagt aus heiterem Himmel komplett unlogische und manchmal unverständliche Dinge. Ihr Bauch ist aufgebläht, sie ist ganz leicht gelblich und sieht einfach ganz schlimm aus. An Medikamenten bekommt sie: Abends eine Spritze Morphin Sie hat Morphinpflaster Sie nimmt mittags bevor sie sich hinlegt Tilidin-Tabletten und noch welche zur Beruhigung (ich meine die nennen sich Tavor) Sie hatte anfangs Luftnot, die hat sich aber mit Hilfe der Tavor gelegt, was wirklich schön ist. Es ist ungemein schwierig, mit anzusehen, wie ein geliebter Mensch so verfällt. Ihr Urin ist dunkelgelb bis braun, ihr Stuhl ist nur flüssig und hat einen ganz schlimmen Geruch. Ich bin sehr in die Pflege meiner Oma involviert und bin morgens da um sie zu waschen und anzuziehen. Ich bringe sie mittags ins Bett, ich wechsel ihre Windel, füttere sie etc. Es ist eine extreme Situation für uns alle und sowohl die psychische als auch physische Belastung ist allen anzumerken. Meine Mutter ist gelernte Krankenschwester und will meine Oma nicht weggeben und sich auch nicht wirklich Hilfe kommen lassen. Sie sagt, wir stehen das jetzt auch so noch durch. Zu Anfang des Jahres sah es schon einmal so aus, als würde sie es nicht mehr lange schaffen. Sie hatte eine Grippe und hat sich doch wieder berappelt. Wir haben schon oft gesagt, dass diese Frau ein kleines Wunder ist. Aber ich glaube jetzt wirklich nicht mehr an Wunder und rechne fast jeden Tag damit, dass sie nicht mehr da sein könnte. Sie braucht rund um die Uhr Pflege und man sollte meinen, dass das mit 3 Leuten (mein Mann ist etwa außen vor) kein Problem ist aber meine Eltern sind berufstätig und ich studiere. Fast jeder freie Minute muss ich zur Verfügung stehen. Meine Mutter arbeitet an den Tagen, an denen ich zur Uni muss, dementsprechend arbeitet sie meist am Wochenende, was für mich bedeutet, dass ich im besten Fall ein freies Wochenende pro Monat habe. Das heißt nicht, dass ich mich beschwere, denn ich bin natürlich auch gerne für meine Oma da aber es ist einfach eine Belastung, die für mich mit meinen 23 Jahren doch irgendwo sehr groß ist. Heute habe ich an mir kleine juckende Stippen entdeckt und führe das auf den Stress zurück, unter de ich stehe. Ich möchte so gerne wissen, wie viel Zeit ich noch mit ihr haben darf. Warum hat sie nun dieses Würgen und muss sich jeden Tag fast zweimal erbrechen obwohl ihr Magen leer ist? Warum ist sie manchmal so verwirrt und weiß nicht so recht, wer wir sind und wo sie ist? Ich bin für jedes Wort dankbar. ich entschuldige mich für den halben Roman aber ich glaube, dass ich hier an einem Ort bin, wo fast jeder versteht, dass man sich manchmal so einiges von der Seele schreiben muss. Vielen Dank für's Lesen, ich weiß es wirklich zu schätzen. |
#2
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Hallo,
es tut mir sehr leid das es deiner Oma so schlecht geht und über die Übelkeit und das verwirrt sein lässt sich leider nur spekulieren. Ich würde mal laienhaft vermuten das die Übelkeit/Erbrechen vermutlich mit dem Darmkrebs zusammenhängt, vielleicht drückt da etwas auf den Magen/Speiseröhre was wenn sie etwas zu sich nimmt erstmal einen Würgereiz auslöst. Das Verwirrt sein könnte sowohl altersbedingt sein oder eben auch eine Folge der Krebserkrankung, evtl haben sich Hirnmetas gebildet? Aber wie gesagt das ist alles reine Spekulation, genau abklären kann das nur ein Arzt. Wenn ihr es noch nicht getan habt würde ich deine Omi vielleicht nochmal durchchecken lassen, damit ihr paliativ vielleicht geholfen werden kann und man ihr alles so angenehm wie möglich gestaltet wird. Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft für die noch kommende Zeit und vielleicht gibt es ja die Möglichkeit das dein Mann dich auch etwas entlastet, denn ich würde mir das was du leistest nicht zutrauen und bin nur wenig älter. Vielleicht solltet ihr euch doch Unterstützung holen und wenn es nur für 1 Tag die Woche ist oder auch nur für Morgens oder Abends? Ganz liebe Grüße an dich und ganz viel Kraft für euch alle. |
