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  #676  
Alt 07.08.2007, 21:42
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zlata zlata ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

LIEBE LEENA-HOPE!!!
ALSO AUCH DU WILLST GEHEN...
DAS MACHT MICH TOTAL TRAURIG.OHNE DICH UND OHNE BIRGIT IST ES HIER NUR HALB SO HERZLICH. Aber ich akzeptiere natürlich deine Entscheidung und wünche dir vom ganzem Herzen alles-alles Gute. Gott sei mit Dir und mit deine Familie. (danke für alle deine liebe Worte)
lg zlata
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  #677  
Alt 08.08.2007, 07:52
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Leena,

loslassen, zurück besinnen sind Dinge, welche langsam wachsen und viel Geduld erforderten.

Ich wünsche dir auf deinem kommenden Weg viel Freude an den vielen neuen Tagen der Zukunft.
__________________
Jutta
_________________________________________




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  #678  
Alt 17.10.2007, 13:47
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Ihr Lieben!
So ganz konnte ich mich nicht entfernen aus dem Forum. Zu verflochten sind unsere Schicksale und mit einigen Menschen von hier habe ich eine wundervolle Verbindung.
Mir geht es zur Zeit eher so wie "Decke-über-den-Kopf-ziehen"- ich denke mal, auch die traurigen Zeiten wollen erlebt und durchlitten werden, um dann wieder eine Treppenstufe weiterzukommen- um bei Juttas treffendem Beispiel zu bleiben.
Deswegen möchte ich einfach einen Text einstellen, der mir heute morgen in den Sinn kam.

Alles Liebe, Leena


Versteckspiel

Meine Güte, was war das? Mein Herz klopft, ich atme schwer. Ich höre nichts, ich sehe nichts, ich weiß nur, ich bin ein Opfer geworden. Opfer eines Überfalls. Aus dem Hinterhalt. Wie unberechbar.

Niedergestreckt hat er mich mit so einer brutalen Gewalt, daß ich die Orientierung verloren habe. Den Halt. Ich höre von weit fort Stimmen, nehme kaum etwas wahr. Ich spüre nur das Brennen der Tränen auf meinen Wangen, fühle den lauten Schrei in mir. Ich versuche, aufzustehen, doch wo ist der Boden unter meinen Füßen? Wo ist der Halt meines Lebens?
Was hat er gemacht, der Räuber? Keinen Schmuck wollte er, keine Ringe, keine Ketten. Was hat er mir nur genommen? Warum nur das Wertvollste? Mein kostbarstes Gut, mein Lebensglück, den Hunger darauf, die Freude, ja, die Sorglosigkeit.
Er war da, schon lange. Ich ahnte nichts, lange nicht. Doch dann spürte ich ihn, hörte sein Zischen in mir, sein hämisches Lachen. Seine Stimme wurde lauter und durchdringender. Eigentlich war es doch keine Überraschung, als er sich offenbarte. Wieso nur falle ich dann so tief?
Ich bin traumatisiert. Er hat mich geschlagen, hat mich zerstört. Hat mich gewürgt, bis mir übel war, hat mich blind gemacht für die Zukunftsperspektiven.
Wankend gehe ich die nächsten Schritte, ein wenig nach vorn, ganz viel zurück. Er ist noch da. Er lebt von mir.
Irgendwann, ich werde durch Mühlen gedrückt, werde zermahlen, werde nicht mehr gefragt, wohl weil alle wissen, daß ich sowieso nicht antworten kann.
Er ist erkannt, der Räuber, der so hinterhältig und listig ist, und er wird entfernt. Weg! Raus!
Was bleibt von ihm, ist eine große Wunde. Schmerzen. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit. Angst.
All das hat er mir hinterlassen.
Mühsam muß ich mein Konstrukt erneuern. Mühsam, ja. Ich fange an, wieder Wärme zu fühlen, Hoffnung zu erahnen. Zuversicht zu erkennen.

