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Ach, Diana!
Das mit dem kurzen und heftigen Ende - das find ich persönlich jetzt nicht ganz so unverschämt - sicher, sehr deutlich und prägnant. Der Arzt hatte ja alle Befunde (ist wohl auch davon ausgegangen, dass meine Eltern alles wissen und verstanden haben), und grad bei der doch sehr eingeschränkten Lungenfunktion meiner Mutter ist wohl leider nicht zu erwarten, dass sie ohne größere Probleme friedlich einschlafen kann, dafür ist ihr Herz wahrscheinlich auch zu stark (sonst hätte sie nicht drei Hinterwandinfarkte so gut überlebt) - und der Gedanke, dass sie sich dann nicht über lange Zeit wird quälen müssen (ich kenne viele Menschen in unserer Kirchengemeinde, die schon so lange schwerst krank sind, so gern sterben würden, aber nicht dürfen ...), ist für mich sehr tröstlich - ich gehe einfach aus, dass MEINE MUTTER diese letzte Zeit nicht mehr bewusst erleben wird. Die gute Bekannte, die vor einiger Zeit an Brustkrebs (mit Metas in Lunge und Wirbelsäule) starb (auch grad erst 61 Jahre alt), war in der letzten schweren Zeit mit Morphium und Sauerstoff versorgt, dämmerte (laut ihrem Mann) schmerzlos vor sich hin ... Ich bin sicher, dass der Arzt es auch so gemeint hat - dass es eben zum Ende hin dann dramatisch, aber schnell gehen würde ... Für UNS wird es natürlich mehr als heftig werden .... Aber so werde ich es meinen Eltern dann auch "verkaufen", wenn die Rede drauf kommt ... Mir hat letzt eine Bekannte vom Tod ihres Vaters (Bauchspeicheldrüse) erzählt, der am Schluss auch recht dramatisch (wie es dabei ja eigentlich üblich ist) verlief, aber von ihrem Vater dank der angenehmen Atmosphäre und dem kompeteten, liebevollen Personal in der Palliativstation (Juliusspital Würzburg - wohl sehr zu empfehlen!) eben nicht so dramatisch und heftig empfunden wurde - und darauf kommt es wohl an ... Mein ganz persönlicher Weihnachtswunsch ist, dass meine Mutter eines Tages beim Angucken ihrer Lieblings-Telenovela mit der Fernbedienung in der Hand einfach einschläft und nicht mehr aufwacht ... Das empfände ich als Gnade ohne Ende, darum bitte ich auch fast jeden Abend ... Ganz ehrlich - mir persönlich bringt es mehr, wenn ich weiß, worauf ich mich vorbereiten muss, als wenn die schlimmen Nachrichten dann völlig aus dem Nichts kommen. Ich freue mich dann lieber über jede positive Kleinigkeit, sehe ein Glas zu einem Viertel voll, anstatt zu drei Vierteln leer ... Und eine "gute partielle Remission" - das ist in meinen Augen schon sehr sehr viel, allein, dass der Tumor nicht noch gewachsen ist ... So hat ja auch der Arzt die Chemo "beworben", dass auch ein Stillstand schon ein Erfolg ist ... Meine Eltern hatten halt viel mehr erwartet - vielleicht auch durch den ersten Strahlenarzt forciert. Es fällt schon auf, wie unterschiedlich die Ärzte mit ein und demselben "Fall" umgehen, dass der eine sagt "Prima, das können wir operieren", der zweite sagt "Na ja, ist schon ein hohes Risiko dabei", und der dritte meint schließlich "Nein, dass sollten wir besser lassen" ... Ähnlich war's auch mit der Empfehlung für eine Chemo: ein Arzt sagt "Bringt nichts, der Tumor ist chemo-resistent", der zweite "Klar können wir Platin-Chemo geben", der dritte "Ja, aber gut nachdenken, welche - und Platin schon gar nicht ..." Da ist es für den Patienten wirklich Glücksache, an wen er gerät - eine regelrechte Lotterie, die Losnummer ist das Datum, Gewinn oder Niete der Arzt, der da gerade Dienst hat ... Und dieser Arzt weckt halt nicht übertriebene Erwartungen, was meiner Art jetzt sehr entgegenkommt - wenn ich weiß, wogegen ich kämpfen muss, kann ich das viel leichter tun, als wenn ich den Gegner unterschätze ... So kann ich mich jetzt schon seelisch wappnen, kann mir bereits jetzt Gedanken für den Fall des Falles machen, wenn meine Mutter nicht mehr zu Hause versorgt werden kann ... Mein Chef hat die Tage gemeint, wenn ich meiner Mutter ihr Ende in der Uni ersparen könnte, hätte ich ein sehr gutes Werk getan ... Er kriegt halt auch sehr viel mit ... Also werde ich mich jetzt mal über ambulante Hospiz-Dienste (könnte es in Lohr geben, 30 km entfernt) schlau machen, mich im Ort umhören, welcher Pflegedienst empfehlenswert ist und ähnliche Sachen ... Wenn du dich erst anfängst, das Schlauchboot aufzupumpen, wenn dir das Wasser schon bis zum Hals steht, ist das schlecht - lieber ein Jahr lang den Notfallplan in der Küchenschublade, als im Notfall dann emotional aufgewühlt und vielleicht mehr oder weniger kopflos in der Gegend herumtelefonieren ... Grad auf dem Land ... Ach je, solche Gedanken kurz vor Weihnachten ... Aber es gibt im Bekannten- und Freundeskreis im diesem Jahr nur wenige, denen man uneingeschränkt Fröhliche Weihnachten wünschen kann - viel zu viele haben viel zu schwere Päckchen zu tragen ... Ein Weihnachtsfest im Kreis der Menschen, die uns wichtig sind, Tage ohne weitere Komplikationen, friedliche, schmerzfreie Nächte, ich glaub, mehr können wir einander heuer nicht wünschen ... Alles Liebe, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne." (Phil Bosmans) Geändert von Summer 175 (20.12.2008 um 17:16 Uhr) |
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