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  #1  
Alt 04.07.2011, 16:04
success success ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo ihr Lieben,

ich habe heute eine sehr schwere Entscheidung getroffen. Ich sprach heute morgen noch mal mit meiner Ma, wegen dem Wunsch meines Vaters nach Hause zu kommen. Sie war da nicht so erbaut von. Sie hat Angst er könne ersticken zu Hause oder dass etwas unerwartetes passiert und sie nicht schnell genug reagieren kann. Dann musste ich an die Worte des Onkologen denken, der auch sagte, ich solle ihn lieber in der Klinik sterben lassen, weil er da medizinisch auf seinem Weg am besten begleitet werden würde und es auch eine Entlastung für uns wäre.

Mir ist dabei irgendwie klar geworden, dass es eben vor allem für meine Mutter (hat eine Psychose) nicht gut wäre, aber auch für mich. Ich müsste bei meinen Eltern wohnen die Tage und müsste rund um die Uhr mit pflegen. Ich bin jetzt schon ehrlich am Ende meiner Kräfte. Bin gestern heulend zusammengekracht und das mehr als einmal. Ich denke, vielleicht ist es wirklich das Beste, meinen Pa dort in guten Händen und gut versorgt zu wissen, als sich dafür kaputt zu machen. Er weiß da irgendwann nichts mehr von. Aber wir wären nach seinem Tod beide am Ende... Klingt vielleicht egoistisch, aber vielleicht versteht es auch jemand da draußen.

Ich fahre jeden Tag hin. Heute war er nur am schlafen. Also von daher. Ich hoffe es ist das Beste so. Und sollte sich wider Erwarten doch an seinem Zustand etwas ändern, kann man ihn immer noch heim holen.
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  #2  
Alt 04.07.2011, 16:28
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo success,

ja die Entscheidung ist nicht leicht, aber ich glaube auch das Du die richtige Entscheidung getroffen hast.

Leider steht man vor solchen Entscheidungen immer Hilflos da. Diese kann einen keiner abnehmen.
Aber die Medizinische Versorgung ist im KH am besten gewährleistet und somit dein Vater auch in den besten Händen.

Ich wünsche Dir und deiner Ma für die kommende Zeit viel Kraft.

Gruß
Sabine
__________________
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  #3  
Alt 04.07.2011, 16:35
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo Success,

das ist eine sehr schwere Entscheidung, die ihr treffen musstet. Aber es ist bestimmt richtig so. Dein Papa möchte es bestimmt nicht, dass Du und deine Mama am Ende auch noch krank seid. Ihr lasst ihn ja deshalb nicht allein. Er ist dort bestens versorgt und von Menschen umgeben, die den ganzen Tag nichts anderes machen, bei denen jeder Handgriff sitzt und die genau wissen, was zu tun ist.

Wenn bei Euch zu Hause was unvorhergesehenes passiert, macht ihr euch am Ende nur Vorwürfe und das wäre doch ganz schlimm.

Es ist überhaupt nicht egoistisch, wenn Du so denkst. Deswegen hast Du ihn ja nicht weniger lieb und Du bist jeden Tag da, das ist doch schön. Ich kann im Moment mit der Krankheit von meinem Papa auch nicht umgehen. Wir haben auch gerade wieder eine schwierige Zeit.

Ich hoffe für Euch, dass es für Euch bald wieder eine bessere Zeit gibt und wer weiss, es sind ja schon öfter mal Wunder passiert. Würde ich Euch wünschen.

Liebe Grüße Jäcky
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  #4  
Alt 04.07.2011, 16:50
success success ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Wunder... ja wie schön das nun wäre...! Ich vermisse meinen Pa jetzt schon unendlich. Wir können ja kaum noch miteinander reden. Am Schlimmsten ist es, wenn er versucht mir etwas zu erzählen und dann sich mega anstrengt es zu sagen und nur Genuschel rauskriegt. Er ärgert sich dann selbst wahnsinnig. Und aufschreiben geht ja auch nicht. Es ist schlimm, dass er sich oftmals gar nicht mehr verständlich machen kann. Wenn nur die blöde Gehirnmeta nicht wäre, dann hätte man ihm helfen können!!! Wenn die sich doch bloß verpissen würde. Auch wenn ich meine Ma sehe, die nur ihn sonst hat (keine Freunde, Familie oder so) und wie traurig sie jetzt schon ist: Es zerreißt mir das Herz!!!