Und doch: Es ist ein Weg, der so dunkel ist, so gewunden. Voller Ecken. Ich renne und renne und renne. Mein Atem geht schnell, mein Herz schlägt, als wolle es aus meinem Brustkorb herausspringen. Ich drücke mich in Ecken und Winkel, ich stehe da, versuche, mich ruhig zu verhalten in der Hoffnung, daß er mich nicht findet. Ich fühle diese Angst wie eine eiserne Kette um mich herum. Kann kaum einen Schritt tun, aber ich weiß, ich muß, ich muß, sonst findet er mich, sonst packt er mich wieder. Und dann?
`Herz, sei still, leise, leise. Er darf uns nicht entdecken. Er wird uns töten. Er wird uns zerstören. Still, bitte, bitte.`
Wird das Flehen helfen? Wird diese Kraftlosigkeit mir trotz allem die Möglichkeit geben, weiter voranzugehen? Werden diese Tränen mir den Blick wieder frei geben?
Was nur hat er gemacht? Wozu war er fähig?
Mein altes Leben ist verloren. Mein neues ist so wackelig. Ich finde mich noch nicht zurecht. Werde ich es jemals?
Ich bin auch ein wenig ein Egoist. Ich sehe meine Kinder, sehe meine Familie, atme ihren Duft ein, den Duft des Lebens. Ich sehe meine Freunde, sehe all das, was ich liebe, woran ich hänge- und doch weiß ich, das alles würde ihm zum Opfer fallen.
Ich will es nicht hergeben. Noch nicht!

Schon als Kind habe ich Versteckspiele gehaßt....

Geändert von hope38 (20.10.2007 um 20:52 Uhr) Grund: text überarbeitet;)
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  #679  
Alt 19.10.2007, 08:37
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Windlicht Windlicht ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Hallo Leena.............ich finde es sehr schade, das du den Text gelöscht
hast................ich habe ihn gelesen und wollte ihn noch meinem Mann
und meinem Sohn zu lesen geben.............ich finde den Text sehr gut
.........vorallem ist er wie für meinen Vater gemacht...........hoffe das
deine traurigen Zeiten vorbei gehen.........
Gruss Daniela
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  #680  
Alt 19.10.2007, 18:31
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Hope
warum machst du es dir so schwer ? Rein in die Kartoffeln , raus aus den Kartoffeln ?
Ich kann dir sehr gut nachfuehlen, dass du verzweifelt versuchst, dem Forum - und damit auch dem Krebs den Ruecken zu kehren und es nicht schaffst.
Wahrscheinlich meint auch deine Familie "dass es genug ist und du dich nicht mehr mit der Krankheit auseinandersetzen sollst"

So laeuft es bei mir auch, sitze zwischen den Stuehlen, da im Moment ja rein koerperlich + gesundheitlich alles im Gruenen Bereich ist. Bin ich deshalb geheilt ?
Die Seele ist es nicht. Nachts kann ich nicht schlafen, Tags ueber mache ich ein froehliches Gesicht und funktioniere.
Nur hier, fuehle ich mich gut . Ist das morbid ? Ich denke nein. Hier gehoere ich nun mal hin, wir haben es uns nicht ausgesucht, aber hier ist der einzige Platz, wo wir traurig oder froehlich sein durfen, wo niemand uns erinnert, "dass wir ja wieder sooo gesund sind", wo wir Trost geben und empfangen koennen.
Es belastet mich nicht, hier zu schreiben, ich druecke Daumen fuer alle, die es brauchen und trauere, wenn einer es nicht schafft.
Ich stehe ja auch irgendwo auf der Liste, zwar weiss ich nicht, wo genau, aber von der Liste streichen geht leider nicht.
Vielleicht denke ich in einigen Monaten anders darueber, doch bis dahin ist es noch weit....
Sei lieb gedrueckt und quael dich nicht so
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
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  #681  
Alt 20.10.2007, 20:56
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Hallo Daniela!
Ich mußte noch ein wenig feilen an meinem Text, deswegen war er in der Werkstatt! Hier ist er nun wieder! Freut mich, wenn er Dir gefallen hat!

Hallo liebe Nikita!
Tja, wie soll ich das erklären? Ich denke auch an die vielen Menschen hier, habe auch Austausch im Forum, aber die Zeit, in der es hier so richtig "rappelig" voll war, in der wir so viele Gedanken ausgetauscht haben, in der ich gedrückte Daumen brauchte, die ist vorbei. Habe gerade neulich mal ein wenig hier gelesen und muß sagen, es war eine wertvolle Zeit!

