Erfahrungsaustausch, Teil 2
Hallo an Alle, besonders Helene
Seit fast einem Jahr verfolge ich die Einträge in diesem Forum und wie Ihr alle ziehe ich den Hut vor Helene. Vor kurzem hatte ich eine Frage wegen eines Zytostatikas und promt hat Helene mir geantwortet. Ich habe ihr meine "Geschichte" geschrieben, und sie meinte ich sollte sie hier ins Forum bringen. Zwei Wochen habe ich mit mir gerungen, ob ich es tun soll oder nicht. Jetzt habe ich mich doch dazu entschlossen. Hoffentlich langweilt es niemanden zu sehr.
Ich heiße Martina, bin 39 Jahre alt und seit 2 Wochen mit dem besten Mann der Welt (nichts gegen Eure Männer) verheiratet. 1990 1. OP: Enfernung des rechten Eierstocks wegen Borderline Tumor. 1996 2. OP: Entfernung des linken Eierstocks mit Gebärmutter auch wegen Borderline Tumor. Und ich hätte so gerne Kinder gehabt! 5/01 3. OP: Ovar CA, Tumorentfernung mit dem üblichen BlaBla, großes Netz und was so dazu gehört. Peritoneal Karzinose. Figo IIIc. Danach 5 mal Carbo/Taxol. 9/01 4. OP: Briden Ileus, aber Gott sei Dank verursacht durch Verwachsungen und nicht durch Tumor. Dabei hat man aber gesehen, dass die vielen kleinen Tumörchen an der Bauchdecke nicht kleiner geworden sind. Deshalb wurde auf die 6. und letze Chemo mit Carbo/Taxol verzichtet. Dann bekam ich Caelyx. Im November bin ich nur so, um mich beraten zu lassen und nichts zu versäumen, mal zu einem Dr. Scheef gegangen. Habt Ihr schon mal von ihm gehört? Er soll so eine Art Krebsguru sein und ist eigentlich ziemlich bekannt. Ein sympathisches kleines, älteres Tintemännchen. Kennt Ihr den Ausdruck? Daran könnt Ihr vielleicht erkennen, woher ich komme. Aus dem Rheinland, aus Bonn. Deshalb war der Besuch bei Dr. Scheef auch kein großer Aufwand für mich, da er seine Praxis hier in Bonn hat. Ja, und der wollte dann erst noch mal Abdommen und Thorax CT haben. Und dabei ist dann ein Tumor unter der rechten Niere gesehen worden. Wäre das nicht gemacht worden, wäre der Tumor zu dem Zeitpunkt noch nicht gesehen worden und die weiteren Schritte nicht gemacht worden. Ergo, Ende mit Caelyx. Einweisung am 2. Januar 02 in die Kölner Uniklinik zu einem Versuch mit Punktion in diesen Tumor Krebszellen zu gewinnen, um einen Sensibilitätstest zu machen. Führend auf diesem Gebiet ist ein Herr Dr. Kurbacher der Kölner Klinik. Punktion hat nichts gebracht, keine Zellen gewonnen. Also entschließt man sich dann doch wieder zur OP. Nummer 5. Und was für eine OP. Bauch auf bis zum Solar Plexus. Lymphknoten entfernt und ich weiß nicht was man noch da drin rumgewirbelt hat. Auf jeden Fall war der Tumor unter der Niere nur noch eine leere Hülle, so dass man nachträglich davon ausging, dass das Caelyx doch geholfen hat. Auch die Peritoneal Karzinose war in der Anzahl weniger und in der Größe kleiner geworden. Also eigentlich alles prima. Zum Schluß haben sie mir noch lokal Novontron über den Drainageschlauch in den Bauch gegeben. Von dieser OP habe ich mich nur ganz langsam erholt. Ich wollte am liebsten sterben, so dreckig ging es mir. Dann bekam ich Ende Februar noch 4 mal Caelyx. Und es ging mir immer noch beschissen. Bis man dann feststellte, dass ich einen Scheidenstumpfabszess hatte. Also wieder nach Köln. 6. OP. Zuerst haben sie mir wieder den Bauch aufgemacht, um auf diesem Weg den Abszess zu beseitigen. Aber wegen Verwachsungen ging das nicht, so dass sie nur vaginal das Ding gespreizt haben. Aber mein Dr. Kurbacher hat mir dann gesagt, dass er Probeentnahmen gemacht hat, und die Histologie hatte nichts ergeben. Herzlichen Glückwunsch, Martina. Alles super toll. Gesundheitlich ging es mir immer noch nicht gut. Aber ich bin nicht so "fimpschisch" (rheinländisch) und dachte, auch das geht irgendwann mal wieder weg. Tja, super toll geht es mir immer noch nicht, aber ich dachte ja, jetzt habe ich es erst mal überstanden und wollte auch wieder arbeiten gehen. Nach einem Jahr und 2 Monaten fällt mir langsam die Decke auf den Kopf. Mit meinem Onkologen alles klar gemacht und meinem Chef mitgeteilt, dass ich am 1. August wiederkomme. Von wegen!!! Bei dem letzten Blutbild war mein Kreatinin Wert zu hoch. Wir machen dann zur Abwechslung mal wieder ein CT. Und was war? Die Peritoneal Karzinose war größer geworden und drücke bds. auf die Harnleiter. Dann überschlug sich wieder alles. Vor zwei Wochen war ich Montag, Dienstag im Krankenhaus, wo sie die Harnleiter geschient haben. Und Freitags haben wir geheiratet. Ja, und jetzt bekomme ich wieder Chemo mit Hycamtin, und mein Onkologe meinte, dass ich dann jetzt die Rente einreichen könnte. Letzte Woche war ich bei der BfA. Zuerst war der Schock natürlich riesengroß. Aber wie immer, ging es nach zwei Tagen wieder. Was mich nur nachdenklich macht, ist, dass mein Onkologe sagte, dass man diese Chemo über einen langen Zeitraum geben kann. Ein bis zwei Jahre. Und dass damit nichts mehr geheilt werden kann, wahrscheinlich nur noch Leben verlängern. Auch, dass es gar keine Einschränkung gab, dass ich ja vielleicht doch mal wieder arbeiten kann.
Aber wie gesagt, nach dem ersten Schock, gucke ich doch wieder nach vorne und denke, vielleicht gibt es ja doch noch Wunder (Optimismus, Optimismus).Es gibt immer noch Hoffnung, aber gleichzeitig kann man die Augen vor der Realität nicht verschließen. Helene ist das beste Beispiel dafür, dass man, wenn man positiv eingestellt ist, noch lange mit dieser Krankheit leben kann, aber letztendlich wird sie uns doch besiegen.
Ach, ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass mein Tumormarker bis auf den Erstbefund im Mai 02 (142) immer absolut im Normbereich lag. Also ist er für mich kein Anhalt. Es waren immer irgendwie Zufallsbefunde, die oft duch neue OP's entstanden.
So, das war's. Ich wünsche allen Betroffenen und Angehörigen alles Gute und weiterhin immer nach vorne gucken. Ich versuche es auch.
Und Tschüß
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