Malignes Melanom
Hallo Marion und Sabine,
bei mir war die Ursache für das Melanom garantiert zu viel Sonne als Jugendliche. In den 60er Jahren wurde es ja modern, im Sommer in den Süden zu fahren. Das Wort "Lichtschutzfaktor" war noch gar nicht erfunden. An Sonnenschutzmitteln gab es eigentlich nur Delial-Öl, die Schweizer bzw. Österreicher hatten Piz-Buin. Ich wollte als Jugendliche natürlich immer schön braun aus den Ferien nach Hause kommen (schließlich ist man dann bewundert worden, weil man so weit weggefahren war). Also habe ich mich in den ersten Urlaubstagen immer in die Sonne geknallt. Sonnenöl war mir zu lästig, man war dann ganz speckig (es zog noch nicht ein wie heute) und der Sand vom Strand blieb am Körper kleben. Also hab ich nichts genommen und nach dem Motto gemacht: je eher ich einen ordentlichen Sonnenbrand hinter mich bringe, desto mehr bin ich "abgehärtet" und werde dann im restlichen Urlaub schön braun. So ging das jedes Jahr von meinem 10. bis zum 16. Lebensjahr. Dass dieses "Abhärten" eine totale Schwächung der Haut bedeutet, war - zumindest in der Öffentlichkeit - noch gar nicht bekannt. Aus heutiger Sicht war also klar, dass ein Melanom kommen musste. Ich bin auch davon überzeugt, dass irgendwann bei mir ein unabhängiges Zweitmelanom kommen wird. Dazu ist die Haut einfach zu sehr geschädigt. Aber ich weiß ja, dass es mit Selbstbeobachtung und vierteljährlichen Arztkontrollen in einem sehr frühen Stadium entdeckt würde. Also mache ich mir darüber überhaupt keine Sorgen.
Nun zu möglichen psychischen Ursachen. Dies waren aus meiner Sicht die Gründe für meine Lymphknotenmetastase. Schließlich sind bei vielen von uns weiterhin Krebszellen im Körper. Nur richten sie keinen Schaden an, solange das Immunsystem mit ihnen fertig wird. Bei mir fingen aber vor 2 Jahren die Probleme mit den alt werdenden Eltern an. Mein Vater wurde aufgrund von Demenz paranoid (Größenwahn und Eifersuchtswahn). Es wurde so schlimm, dass wir bei Gericht die Zwangseinweisung in die geschlossene Psychiatrie beantragen mussten. Die Mutter hat das alles nicht verkraftet, da sie auch schon beginnende Demenz hat und seit Jahrzehnten oft depressiv ist. Meine Eltern wohnten 450 km von hier, meine Schwester 350 km. Ich musste mit ihr alles für die Eltern regeln, habe die Mutter bei mir aufgenommen, wir mussten aus der Entfernung das Haus mit Mietern verwalten und tausend Gerichtsbeschlüsse erwirken, um den Vater ins Altenheim bringen zu können. Er wollte absolut nicht, war aber schon so desorientiert, dass er nachts im Schlafanzug einkaufen gehen wollte bzw. fast die Küche in Brand gesetzt hätte. Diese Sorgen - davon bin ich überzeugt - haben mein Immunsystem schwach gemacht. Aber - welch Wunder - genau zum Zeitpunkt der Metastasendiagnose waren endlich beide Eltern im Heim und gut versorgt. Also wusste ich, es geht aufwärts. Man muss auch in schlimmen Situationen immer die positiven Aspekte sehen. So mache ich es auch mit den Interferon-Nebenwirkungen. In den ersten Interferon-Wochen habe ich immer das gesehen, was besser wurde. Das hat geholfen!
So, jetzt habe ich eine Menge erzählt. Na denn bis zum nächsten Mal.
Monika
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