Hallo ihr Lieben,
ich war lange nicht hier, mußte mal raus aus dem ganzen Chaos und war die letzten Tage bei einer Freundin, die ich noch von der Schule kenne. Es hat mich zwar sehr viel Überwindung gekostet, ihr nicht kurz vorher noch abzusagen, aber es hat ganz gut getan, mal nicht ständig darüber zu reden, weil ich sie selten sehe und sie auch nicht so gut über alles bescheid weiß. Abschalten war trotzdem nicht wirklich möglich, da meine Gedanken trotz der Distanz immer um meine Mama und den Rest der Familie gekreist sind. Ich kann so schlecht entspannen, obwohl ich von den Tabletten wie benebelt bin und tagsüber nur schlafen könnte. Trotzdem bin ich innerlich total unruhig und rastlos. Ich weiß nicht, ob das normal ist, ich habe auch seit kurzem häufig Bauchschmerzen und Brustschmerzen und ein Schwindelgefühl. Meine Mama wurde am Dienstag von der Intensivstation auf die normale Station verlegt und heute wurde ihr der letzte katheter gezogen. Sie ist noch sehr schwach, weil sie ja kaum etwas Essbares verträgt, außer Tee und Suppen. Vielleicht darf sie morgen entlassen werden, das wäre so schön. Mein Vater ist nach wie vor sehr nervös, trinkt viel Alkohol, aber ich weiß nicht, wie ich ihn darauf ansprechen soll, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe und einfach keine weitere Streiterei und schlechte Stimmung mehr verkraften kann. Ich wollte ihm erst schreiben, aber wenn meine Mutter den Brief durch Zufall liest, würde sie wieder total zusammenbrechen. Meinem Bruder habe ich es erzählt, aber es schien ihn nicht besonders zu interessieren, ich würde mir das nur einbilden. Ich habe permanent das Gefühl, für alle alleine verantwortlich zu sein und alles in mich hineinfressen zu müssen, damit bloß nicht wieder so eine Situation wie vor kurzem entsteht.
Ich möchte Euch auch trotz der ganzen Sorgen, die wir alle haben, ein schönes Weihnachtsfest wünschen. Ich bin froh, daß es Euch gibt und werde oft an Euch denken.
Seid alle fest gedrückt von Laura.