#3
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hallo
![]() tut mir sehr leid, daß deine Oma jetzt so schlecht dran ist. Wie lange du sie noch haben wirst, kann dir niemand sagen. Daß es sich aber eher um wenige Wochen (falls überhaupt) als um Monate handelt, weißt du ja selber. So wie du eure Situation beschreibst, würde ich sofort Hilfe holen - so daß ihr von der Grundpflege erstmal befreit seid. Zumindest morgens und abends eine Schwester vom Pflegedienst, dann könnt ihr selber auch mal durchatmen. Die Zeit, die ihr dadurch gewinnt, könnt ihr viel besser mit deiner Oma teilen. Der "Lungen-/Leberkrebs" - da dürfte es sich um Metastasen handeln. Diese wachsen - und die Übelkeit und der Brechreiz könnte von dem zunehmenden Leberversagen kommen oder eben durch die Raumforderung. Die Verwirrtheit ... naja... sie bekommt schwere Medikamente: Morphium und zusätzliche Beruhigungsmittel. Das ist gut für sie, kann aber halt auch zu Verwirrung führen - und wenn der Urin braun ist, ist sie vielleicht aus ausgetrocknet - oder aber auch schon im Nierenversagen. Alles das kann die Symptome erklären. Aber das ist jetzt nur aus deiner Beschreibung spekuliert. Siehst... sich Hilfe zu holen für die Grundpflege, oder auch Brückenschwestern, die da sind, wenn ihr grad nicht da sein könnt... die sind da auch zur Entlastung der Angehörigen. Es ist kein "im Stich lassen", kein "Verrat" an der Oma. Da muß keiner von euch ein schlechtes Gewissen haben. Es kommt darauf an, daß deine Oma gut betreut wird, daß sie nicht alleine ist - und daß ihr auch mal Luft habt und durchatmen könnt. Die ganze Situation ist ja für alle sehr belastend - psychisch und physisch. Also... holt euch die Hilfe, die ihr braucht. Grad auch für deine Oma ist es gut, wenn ihr dann nicht gestreßt von der ganzen Pflege bei ihr seid, sondern dann einfach nur für sie da sein könnt und die Zeit mit ihr verbringen.
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Liebe Grüße, Cori Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich. Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009 |
#4
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Liebe Karaokequeen,
meine Vorredner haben schon das meiste gesagt und ich möchte mich dem anschliessen. Ich habe lediglich zwei Gedanken hinzuzufügen. Das eine ist die Übelkeit, die Du bschreibst. Das war bei meiner Bekannten mit dem Darmkrebs auch so. Bevor man erkannte, dass es Darmkrebs war, dachte sie immer es hätte etwas mit dem Schlucken und dem Hals zu tun und eine Magenspiegelung wurde durchgeführt. Wenn etwas im Darm "quersteht", scheint das bis rauf auf die Halsgegend und den Schluckreflex drücken zu können. Mein anderer Gedanke betrifft, wie sich Deine Oma wohl fühlt bei all der Pflege durch Euch. Sie würde vielleicht lieber von Pflegepersonal gewaschen und wäre für die Familie lieber nur die Oma, die sie früher auch wahr, nur halt jetzt geschwächt. Aber sie hätte Euch vielleicht lieber an der Bettkante sitzen und würde mit Euch erzählen oder zuhören als von Euch gewaschen zu werden. Das ist natürlich Spekulation meinerseits. Aber der Gedanke kam mir beim Lesen Deines Beitrages. Was möchte die Oma eigentlich? Wie möchte sie, dass die Pflege aussieht? Ich wünsche Euch, dass Ihe trotz allem Stress noch eine schöne Zeit miteinander verbringen könnt. Viele liebe Grüsse vom Alpenveilchen Geändert von Alpenveilchen (17.06.2011 um 05:23 Uhr) |
#5
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Danke für eure Antworten.
