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  #1  
Alt 14.06.2012, 00:40
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
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Standard AW: Denkfehler?

... ich glaube, VERSTEHEN können es viele, nur nicht mehr ändern für Dich

Weißt Du, mir ging es genauso - vielleicht noch schlimmer,
denn wenn ich nicht den Pastor, der damals die Beisetzung meiner Mutter
vollzog, selbst nochmal angerufen hätte (wegen irgendetwas Organisatorischem),
wäre ich als ihre Tochter komplett untergegangen.

Der Pastor kannte mich zwar eigentlich, aber da ich inzwischen
knapp 400 km entfernt lebte, war ich aus seinem Kopf (aus den Augen, aus dem Sinn).

Ich glaube, das hätte mir auch ganz schön einen mitgegeben ...

Im Nachhinein und mit Abstand hat aber etwas ganz anderes
"Gewicht" bekommen. Meine Mama starb im Krankenhaus und als
sie aufgefunden wurde hatte sie den Zettel mit meiner Telefonnummer
und den Telefonhörer in ihrer Hand - sie wollte mich noch anrufen - MICH!

Zwar denke ich noch immer ab und zu darüber nach, was sie mir wohl sagen wollte -
aber das werde ich nicht mehr erfahren. Aber der Gedanke, dass offenbar der letzte
Gedanke mir galt, hat mir doch auch Trost vermittelt

Vielleicht findest auch Du irgendwann etwas mehr Trost darin, dass Dein Vater und
Du einen ganz besonderen Draht hattet und eure kleinen Geheimnisse - denn das
ist doch eigentlich viel wichtiger, weil Dir das für immer bleibt! Karteninhalte aber werden
irgendwann bedeutungsloser.

Und ich schließe mich da meinen Vorschreibern an:
viele Menschen sind unsicher und bekommen es in solch einer Situation schon kaum hin,
ein paar persönliche Worte zu verfassen - und mit dem Ausdrücken von Anteilnahme ist
auch für mein Empfinden immer die gesamte Familie gemeint.

Kopf hoch und viel Kraft für Dich,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #2  
Alt 14.06.2012, 17:53
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Ganz spontan würde ich sagen: gönne es Deiner Mutter.

Was Du da beschreibst hatte ich auch mit meinem Vater. Und auch ich kenne das.. den Gedanbken "HAAAAALLLLOOOO, das war mein PAAAAPAAAAA"...

Wenn Deine Mutter schin eifersüchtelt hat, dann denk nicht an die Karten. Wozu auch. DU und Dein VATER, ihr hattet doch etwas ganz festes, Besonderes! DU weißt das!!! Behalte die Geheimnisse und freue Dich dass DU Dinge weißt/im Herzen trägst von denen keiner was ahnt....


Bei uns ist es im übrigen Üblich der Fam. XYZ zu kondolieren - nicht nur der Witwe (es sei denn es hat seinen Grund).


Du siehst Dich nun ausgegrenzt, wahrscheinlich fühlst Du jetzt dass Du aufeinmal alleine durch musst da Dein Papa Dich nicht mehr sützen kann. DU siehst Dich am Rande der Familie da der einzige der wusste wie DU tickst... weg ist. Aber: er hat Dir doch was wertvolles genommen.

Du weißt was Du empfindest, Deine Mum auch. Und die anderen... lass gut sein.

glG
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #3  
Alt 15.06.2012, 09:33
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

Die Gefühle kann ich gut verstehen. Ich habe ja meinen Papa auch begleitet, was meine Mutter nicht konnte oder auch nicht wollte. Jedenfalls wollte mein Papa mich an seiner Seite haben, hat meine Mutter und meinen Bruder sogar weggeschickt.

Auf den Inhalt der Karten habe ich gar nicht so geachtet. Ich habe aber auch einige persönlich bekommen, von Kollegen und Freunden. Was mich damals wirklich sehr geärgert hat, war, dass meine Mutter nur sich selber in die Traueranzeige geschrieben hat. Weder mein Bruder noch ich oder unsere Partner und meine Kinder waren da erwähnt.