Ich weiß, daß meine Seele noch lange nicht wieder heil ist. Deswegen tut mir der Austausch hier auch gut (wir haben uns doch auch mal geschrieben, nicht wahr?).
Aber doch fällt es mir schwer, meine Gedanken hier einzustellen. Weißt Du, wie ich es meine? Die Zeit ist irgendwie vorbei.

Ich wünsche Dir alles Liebe und sage mal, lebst Du in Australien? Oder erinnere ich das falsch?

Liebe Grüße,
Leena
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  #682  
Alt 21.10.2007, 13:49
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Windlicht Windlicht ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Hallo Leena......bin froh das der Text nur in der Werkstadt war......
denn ich finde ihn wirklich gut.........ich kann dich verstehen das du
etwas Abstand brauchst und sich deine Gedanken nicht mehr nur
um die Krankeit drehen............ich wünsche dir nur das aller aller
beste ......und vor allem gib deiner Seele die nötige Zeit ..........
Daniela
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  #683  
Alt 21.10.2007, 16:54
jf80 jf80 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Hallo meine liebe Leena,

hab mich grad eben mal eingeloggt um mal wieder hier reinzuschauen.. ich find deinen Text wirklich toll.. wie geht es dir sonst so??
Ich hab am Montag meine 3. Nachuntersuchungen (Koloskopie, Oberbauchsonographie und Endosonographie), Dienstag folgt dann CT-Abdomen und Rö. Lunge- bin also jetzt grad am Abführen und renn zwischen Klo und Laptop hin und her..
Wünsch mir Glück für morgen.. ach ja ich wollte dich noch an was erinnern.. es ist Herbst.. wolltest du nicht die Rückverlegung so langsam angehen???

Liebe Nikita

"So laeuft es bei mir auch, sitze zwischen den Stuehlen, da im Moment ja rein koerperlich + gesundheitlich alles im Gruenen Bereich ist. Bin ich deshalb geheilt ?
Die Seele ist es nicht. Nachts kann ich nicht schlafen, Tags ueber mache ich ein froehliches Gesicht und funktioniere..... aber hier ist der einzige Platz, wo wir traurig oder froehlich sein durfen, wo niemand uns erinnert, "dass wir ja wieder sooo gesund sind", wo wir Trost geben und empfangen koennen."

- Oh ich kann so mit dir fühlen, weil mir geht es ganz genauso.. ich kann nachts kaum schlafen, weil ich immer wieder daran denke was ist wenn der Krebs wieder zurückkehrt??- und das liegt nicht nur an den Untersuchungen die jetzt wieder anstehen.. nach außen hin.. versuch ich die alte zu sein wie vor meiner Erkrankung, aber vor allem auf arbeit funktioniert das nicht, mir fehlen einfach die Kräfte.. alle Aufgaben so zu meistern wie früher.. und das schlimme ist, das die Menschen in meiner Umgebung wahrscheinlich wie auf Knopfdruck vergessen haben,was ich für eine Erkrankung hatte.. und denken ich bin wieder ganz die alte.. nach außen hin versuch ich das ja auch zu halten, mit dem Ergebnis das ich jeden Tag völlig fertig nach Haus komme und ins Bett falle..Ich muß ja selbst gestehen das ich anfangs selbst dachte, jetzt biste wieder gesund.. jetzt kannste wieder auf volle Power gehen.. aber es geht nicht...Ich schaff es einfach nicht mehr.. Das macht mich grad am meisten fertig.. ich bin aber dabei da ein bissel was zu ändern- will jetzt von volltags auf halbtags runter gehen.. nur hier kann ich mal zeigen wie es mir wirklich geht.. das fand und ich finde ich nach wie vor immer wieder toll an diesem Forum.. du kannst dir alles von der seele schreiben.. und hinterher fühlst du dich doch ein Stück erleichtert..

Bis bald, Jana
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  #684  
Alt 21.10.2007, 19:21
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Jana
so ist es : fuer die Umgebung sind wir wieder gesund - aber das ist truegerischer Schein.
Klar, dass ich im Job gewissenhaft meinen Aufgaben nachgehe und alle Nachfragen, wie es mir heute geht (wartet da jemand auf etwas ???) mit froehlichem Laecheln positiv bejahe.
Zu Hause geht das Spielchen weiter und wenn ich dann ins Bett plumpse, ueberkommt mich das nackte Elend, vor allem, wenn es zwickt und zwackt.