Und ich vermisse ihn auch wahnsinnig. Es gibt so vieles, was wir noch zusammen erleben wollten, was nun nicht mehr geht. Auch kann ich jetzt schon nicht mehr zu ihm gehen, wenn ich etwas auf dem Herzen habe. Er war der "Macher" in der Familie und meine Familie ist klein (Mama, Papa und ich). Für mich bricht jetzt ein großer Teil weg. Und ihn noch so leiden sehen zu müssen zerreißt mir auch das Herz. Ich möchte ihn doch so gerne (in einem besseren Zustand) noch eine Weile bei uns haben. Ach, wenn das doch nur in meiner Macht stünde!!! Vor allem ist es auch so ungerecht!! Er hat sein Leben lang sich aufgeopfert. Erst ist er mit 15 Jahren bereits arbeiten gegangen, um für meine Oma mit Geld ranzuschaffen. Dann stand er irgrndwann da ohne Abschluss, ohne Lehre. Aber er hat es immer geschafft irgendetwas zu tun. Und nebenbei auch noch Brüdern Asyl gewährt, die alkoholkrank auf der Straße saßen. Als ich dann kam hat er sich besonders angestrengt. Er fand sogar eine gut bezahlte Festanstellung. Dort war er nun 23 Jahre. Er ist immer gerne arbeiten gegangen. Liebte es anderen zu helfen. Opferte sich jeden Tag für mich und meine Ma auf und für jeden anderen, der ihn brauchte. Ich kann einfach nicht fassen, nicht begreifen, dass er nie wieder so wird wie früher bzw. sogar bald gar nicht mehr da sein wird. Was wird nur aus meiner Ma? Und wo bitte ist das alles gerecht?
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  #5  
Alt 04.07.2011, 17:09
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Success,

Oh ich kann Dich so gut verstehen. Ich ertrage es sehr oft auch nicht, meinen Papa so krank zu sehen. Er ist ein bisschen so wie Deiner. Ist mit 15 arbeiten gegangen und hat versucht allem und jedem Genüge zu tun. Und nun? Er ist 62 und schwer Krebskrank. Er hat nichtmal die Möglichkeit, sein Rentendasein zu genießen, wenn er es überhaupt noch erlebt. Das macht mich alles so traurig und wütend zu gleich, dass ich am Liebsten schreien würde DIESER SCHEISS KREBS !!!!!

Ich glaube, sowas wie Gerechtigkeit gibt es auf dieser Welt nicht. Den Glauben daran habe ich vor langer Zeit verloren. Ansonsten würde niemand von dieser Krankeheit betroffen sein.

Ich wünsche Dir, dass ihr die Kraft habt um das alles einigermaßen durchzustehen.

Liebe Grüße Jäcky
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  #6  
Alt 04.07.2011, 18:33
success success ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Jaecky,

auch Dir herzlichen Dank für die Antwort! Das mit der Rente kommt auch noch dazu. Da knüppelt er jahrelang und hat nicht mal was von seiner Rente.

Auch wurmt es mich derzeit, dass wir als er noch gesund war viel zu wenig gemeinsam gemacht haben. Entweder hat er gearbeitet oder er war müde von der Arbeit oder ich hatte keine Lust rüber zu gehen. Letzteres kam sehr häufig vor, da meine Eltern sich auch immer nur gestritten haben. Trotzdem unvorstellbar für mich, dass wir nie wieder grillen werden und so weiter. Letztes Jahr kam es mir schon so komisch vor. Da haben mein Freund und ich meine Eltern eingeladen. Aber sie sind nicht gekommen. Mein Vater hatte keine Lust mit meiner Ma (sind schon lange getrennt, haben nur noch zusammen gelebt) noch einen auf Familie zu machen. Immer diese Unzufriedenheiten, statt mal das Leben zu genießen. Ehrlich ich wünschte ich hätte ihn mehr dazu motiviert. Statt dessen habe ich es einfach hingenommen und mich selbst auch oft zurückgezogen und nicht mal gemeldet. Das alles kann man nun nicht mehr ändern. Ich bin mir sicher, hätte ich das geahnt hätte ich mehr Zeit mit ihm verbracht.