Zu der Hilfe möchte ich sagen, dass es leider etwas problematisch ist. Da es 'nur' meine Oma ist und ich nicht ihre Tochter bin, hat meine Mutter sich entschieden, dass sie das durchziehen will. Dazu kommt, dass wir uns anfangs sogar informiert haben, uns der Pflegedienst hier aber gesagt hat, dass sie momentan niemanden zur Verfügung haben. Das hat uns damals natürlich etwas geärgert, kam für meine Mutter aber auch wohl als passende Ausrede dafür, sich NICHT Hilfe zu holen. Ich habe das Thema viele Male angesprochen und bin immer auf mehr oder wenige taube Ohren gestoßen. Sie würde sich eher von der Arbeit beurlauben lassen, als jemand anderem die Pflege zu übergeben. Was mich zum Punkt von Alpenveilchen führt. Meine Oma sagt immer, dass es so schön bei uns ist und sie uns alle so lieb hat. Ich weiß, dass es auch für sie sehr schwierig ist, hinzunehmen, dass sie von ihrer Familie gewaschen wird etc. allerdings sagt sie auch, dass sie froh ist, dass hier keine 'Fremden' sind. Ich glaube also schon, dass sie so mit der Situation zufrieden ist (naja, soweit man mit so einer Situation zufrieden sein kann). Wir wissen natürlich, dass ein Hospiz sie jetzt ohne weiteres nehmen würde, sie würde aber niemals gehen wollen. Wir hatten uns mal über Palliativ-Pflege erkundigt aber so wie es scheint, sind die Institutionen hier aber eher dazu da, sich mit der Person zu unterhalten oder auch für die Angehörigen da zu sein und mit ihnen zu sprechen. Es ist alles nicht so einfach. Für meine Mutter ist die Situation furchtbar schwierig aber sie will das nicht nehmen lassen, auf keinen Fall, und würde alles tun, nun diese letzten Momente mit meiner Oma zu verbringen, "koste es was es wolle". Ich weiß, dass das nicht unbedingt der beste Ausgangspunkt ist aber so ist es nun anscheinend und wir müssen uns wohl oder übel damit arrangieren. Wir versuchen hier wirklich, uns abzuwechseln, sodass ich mal einen freien Nachmittag habe oder mal ausschlafen kann oder halt auch, dass mine Eltern mal etwas Zeit haben etc. Irgendwie hat es immer geklappt und es klappt auch jetzt noch, es ist nur eine unglaubliche Belastung. Ich denke, dass meine Mutter sich auch denkt, dass es jetzt eh schon so weit gekommen ist und wir den letzten Schritt noch auch noch schaffen. Boxerhund, du hattest den braunen Urin angesprochen. Ich dachte auch zuerst, dass es wegen zu wenig Trinken ist aber sie trinkt inzwischen wirklich sehr viel und es hat sich nicht geändert. Wir hatten deshalb auch schon an die Nieren gedacht aber sie hat das halt auch schon seit Monaten. Ihr Doktor kommt regelmäßig vorbei und schaut nach ihr. Wir haben ihr versprochen, sie nicht wieder ins Krankenhaus zu bringen. Sie möchte das auf keinen Fall und das respektieren wir natürlich. Ach...alles nicht so einfach. Danke für all eure Gedanken und aufmunternden Worte. Auch wenn ich nicht alle eurer Vorschläge umsetzen kann, bestätigen sie mich zumindest in dem Sinne, dass ICH weiß, dass es das Beste wäre und mich deshalb nicht schlecht fühlen muss, auch wenn meine Mutter das anders sieht. Viele Grüße |
#6
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Hallo.....
Ich arbeite ja als Altenpflegerin - haben auch oft Bew. zur Palliativ Pflege Du schreibst, dass deine Oma sich immer öfters Übergeben tut.... Wie sieht es da mat MCP-i.m Injktionen aus ..... das bekommen fast alle unsere Bew. die diese Probleme haben.... Wünsche euch viel Kraft - und drücke deine Omi die Daumen das sich sich bald auf die Reise begeben kann..... ![]() |
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