Hier kann ich es rauslassen - das genuegt mir - ich kann die Worte abwaegen, die ich schreibe, ich kann mich mit anderen austauschen.
So sind alle zufrieden - ich und die Umwelt, die ja auch nicht alle naselang von meinen innersten Wehwechen wissen will, trotz der Nachfragen.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


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George Patton
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  #685  
Alt 21.10.2007, 20:28
bobbylee bobbylee ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Jana, liebe Nikita,

in vielem, was ihr schreibt, finde ich mich wieder. Auch ich machte die Erfahrung, dass viele meiner Kollegen und Bekannten vergessen haben, dass ich einmal so krank war. Ist ja klar, man sieht es mir ja nicht mehr an. Aber ich habe inzwischen auch gelernt "nein" zu sagen. Ich weiß, was ich mir zumuten kann und was nicht mehr.
Liebe Jana, ich glaube, das Wichtigste ist erst einmal zu akzeptieren, dass man nicht mehr so leistungsfähig ist, - das "auf volle Power gehen" klappt nicht mehr, jedenfalls fürs Erste nicht. Man muss Nachsicht mit sich selbst haben : " Ja, ich kann nicht mehr so wie früher, aber das ist ok nach all dem, was ich durchgemacht habe." Gib dir, deinem Körper, noch Zeit, du bekommst wieder mehr Kraft . Ich habe jetzt soviele Stunden wie vor meiner Erkrankung und stecke es erstaunlich gut weg. Noch vor zwei Jahren fühlte ich mich mit der gleichen Stundenzahl überfordert. Es ist gut, dass du stundenmäßig reduzieren willst. Dann hast du auch wieder mehr Freude am Leben, weil dir Zeit für dich bleibt und gerade wir brauchen diese Zeit, weil für uns ein harmonisches ausgeglichenes Leben wichtig ist, Stunden, in denen wir die Kraft sammeln, die wir für unsere Arbeit brauchen.
Für deine Untersuchungen halte ich dir ganz fest die Daumen .

Liebe Leena,
wie schön, dass du deine Geschichte wieder eingestellt hast. Ich umarme dich einmal ganz fest.

Liebe Grüße
B bby Lee
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  #686  
Alt 22.10.2007, 11:26
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Leena,

eigentlich wollte ich ja schon gestern meinen Senf zur Bratwurst bringen. Ich hoffe Du verzeihst die Verspätung. Mein Tag war gestern vielfach durch liebe Besuche unterbrochen, so daß mir schien, ich hätte keine Zeit für einen längeren Besuch hier bei Dir. Es reichte gerade, um bei einem Nachbarn ein gut verschnürtes, kompaktes Paket abzugeben und bei einem anderen kurz am Fenster zu winken...

Genaugenommen bin ich auch schon öfter zu Deinem Haus hier gegangen, habe im Vorgarten gestanden und überlegt, wie ich Dir vielleicht nahelegen könnte, nicht auszuziehen. Dann habe ich gedacht, daß ich das wohl nicht darf, daß es jedermanns eigener, freier Entscheidung überlassen sein sollte, wann er ein Haus wieder verläßt.

Und dennoch regt sich mein Egoismus immer mehr, der sagt: Bleib doch bitte hier! Ich bin noch recht neu in dieser Gegend und kenne mich noch nicht so aus. Deine Erfahrungen sind so wertvoll für mich.

Wo der Bäcker ist und wo der Metzger hat man mir beim Einzug - eine Parallelstraße weiter, Du weißt schon - gleich gesagt. Die Grundversorgung ist also gesichert. Und auch den Dachdecker kenne ich bereits, der allerdings bei diesen winterlichen Temperaturen eine Weile brauchen wird, um meinen Dachschaden notdürftig auszubessern.