Und auch heute noch werde ich oft gefragt, wie geht es denn Deiner Mutter eigentlich. Keiner von denen fragt, wie geht es Dir denn jetzt.

Aber weißt Du, ein Teil von meinem Papa lebt in mir weiter. Und das kann mir keiner nehmen und ich habe meine Erinnerungen auch an die letzten schweren Stunden. Und da waren wir uns so nah.

Ich glaube, diese Gefühle haben auch etwas mit dem Platz zu tun, den man in der Familie einnimmt. Dadurch kann schon Eifersucht entstehen. Zwischen Geschwistern sowieso und eben auch zwischen Mutter und Tochter, wenn es um die Nähe zum Vater/Mann geht.

Nimm das nicht so persönlich, was in den Karten steht. Sicher schließen die Menschen Dich da mit ein, auch wenn es nicht extra geschrieben wird.

Einen lieben Gruß
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #4  
Alt 15.06.2012, 14:21
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
Beiträge: 1.986
Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

persönlich schreibe ich immer "An das Trauerhaus XYZ", wenn die Karte eigenhändig in den betreffenden Briefkasten eingeworfen wird. Beim Postversand steht dann noch zusätzlich die restliche Adresse drauf. Auf der Karte selbst wird niemand aus der Familie persönlich angesprochen. Auch sehr viele andere machen das so bei uns in der Gegend. Das hat nichts mit Unsicherheit gegenüber einzelnen Personen zu tun, sondern so ist immer die ganze Familie einbegriffen. Was ja auch Sinn macht.

Es wäre ja auch ein Unding, wenn man auf dem Friedhof nur einer Person kondoliert und die anderen links liegen lässt.

Ich würde mir an deiner Stelle keinen Kopf darum machen. Ganz sicher ist das bei den meisten keine Absicht und wenn es bei Einzelnen doch so sein sollte, sollen die sich nen Stecken dazu stellen. Eifersucht ist zwar eine natürliche Reaktion, doch ein sehr schlechter Ratgeber. Sie belastet dich nur zusätzlich. Deine Kraft brauchst du für andere, wesentliche, Dinge.


Herzliche Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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  #5  
Alt 15.06.2012, 18:18
Canaris Canaris ist offline
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Beiträge: 135
Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui

Ihr habt einfach sehr viele Bekannten ohne Kinderstube.

Soetwas tut man einfach nicht. Diese Leute haben einfach keine Manieren.

Eine Trauerkarte wird immer an der Familie gerichtet. Da drinnen kann man dann einzelne Personen gerichtet ansprechen aber dem beileid wird immer pauschal die Familie ausgesprochen.

Und dieser Regel gilt damit es nicht zu solche Situationen wie bei Dir kommt. Du fühlst dich vollkommen zurecht übergangen / Untergegangen.

Das Einzige was ich dir garantieren kann ist.... diese Leute haben es nicht mit Absicht gemacht!
__________________
Mein Gabi .
Gebärmutterhalskrebs mit ein Beckenwandrezidiv
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  #6  
Alt 15.06.2012, 22:32
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die Anregungungen und Kommentare.
Im Moment schwappen nach dem ganzen Durchlesen die Augen wieder über.

Es kamen heute übrigens wieder mal Karten bei meiner Mama an. An der Anschrift störe ich mich gar nicht. Ist die Adresse meiner Eltern, so wie als "Trauerhaus" in der Anzeige angegeben. Völlig OK. Das ärgert mich auch nicht.

In der Karte wird dann nur meine Mutter angesprochen, wie immer.
Ich habe gedanklich jetzt einfach einen "Haken" dran gemacht.
Es gibt Schlimmeres!

Ich habe heute kurz überlegt, meine Mutter wieder mal darauf hinzuweisen, daß auch bei diesen Karten von mir keine Rede ist. Das habe ich mir aber erspart. Was soll sie daran ändern?

