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Alt 24.06.2007, 13:01
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Zusammen,

irgendwie zieht es mich heute mal wieder hierher.

Nach Hause kommen in die leere Wohnung, kenne ich auch. Am Anfang war es kaum auszuhalten, wußte nicht wohin mit mir. Er ist nicht da, kein zusammensitzen, kein Gläschen mehr trinken. Auch das hat sich verändert. Nun komme ich in mein Nest, tauche ein in die Stille. Hol mir wieder ein Gläschen und schicke mein Herz zu den Sternen.

2 Jahre nach dem Tag X.

Vor dem Tag sehr viel Chaos in mir. Dann der Entschluß, jetzt fahr ich rüber, fahre in Jürgens Klinik, gehe die Wege nochmal, schau mir die Station nochmal an, die Zimmertüren. Tauche ein in diese schreckliche und doch schöne Zeit. Sehr viele Tränen, noch immer. Die Bänkchen im Garten „abgesessen“, Erinnerungen an Gespräche, an Ereignisse, an Hoffnung. Nein, kein Abschluß, eher ein bewusstes Zurückversetzen in die Zeit. Für mich war es in diesem Moment und auf diese Art wichtig und richtig. Jetzt höre ich auf, nach dem Leben vor der Krankheit zu suchen. Ich finde es nicht wieder, es scheint verloren.

Der Tag X – so anders als im letzten Jahr. Kein müssen, kein Zwang, einfach nur treiben lassen, mich wohlgefühlt, trotz diesem Tag. Ich habe wunderschöne Tage erlebt. Immer wenn das Radio eine Weile vor sich hindudelt und ich 3 Takte von einem Lied höre, lege ich einen Spurt ein, um wirklich jedes Radio aufzudrehen und mich in dieses Wochenende zurück zuversetzen.

Und wie von Zauberhand kommt das Leben vor der Krankheit wieder zurück.

Wieder zurück und ein paar Tage später einfach nur eine Frage von meiner Schwägerin:
„Letztes Jahr wolltest du nicht zum Dorfstraßenfest, wieso dieses Jahr?“ – „Weil es dieses Jahr anders ist.“
„Wir sind so ausgelassen losgezogen und es ist doch erst 2 Jahre her!“ – „Ja, aber es ist in Ordnung, ich vergesse doch meinen Jürgen nicht. Nein, wie könnte ich ihn vergessen!“

Meine Mutter stellte fest, daß ich wieder lachen würde. Ich habe doch immer gelacht. Doch, jetzt würde ich wieder wirklich lachen.

Es geht mir im Moment gut, ja, auch das wollte ich einmal in die Welt rufen. Wie lange das anhält weiß ich nicht. Es werden immer dunkle Stunden kommen, ganz klar. Aber es geht vorüber und dann lache ich wieder.

Alles braucht seine Zeit, erst recht die Trauer. Es gibt keine Frist ab wann es wieder „gut“ sein sollte – jeder geht seinen eigenen Weg.

Dieses Heimweh nach Jürgen wird mich mein Leben lang nicht verlassen – egal wie mein weiteres Leben aussehen wird. Heimweh werde ich immer haben.

Schönen Sonntag noch, hier lacht die Sonne.

Bruni
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