Sachinformationen können einem viele Menschen geben, auch solche, die selbst gar nie in dieser Gegend gelebt haben: Sie schlagen einfach den Stadtführer auf und sagen: Die Straße, in der Sie jetzt leben, zeichnet sich durch diesen besonderen Baustil aus. Und Kinderbetreuung gibt es - laut Stadtplan - da drüben. Aber die Erfahrung, wie es ist, in dieser Stadt zu leben, haben sie nicht gemacht und können nur vom Hörensagen etwas Vages mitteilen.

Du und auch Nikita und viele andere hier - Ihr gehört zu denen, die wissen, was es bedeutet, hier Bürger zu sein. Ihr habt nicht vergessen, wie Ihr Euch am Anfang gefühlt habt, völlig fremd in dieser neuen Umgebung (es ist tröstlich für neu Hinzugezogene davon reden zu hören). Ihr wißt auch, wie lang die dunklen Winter hier sein können (alle, die aus den mittleren Breitengraden hier heraufgezogen sind, haben damit zu kämpfen und schöpfen Mut aus Euren Worten, denn Ihr wißt, was jetzt guttut).

Nicht zuletzt verhindert Ihr hier in dieser Stadt vielleicht sogar eine Massenhysterie, denn was würde wohl passieren, wenn nur Neulinge hier zusammenwohnten? Alle würden herumirren und sich gegenseitig verunsichern. Nach und nach würden alle zu glauben beginnen, daß dieser Winter nie ein Ende nimmt. Nicht auszudenken!

Was mir aber persönlich an Euren Erfahrungen ganz ganz wichtig erscheint, ist dies: Nicht nur zu hören, daß der Frühling wiederkehrt, sondern auch, wie anders er ist als in der Heimatgegend.

Und daß der Überfall zwar vorbei ist, die Polizei da war und alles geregelt hat, aber die Angst vor dem Räuber noch nicht verschwunden ist. Wird er wiederkommen? Vielleicht bricht er aus dem Gefängnis aus (diese Einrichtungen scheinen hier nicht sehr sicher zu sein)? Und so gut es ist zu wissen, daß die Polizei regelmäßig ums Haus patroulliert: zwischendurch bleibt man mit der Angst allein.

Und da eben ist es gut, sich mit den Nachbarn austauschen zu können. Aber ich drehe mich im Kreise mit diesen Überlegungen...

Ich könnte auch gut verstehen, wenn Du nicht Dein ganzes Leben hier an diesem Ort verbringen wolltest. Wie gesagt, es ist der Egoismus, der mich wünschen läßt, die rosa Rose solle in Sibirien blühen.

Liebe Leena, ich hoffe, ich habe Dich mit diesem Besuch nicht überfallen! Darf ich bei Gelegenheit wieder bei Dir hereinschauen?

Herzliche Grüße sendet Dir
Deine Linnea
__________________
Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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  #687  
Alt 22.10.2007, 21:13
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Jana!
Meine Daumen sind gedrückt! Warum mußt Du denn einen Kolo und eine Endosonografie machen lassen? Und morgen dann CT Abdomen und kleines Becken?
Da hast Du ja was zu tun! Melde Dich doch bitte, wenn Du wieder da bist!

Zur Rück-OP: Da scheiden sich die "Geister in Weiß": Der eine sagt nach dem Begucken der Bilder: Kein Problem.
Der andere sagt bei der Koloskopie: Würde ich an Ihrer Stelle nicht machen. Könnte eine Fistel sein, die sich da gebildet hat !
Also denke ich mir, tse, dann behalt ich eben noch "meine Brille am Bauch" !

Mal sehen!

Ich drücke Dich und ich denke wie die anderen hier, wir müssen sehr viel feiner in uns hineinhören und spüren, wenn wir an unsere Grenze kommen. Das ist ja das verrückte an den Grenzen, sie sind für andere nicht sichtbar, wenn wir uns immer wieder zwingen (oder zwingen lassen), sie zu übersehen, werden wir total ausgebrannt sein! Und dafür haben wir schon zu viel mitgemacht!

Bis bald,
Leena
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  #688  
Alt 22.10.2007, 21:25
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Meine liebste Linnea!!!

