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Alt 06.01.2004, 10:47
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Beiträge: n/a
Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Hallo Tina, hallo Ulrike,

wie geht es euch? Mir eigentlich recht gut, von gelegentlichen Tiefs abgesehen. Gestern Abend ging es mir nicht gut. Mir sind mal wieder die ganzen Bilder im Kopf rumgesprungen, die ich einfach nicht loswerde. Ich glaub auch fast, dass es mehr als nur ein Zufall war, dass mein Papa am Tag bevor er gestorben ist, ins Krankenhaus gekommen ist. Wir haben ja erst an dem Tag, an dem er ins Krankenhaus kam, erfahren, wie es um ihn steht. Aber selbst dann denkt man noch, dass ihm noch Zeit bleiben würde. Ich glaube, mein Papa wollte das auch so, im Krankenhaus meine ich. Wenn er nicht ins Krankenhaus gekommen wäre, dann wäre er zu Hause gestorben, und meine Mutter wäre allein gewesen und das hätte sie nicht verkraftet.

Ich hab mich daran erinnert, wie ich ihn von der letzten Chemo aus dem Krankenhaus abgeholt hatte. Er war schon viel früher fertig als geplant und ich bin zum Krankenhaus geheizt, damit er nicht noch länger warten muss. Er saß schon in der Empfangshalle und wartete auf mich. Er meine, komm, setzt Dich n bischen zu mir. Dann haben wir noch zwanzig Minuten Hand in Hand in der Empfangshalle gesessen und das Treiben um uns rum beobachtet. Auf der Rückfahrt im Auto sagte er dann zu mir, der Arzt könnte ihm nicht viel Hoffnung machen. Ich war total geschockt. Irgendwie stand für mich immer fest, dass er wieder gesund werden würde und ich glaube, einem anderen Gedanken habe ich in meinem Gehirn auch keinen Platz gegeben. Wie anders würde ich heute reagieren...aber damals ging es einfach nicht. Ich habe versucht ihm Mut zu machen mit so dummen Sätzen wie "jeder Arzt sagt was anderes, hör da nicht drauf" und so. Er hat es ja schon längst gewusst und wollte mit mir vielleicht darüber sprechen, aber ich konnte es damals einfach nicht.
Ich bin auch sehr stolz auf meine Schwester, sie ist immer, wenn es ging, mitgegangen zu den Terminen und sie war auch bei der Besprechung dabei, als der Arzt meinem Vater gesagt hat, dass die Chemo nicht angeschlagen hat. Sie ist meine Schwester und ich kann mir ausrechnen, was wohl in ihrem Kopf vorgegangen ist. Sie war nach aussen hin viel stärker als ich, aber in ihr sah und sieht es vermutlich auch so aus wie in mir.

Sie hat mir zu Weihachten ein ganz schönes Foto von unserem Papa geschenkt. Darüber hab ich mich sehr gefreut. Er sieht darauf so fröhlich aus und es hilft mir, mich zu erinnern, wie es früher einmal war.

Das sind all solche Gedanken und das Karussel im Kopf deht sich und hört einfach nicht auf. Es sind Momente, wo man sich wieder fragt, was man hätte anders machen sollen u.s.w. Aber in letzter Zeit dauern diese "Momente" nicht mehr nächtelang, darüber bin ich ganz froh!

Tina, manchmal ist es merkwürdig, wenn man sowas hört, oder? Das kann ich verstehen. Aber es ist doch gut, dass er sich jemandem anvertraut hat. Und jetzt weisst Du, dass er es genauso wollte.

Ulrike, das ist sehr schön, dass ihr diesen Tag für euch hattet. Diese Zeit, die man miteinander hatte, ist durch nichts zu ersetzten.

Ihr Lieben, ich denke an euch!
Viele liebe Grüsse
Alex
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