Irgendwie kam vorletztes Jahr auch so eine Veränderung in mir. Mir kamen Gedanken, wieviel Zeit mein Vater wohl noch auf seiner Lebenuhr hat und dass ich gerne mehr Zeit verbringen möchte. So wirklich mehr war dies aber nicht. Und dann noch all die Jahre in denen wir uns nur wegen Studiengeld usw. gestritten haben. Verlorene Zeit....
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  #7  
Alt 04.07.2011, 19:59
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallöchen Success,

Manchmal hat man da so eine Vorahnung. Ich kenn das auch. Bitte quäle Dich nicht mit Selbstvorwürfen, das hilft doch keinem. Im Gegenteil es macht Dich nur noch trauriger.

Bei uns ist das ein bisschen anders. Meine Eltern sind 35 Jahre verheiratet und waren bis auf Kleinigkeiten (kommt ja überall mal vor) eigentlich immer ganz glücklich. Erst seit mein Papa 2005 die Diagnose bekam (wir haben es nur alle durch Zufall erfahren) hat er sich sehr verändert. Er wird schnell verbal aggressiv und man kann ihm mit nix mehr ne Freude machen. Ich bin so oft wie es geht mit meinen beiden Jungs (sie sind beide 3 Jahre alt) bei meinen Eltern. (sind nur 5 Min. mit dem Auto) Dann haben sie wenigstens mal was zu lachen, da sie sich ansonsten fast nix mehr zu sagen haben. Es ist ziemlich schwer für uns, da er nichts erzählt und wir nur Bruchteile von dem Wissen, was wirklich ist. Ich hätte gerne die Gewissheit, wie lange er noch hat. Ich denke uns würde es allen (meine beiden Geschwister, meine Mama und mir) gut tun, wenn er mal normal mit uns reden würde. Aber nix da. Das macht mich manchmal ganz traurig, das er so verschlossen ist.

Versuch einfach noch so viel Zeit mit Ihm zu verbringen, wie es geht. Und denk auch bitte an Dich selbst. Deine Mama braucht Dich auch und Du brauchst auch für Dich selber die Kraft. Drück Dich wenns Dir ein bisschen hilft

Liebe Grüße Jäcky
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  #8  
Alt 05.07.2011, 08:56
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Success,

ich kann Dich so gut verstehen. Die Entscheidung, Deinen Vater im Krankenhaus zu lassen, ist ganz sicher richtig. Genau wie Du habe ich das aus den gleichen Gründen auch so gemacht, dass mein Vati ins Pflegeheim gekommen ist.
Meine Mutter konnte das zu Hause einfach nicht mehr schaffen, ich muss tagsüber arbeiten und dann 30 min mit dem Auto dorthin fahren.
Das ist im Ernstfall einfach nicht zu schaffen. Und wir konnten auch einfach nicht mehr zusehen, wie er sich zu Hause gequält hat.
Im Heim ist es in sofern besser, dass er einen Notrufknopf hat, betreut wird, ihm jedes gewünschte Essen serviert wird, er Hilfe beim Waschen und Duschen hat und einfach professionell versorgt ist. Auch wenn der Gang in das Heim jedes Mal schwer ist. Wenn ich aus der Tür dort raus bin, laufen nur noch die Tränen.

Ich habe bei Dir noch etwas gelesen, was mich sehr an meine Eltern erinnert. Jahrelang haben sie sich häufig gestritten und für sich selber kaum etwas gemacht, keine Reisen, nichts wirklich unternommen. Und nun ist es einfach zu spät ;-(

Grillen mag mein Vati auch sehr gerne, vor allem Bratwurst. Letztens war hier ein Stadtfest und er lag hier in der Klinik. Da haben wir eine Bratwurst einpacken lassen und sie ihm schnell in die Klinik gebracht. Er hat sie komplett aufgegessen! Darüber habe ich mich riesig gefreut. Heute kann er das nicht mehr und es sind gerade 2 Wochen vergangen.
Gut, dass wir das damals so gemacht haben.
Diese Kleinigkeiten sind plötzlich so wichtig geworden.

Ich überlege jeden Tag, was ich noch machen kann.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und umarme Dich.
Liebe Grüße
Carla
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