Weißt Du, was mir spontan bei Deinem Bericht einfiel: Ich nehme Dich an meine Hand! Und ich führe Dich hier herum. Wir können überall reinschauen, wenn Du magst.
Besonders gern halte ich mich in der "Herzensstube" auf. Was meinst Du, magst Du da mit hinkommen? Denn Du bist ein Mensch, der sich auf einer Ebene zurecht findet, die mich sehr anspricht. Du sprichst aus dem Herzen. Das ist sicher auch der Grund, warum ich Dich in den Wirren des Netzes gefunden habe!
So, nun komm´in meinen Vorgarten, setz Dich zu mir auf die Bank und wir beschauen den Herbst zusammen, erfreuen uns am Leuchten der Hagebutten (und ich weiß, welche Bedeutung sie für Dich haben), bestaunen den Sonnenuntergang. Ich freue mich über Besuch!

Und noch etwas ist mir eingefallen: Der Räuber aus dem Hinterhalt, der hat noch etwas mit mir gemacht: Ein Opfer. Und ich habe gerade gestern abend, als ich gemütlich in mein Bett gekuschelt neben meinem schlafenden Töchterchen eine Broschüre durchblätterte, erkannt, daß ich kein Opfer sein will. Und wenn ich es bleibe, dann hat er mir noch etwas genommen: Neben der Gesundheit, neben der Leichtigkeit des Lebens noch die Sicherheit, das Vertrauen in mich. Das ist mir eindeutig zu viel! Und als ich da so saß, da dachte ich an ihn, der ja irgendwo im nirgendwo vor sich hingammelt und ich sah ihn nicht mehr als "Person", sondern als häßlichen Zellklumpen!!!
Und ich? Herrje, ich bin eine Mutter von 6 Kindern, eine (wohl ganz nette ) Ehefrau, eine Tochter, eine Schwester (die allerliebste, logisch, da die einzige ), eine Freundin und dann habe ICH Angst vor einem Zellklumpen? Nee, nee, nicht mit mir.
Diese Erkenntnis traf mich in einem Moment, in dem ich noch vorher so geheult habe, weil ich wieder diese schreckliche Angst spürte, die Angst, dieses Leben zu verlassen zu einem Zeitpunkt, an dem ich nicht satt bin. Im rechten Moment! Und ich habe gedacht "Kollege, ich denke, Dein Spiel will ich gar nicht mehr mitspielen. Es ist öde und langweilig. Alles wiederholt sich. Die selben Gedanken, die selben Ängste. Ich mag keine Spiele, bei denen der andere die Regeln vorgibt." Nun muß ich mit dieser Einsicht "nur" lernen, mein Leben in den Griff zu kriegen! Tja, das wird eine Aufgabe, aber man kommt ja nur weiter, wenn man sie löst, nicht wahr?

Liebe Linnea, Dein Besuch hat mich gefreut! Meine Tür ist immer auf. Auch wenn ich mal nicht da bin, ich bin doch irgendwie immer hier!

Ich schau´jetzt mal bei Dir rein! Und wenn Du magst, nimm meine Hand, so oft Du sie brauchst!

Eine warme Umarmung,
Deine Leena
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  #689  
Alt 23.10.2007, 00:57
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Liebe Hope und liebe Linnea
darf ich auch in euer Haus + Garten voller Hagebutten kommen ? Ich mach dann Hagebutten-Tee draus (bin ein praktischer Mensch ) und hab zudem keine Angst vor Raeubern und bin euch so eine unersetzliche Mitbewohnerin.
Bringe Sommerwetter mit, himmelblaue Atlantikwellen, weissen Sand ...

In die Herzensstube mag ich aber nicht so gern, bin nicht so der Typ dafuer - aber Pferde stehlen kann man mir mir allemal ! Ich bleib dann mal besser in Werkstatt und Kueche (hops, ganz vergessen, dass ich 22 kg Uebergewicht seit der Chemo abspecken muss...) - aber da richte ich eben einen Sportraum ein (igitt) und eine Sauna obendrauf.
Nun, was meint ihr ?
__________________
Liebe Grüße
Nikita


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George Patton
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  #690  
Alt 27.10.2007, 20:58
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Hei Nikita, herzlich Willkommen in unserem Dorf!

Ich freue mich über verschiedenste Menschen hier, alle geben neue Impulse, das tut so gut!

Nikita, wie geht es Deinem Sohn zur Zeit?

Liebe Grüße,
Leena
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