Ich selber habe erst wenige Trauerkarten verschickt. Bei mir dauert es auch, bis ich die richtigen Worte finde; ich schreibe dann erst auf einem Blatt vor, ändere 1000 mal bis die Karte fertig ist.

Das "Trauerhaus" wird allerdings auch erst einige Zeit später die Worte wirklich begreifen/erfassen, da nach einem Todesfall so viele Gedanken auf einen einprasseln, die man später nochmals sortieren muss.

So geht es uns heute auch. Erst später (morgen ist Papa erst 4 Wochen tot) nimmt man sich alles nochmal mit Bedacht vor. Die letzten Wochen sind wie in Trance vergangen.

Ich weiss nicht, was noch kommt. Die Trauer erwischt einen manchmal so aus dem Hinterhalt.

Vielen Dank für Eure Beiträge (wer weiss, was mich sonst noch so beschäftigt).

LG
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #7  
Alt 16.06.2012, 07:58
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Beiträge: 70
Standard AW: Denkfehler?

Guten Morgen,

keiner weiß was noch kommt.

Bei meinem vater sind es fast 6 Wochen. Auch ich habe die Zeit wie in Trance erlebt, fühlte mich stark. Mein Kopf sagte: es ist besser. Und mein Herz schrie: "schei*e!"

Hinterhalt, das gleiche Wort benutzte ich auch :-) Ich habe mir den Hinterhalt zum Freund gemacht. Ich begrüße ihn wenn die Trauer mich anspringt... denn ich habe eins verstanden: dieses Anspringen gibt mir viele Erinnerungen zurück die ich tief vergraben hatte. Ja.. zb. Glockenblumen. Mein Vater liebte sie. Als ich dieses Jahr die erste blühende sah heulte ich wie ein Schlosshund. Ja ich war traurig, aber ich habe wieder etwas gefunden was mein Papsch so gern hatte. Ich hoffe Du verstehst was ich meine. Mach Dir die Trauer zu einem Freund und es wird leichter.


Du wirst sicher merken: Je mehr Zeit vergeht, je mehr Normalität zurückkehrt... desto schwerer wird es Anfangs. Du dnekst plötzlich dass alle Deinen Papa vergessen haben etc... aber so ist es nicht. Nutze dann die Zeit um wirklich intensiv über Deine Gefühle nachzudenken, und lasse sie zu.

Was mir zb. sehr hilft: ich rede laut mit Papa - und manchmal bekomme ich auf Fragen eine Antwort. Ich schreibe ein Trauertagebuch - gleichzeitig ist es mein Erinnerungsbuch.

Wenn Du erstmal spürst dass er da ist, dann sind Dir die Karten Wurscht. In meinen Trauerthread steht ein Gedicht. Auch mit Dir möchte ich es teilen:

Väter sterben nicht

gleichen alten Bäumen.

In uns leben sie
und in unseren Träumen.

Wie ein Stein
den Wasserspiegel bricht,
zieht ihr Leben in uns Kreise.

Väter sterben nicht

Väter, leben fort
auf ihre Weise.


Im übrigen kam ich zu meinen "Erkenntnissen" nicht einfach so. Ich erlangte sie dank der vielen lieben Menschen hier die mir zuhörten. Die User wissen was ich gesehen habe, was ich gefühlt habe, was ich getan habe. Wir haben doch quasi alle irgendwie das gleiche erlebt. Deswegen verstehen wir uns. aber eins darf man nicht vergessen:

Dein Nachbar xyz weiß vielleicht nicht wie es ist seinen Vater beim Sterben zu begleiten, die Verkäuferin beim Bäcker weiß es nicht - und der Postbote hat auch keine Ahnung.

Du erwartets wahrscheinlich unterbewusst eine Art Anerkennung - aber die gibt Dir keiner. Nur Dein Vater. Sei stolz drauf.

GlG
Michaela
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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