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  #1  
Alt 30.11.2006, 16:06
Benutzerbild von marjana
marjana marjana ist offline
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Registriert seit: 10.07.2006
Ort: Frankreich
Beiträge: 83
Standard Hilfe, ich bin allein

Nun mach ich doch mal MEIN wesentliches Thema auf.

Ich bin allein mit meiner Krankheit. So allein, wie es sich kaum jemand vorstellen kann. Mein Mann starb 2004 im April an einem Speiseröhrenkrebs. Wir haben 1999 hier in Frankreich geheiratet. In einem winzigen Dorf. Erst mein Umzug – der meines persönlichen Habes, der meines Ateliers. 2 Jahre habe ich ihn begleitet. Unendliche Komplikationen mit den Stieftöchtern, bis hin zur Zwangseinweisung in die Psychiatrie, weil sie vermeiden wollten, daß mir mein Mann den Nutznieß an seinem Haus überließ. Zum Glück hat mich mein Sohn aufgrund eines Notrufs, den ich noch starten konnte, vor Schlimmerem bewahrt. Trotzdem Handschellen, Würgen, damit ich mich nicht mehr wehren kann, eine Nacht gefesselt an ein Krankenhausbett, eine Traumatisierung, die mich bis heute verfolgt und ich muß so viel in Krankenhäuser zur Behandlung. Fast alle Freunde und fast die komplette Familie meines Mannes wandten sich ob der obstrusen Geschichten meiner Stieftöchter von mir ab.

Allein in einem Dorf in Frankreich. Sprachkenntnisse nicht perfekt, wenngleich mancher Dörfler hier mit meinem Wortschatz nicht mithalten kann. 8 Wochen nach seinem Tod, meine neue niederschmetternde Diagnose, erneut Krebs und schon Metastasen in der Lunge. Es galt erst einmal den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen. Wirklich frei war meine Entscheidung nicht, hier zu bleiben. Wie konnte ich den Kampf gegen die Krankheit aufnehmen, meine Trauer verarbeiten und dann auch noch einen Standortwechsel planen ? Schließlich dachte ich damals noch an einen Sieg über die Krankheit. Trotzdem habe ich, und das mit Hilfe von kompetenten Freunden, Psychologen und Maklern und und und alles durchgeprüft. Gleichzeitig in einer mir völlig fremden Kultur – und ihr ahnt kaum, wie anders diese Kultur gegenüber der Deutschen ist – eine Erbschaftsgeschichte abwickeln mit einem Notar, der sich als Vertreter der Kinder sieht, gegen „Freunde“, die mich als Feindin der Kinder ansahen, als Parasit. Es würde zu weit führen, das alles zu erzählen. Es war jedenfalls extrem grauenhaft. Gleichzeitig mit Ärzten konferieren, deren Sprache selbst Franzosen kaum verstehen. Ob es mir in Deutschland diesbezüglich besser ergangen wäre, wage ich arg zu bezweifeln und schließlich war es der deutsche Arzt, der mir ein Jahr lang erzählt hat, daß der Knoten, der da wuchs, sei nichts weiter als eine simple Verknorpelung an der alten Narbe meines Krebses von 1999 war !

Ich hab mich in den über 2 Jahren tapfer geschlagen … allein. Teils mit bezahlter Hilfe. Selbst die Psychologin muß ich mit 46 Euro/h selbst bezahlen.

Ich bin in einer recht tiefgreifenden Krise. Das, was ich bräuchte, wäre zumindest um meinen Motor wieder anzuwerfen, mal für zwei bis drei Wochen eine Person oder ein Pärchen, das einfach hier wäre. Ich schaff ja das meiste noch allein - nur die Einsamkeit frisst mich auf. Mein Motor läuft nach über 2 Jahren Non-Stop-Therapie mit viel Hoffnungen und immer wieder Enttäuschungen nur noch sehr langsam, nein, er streikt. Ich bräuchte mal ein wenig Gesellschaft, damit ich das, was ich alles weiß, was mir helfen könnte auch tue. Ich krieg den Arsch nicht mehr hoch. jedenfalls zu wenig um diese Krise zu überwinden.

Die Frage ist sehr konkret: wer kennt jemanden, der mal Zeit und Lust hätte …. und das sofort !Kost und Logis auf meine Kosten ist selbstverständlich, wenn nicht Kaviar und Austern verlangt werden. Man kann hier einiges unternehmen – Paris ist nicht weit, das Meer auch nicht … ich würd mich freuen …

Vielleicht kennt ja jemand jemanden, der Lust und vor allem schnell Zeit hat.

Ob jemand mir wohl helfen kann ?

Marjana

Geändert von marjana (30.11.2006 um 16:09 Uhr)
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  #2  
Alt 30.11.2006, 18:07
mary23 mary23 ist offline
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Registriert seit: 11.10.2006
Beiträge: 5
Standard AW: Hilfe, ich bin allein

Hallo, Marjana, habe gerade deine Nachricht gelesen. Ich umarme dich in der Ferne und schicke dir ganz liebe Grüße. Ich finde es gut, dass du dir Hilfe suchst und diesen Aufruf machst. Ich kann leider nicht kommen, würde aber gern mit dir in email-Kontakt bleiben, wenn du magst. Schick mir eine private Nachricht. Ich bin Angehörige, meine Schwester hat Brustkrebs und erhält zur Zeit Taxotere-Chemo. Manchmal bin ich auch sehr traurig und habe Angst, wie alles weitergeht. Wir haben aber eine große tolle Familie, die meiner Schwester hilft, wo sie nur kann. Ich liebe meine Schwester und will sie nicht verlieren.Manchmal fühle ich mich so hilflos, weil ich nicht weiß, was ich tun kann. Es ist so schwer.
Mary
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  #3  
Alt 02.12.2006, 00:39
Benutzerbild von marjana
marjana marjana ist offline
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Registriert seit: 10.07.2006
Ort: Frankreich
Beiträge: 83
Standard AW: Hilfe, ich bin allein

Hallo Ihr Lieben alle,

Es ist schön zu spüren, wenn einem so viel Mitgefühl entgegengebracht wird. (vieles ist ja über private Mitteilungen gelaufen)

Und das Wunder ist geschehen:
morgen macht sich ein Schutzengel auf die Reise zu mir.

