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Alt 05.03.2012, 19:12
biancaneve biancaneve ist offline
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Registriert seit: 24.03.2006
Ort: Wien
Beiträge: 55
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Änneke,

leider und gottseidank bist Du nicht alleine. Bei mir ist auch schon "länger" her, aber bald naht der 6. Todestag meiner Mutter. Ich war knapp 28, als sie den Kampf gegen den Brustkrebs verlor.

Man sagt immer, es wird besser mit der Zeit - ich sage mittlerweile, es wird anders. In diesen sechs Jahren ist viel passiert, ich habe geheiratet, mich beruflich weiter entwickelt, ich gönne auch meinem Vater das neue Glück, das er gefunden hat.

Trotzdem werde ich diese Tage im April 2006 nicht vergessen. Am Sonntag, dem 2. April 2006 brachte ich sie ein letztes Mal ins Krankenhaus, am gleichen Tag wurden weitere Besuche wegen Ansteckungsgefahr untersagt, ahnungslos fuhr ich am Tag danach auf Dienstreise.
Am Montag haben wir noch via Fax kommuniziert, am Dienstag hatte ich ein komisches Gefühl, brachte aber nichts aus meinem Vater heraus. Am Mittwoch vormittag der Anruf, ich solle so schnell wie möglich nach Hause kommen. Um 15:25 Uhr am 5.4.2006 saß ich im Flugzeug. Ich schaue noch auf die Uhr, stelle fest, der Flieger ist pünktlich, er startet durch strahlenden Sonnenschein über die Innsbrucker Nordkette hinaus. Nach 15 Minuten die Durchsage: "Zu ihrer Linken die Stadt Salzburg" - wir waren auf Rekordkurs unterwegs. Nach weiteren 25 Minuten rollt die Maschine in Wien aus. Ich hatte bereits einen Anruf in Abwesenheit vom Krankenhaus und von meinem Vater. Ich saß auf dem Boden in der Ankunftshalle, mein Gepäck rund um mich verstreut, nahm die Nachricht entgegen, dass meine Mutter tot ist. Ich fuhr auf direktem Weg ins Krankenhaus, ein letzter Abschied. Der Totenschein - Todeszeitpunkt 15:25 Uhr. Ist es geschätzt oder wahr? Es ist wahr, sagt mein Vater, ich habe ihr noch gesagt, Alexandra sitzt jetzt sicher schon im Flugzeug...

Ich habe mir lange Vorwürfe gemacht, warum ich nicht schon früher gekommen bin. Erst Monate später habe ich die gesamte Krankenakte gelesen. Danach wusste ich, dass sie mich bereits am Dienstag wohl nicht mehr erkannt hätte. Vielleicht wollte sie auch bewusst gehen, bevor ich komme... wer weiß. Wie oft wollen Mütter ihre Kinder schonen, egal ob sie 8, 18 oder 28 sind...

Die Zeit heilt alle Wunden - nun, wie schon gesagt, es wird anders. Der erste Geburtstag, das erste Weihnachten - das erste Jahr war hart. Irgendwann weicht die Trauer der Erinnerung, aber ich könnte nicht mehr sagen, wann genau das war... Hart ist es immer noch, und nichts wird so sein wie vorher, aber man beginnt nach vorne zu sehen.

Ich würde mich freuen, mich mit Euch auszutauschen!

Liebe Grüße
Alexandra
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