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#11
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Hallo Verena!
Also mein Vater hat ja 2 Jahre insgesamt mit dieser Krankheit gelebt. Gut ging es ihm (mit ein paar Einschränkungen) so etwas über 1 1/2 Jahre. Das heisst jetzt aber um Gottes Willen nicht, das dein Mann "nur" 2 Jahre mit dieser Krankheit bleiben. Versteh mich da bitte nicht falsch. Jeder Mensch ist anders. Wir wissen wie heimtückisch und schlimm gerade diese Art von Krebs ist, aber trotzdem ist jeder Krankheitsverlauf individuell. Mein Dad musste in dieser Zeit auch ein paar mal mit der Chemo aussetzen, weil die Blutwerte nicht in Ordnung waren. Das passiert, und ist auch nicht allzu dramatisch. Mach dir da keinen allzu grossen Kopf drüber. Mein Dad hatte diese Phasen auch oft, das er gesagt hat, er macht das alles nicht mehr, für ihn ist das nur Qäulerei und es bringt ja sowieso nichts. Hat aber dann doch immer wieder weiter gemacht. Sicher, es ist super deprimierend, wenn man sich mit der Chemo "qäult", und dann bringt es erst mal nicht soviel wie man sich vielleicht erhofft hat. Dann ist die Enttäuschung und Verzweiflung natürlich erstmal gross. Ganz zum Schluss, in den letzten 2 1/2 Monaten hat mein Dad auch die Chemo abgesetzt, er wollte einfach nicht mehr, und wir haben das akzeptiert. Akzeptieren müssen. Es war die Hölle für mich (uns) ihn so zu sehen. Mein dad war immer ein sehr aktiver lebensfroher Mensch. Er war beruflich sehr erfolgreich, hatte einen grossen Freundeskreis und war immer unterwegs. Die Krankheit hat ihm zum Schluss alles das genommen was ihm immer lieb und heilig war. Er konnte nicht mehr Autofahren (mein Vater ist super gerne Auto gefahren), er kam zum Schluss noch nicht mal mehr alleine von der Toilette hoch. Diese Krankheit hat meinen gelibeten Dad sehr "verändert". Auch seine ganzen Stimmungsschwankungen, meine arme Mum! Aber er meinte es nie böse, hat nachdem er laut geworden ist, immer geweint wie ein kleines Kind, das bricht mir heute noch das Herz und mir laufen die Tränen wenn ich darüber nachdenke. Er war einfach nur so hilflos. Und das war er ja vorher nie. Das muss die Hölle für ihn gewesen sein. Trotz allem bewundere ich meinen Dad für seine Kraft, mit der er durch diese schlimmen Jahre gegangen ist. Ich bin sooooooooooooooooooooo stolz auf ihn. Ich liebe ihn über alles und werde ihn immer lieben. Sorry, jetzt habe ich wieder so weit ausgeholt. Ich hoffe es ist nicht schlimm für dich, das was ich geschrieben habe. Aber ich wollte dir einfach mal ein bisschen unsere Situation schildern. In vielem was du sagst, wie dein Mann sich verhält, erkenne ich meinen Dad wieder. Mein Dad hat auch noch, trotz Chemo und obwohl er super schlapp war, die Winterreifen rauf und die Sommerreifen runter geschleppt. Und das mit dem gesunde Essen, wie oft hat meine Mum das versucht, aber ich war immer froh wenn er überhaupt essen konnte. Und dann war es mir sowas von egal was es war. Und wenn es drei Stücke Kuchen waren. Hab mich immer so darüber gefreut wenn es ihm geschmeckt hat. Einmal als er im Krankenhaus lag, weil er nichts essen konnte, weil seine Schleimhäute so kaputt waren, da wollte er unbedingt Rharbarber Kuchen mit einer Baiser haube. Ich habe 20 Bäckereien abgeklappert, war 1 1/2 Stunden unterwegs, und habe den Kuchen bekommen. Den Glanz in seinen Augen als er in ausgepackt hat, werde ich niemals vergessen. Ich wäre für ihn ans andere Ende der Welt gefahren, nur um diesen blöden Kuchen zu besorgen. Manche Dinge bekommen einfach einen anderen Stellenwert. Ich wünsche dir (euch) weiterhin ganz viel Kraft. Und hoffe das die Chemo jetzt besser greift. Das wünsche ich euch von ganzem Herzen!
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In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008 Du wirst für immer in meinem Herzen sein. ![]() |
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