Ich bin schon sehr aufgeregt vor Freude, aber fast auch ein wenig bang, beinahe etwas erschrocken über meinen Mut, diesen Hilferuf ins Netz zu setzen und erstaunt, daß es tatsächlich geklappt hat. Wie wird sie sein, meine Engelin ? Nun, sie kann nur wunderbar sein !
Ich glaube gerne, daß es noch viele gegeben hätte, die gekommen wären, hätten es ihre Umstände erlaubt. Es gibt so viele liebe Menschen auf dieser Erde, nur es braucht auch das Glück oder manchmal so einen Verzweiflungsakt, um ihnen zu begegnen. Danke dem Krebskompass !

Ein wenig verwundert war ich über die Ratschläge doch nach Deutschland zurückzukehren, obwohl ich zu dem Punkt ja zumindest ansatzweise einiges geschrieben habe.

Es ist leider keine gangbare Lösung - vielleicht wenn ich dereinst ins Hospiz muß. Bis dahin habe ich hoffentlich noch etwas Zeit. Sicher, ich bin hier oft unzufrieden ob der Abgeschiedenheit und Ausgegrenztheit. Aber auch in Deutschland würde mich meine Krankheit von vielem ausgrenzen. Und wohin auch ? Der erste Augenschein trügt manchmal. Für manche von Euch mag es so klar erscheinen, eine Deutsche sollte nach Deutschland zu ihrer Familie. Wo ist das für mich ? Meine Familie, meine Freunde sind auch dort sehr weit verstreut. Vom hohen Norden bis in den Süden von Österreich. Wo also ist das „zu meiner Familie“?

Einen Unterschlupf suchen und finden, den ich bezahlen könnte, wo ich doch hier einen habe, den ich nicht bezahlen muß ? Das kostet viel Zeit, Kraft und Geld. Meine Zeit, meine geringe Kraft mit einem Umzug belasten ? Wieder so viel wegschmeißen, wie ich es schon bei Herzug tun mußte. Auch ein Umzug würde meine Finanzen, von denen ich nicht grade üppig habe, sehr belasten. Ich wäre nicht glücklicher oder vor Krisen gefeiter, wenn ich irgendwo eine winzige Wohnung fände, mein Atelier aufgeben müsste, das die letzte Hoffnung ist, vielleicht wenigstens noch schmalspurmäßig von Zeit zu Zeit meinem Beruf, der meine Berufung ist, nachzugehen ! Das Gegenteil wäre der Fall ! Es gibt noch eine Reihe von anderen pragmatischen Gründen, die gegen einen derzeitigen Standortwechsel sprächen. Ich habe zum Beispiel jetzt eine Klinik, einen Spezialisten, wo ich mich medizinisch gut versorgt fühle, wenngleich es dort einer Fabrik gleicht.

Manchmal bin ich einfach schon deshalb mit meinem Standort unzufrieden, weil ich nach dem Tod meines Mannes, nach der unmittelbar folgenden harten Diagnose nicht wirklich frei entscheiden konnte. Und wenn ich gesund wäre, hätte ich längst auch hier wieder viele Freunde.

Vielleicht ist es jetzt klarer, warum es kein gangbarer, mich zufriedener machender Weg wäre.

Es gibt halt oft im Leben Entscheidungen, die man treffen muß, auch wenn man sie nicht treffen möchte.

Ich habe mir nicht ausgesucht, daß mein Mann nach nicht mal 5jähriger Ehe gestorben ist und muß doch mit den Folgen leben. Ich habe mir auch meine Krankheit nicht ausgesucht, aber ich muß nun Entscheidungen treffen, mein Leben umkrempeln, wenn ich noch ein wenig weiterleben möchte. Und so kommen halt schon mal Krisen, zumal, wenn man viel allein ist. Auch in Deutschland fände ich nicht plötzlich einen liebevollen Partner, der mich in den Arm nimmt, wenn ich traurig bin, der sich meine Wut anhört über eine blöde Schwester in der Klinik oder oder oder.

Aber jetzt kommt erst einmal ein Engel, der mich eine Weile an die Hand nimmt, mich aus meinem Trübsal rauszieht und mir hilft, meine Kraft wiederzufinden.

Ich danke Euch allen.
Und ich wünsche Euch allen viele Schutzengel.

Alles Liebe

Marjana
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  #4  
Alt 02.12.2006, 09:03
Kaschu Kaschu ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.09.2006
Beiträge: 192
Standard AW: Hilfe, ich bin allein

Liebe Marjana.

Ich freue mich sehr für Dich, denn dein Schicksal hat mich sehr berührt. Ich wünsche Dir und deinem Schutzengel eine schöne, besinnliche Zeit.
Ich glaube, jeder versteht jetzt Deine gründe, in Frankreich zu bleiben, besser:

Liebe Grüße
Katja
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