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  #1  
Alt 14.04.2013, 11:45
Sabine2712 Sabine2712 ist offline
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Beiträge: 107
Standard AW: Mama...

Nachdem ich gestern einen absoluten Tiefpunkt erreicht hatte, habe ich versucht, mich mit Putzen abzulenken. Hab die ganze Wohnung geschrubbt, gekocht, gewaschen. Hinterher ging es etwas besser.

@ Miri:
Ich habe "früher" sehr viel unternommen (Yoga, Fitness-Studio, Kino...). Das wurde dann schon weniger, nachdem meine Ehe zerbrach und sich die Frage nach dem Babysitter stellte.

Meine Mutter konnte Vivi damals noch nicht nehmen, da sie mit der Pflege meines Papas zu 100 % ausgelastet war. Er kam ja dann ins Heim, weil es aufgrund der Alzheimer-Erkrankung gar nicht mehr zu Hause ging. Dann erlitt mein Papa eine Gehirnblutung, wurde reanimiert, notoperiert und lag als Pflegefall im "Abschiedszimmer" im KH. Ein unerträglicher Zustand, bis wir endlich, endlich einen Hospiz-Platz fanden, wo wir Papa bis zum Schluss begleiten konnten.

Am Anfang habe ich meine Mum zusammen mit Vivi besucht am WE, später ist die Maus auch mal alleine dageblieben, so dass ich mit einer Freundin ins Kino etc. konnte. Diese Abende habe ich immer sehr genossen und regelrecht "aufgetankt".

Nachdem wir nun meine liebe Mama/Oma nach nur 5 Wochen an die Leukämie verloren haben, bin ich abends nur noch zu Hause. Mir fällt regelmäßig die Decke auf den Kopf. Fernsehen mag ich nicht, auf's Lesen kann ich mich nur schwer konzentrieren - da bleibt nicht viel.

Im Netz hatte ich mal was für Alleinerziehende gefunden, das war aber zu weit weg und hier im näheren Umkreis scheint es nichts zu geben.

An die Sache mit der Leihoma hatte ich auch bereits gedacht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Vivi das akzeptieren würde - jedenfalls noch nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Mit Oma assoziiert sie einzig und allein meine Mum.

Die Tatsache, dass ich jetzt so gut wie keine Familie mehr habe bzw. diese weiter weg wohnt, macht die Sache leider auch nicht leichter.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag
(sollte nicht heute die Sonne scheinen?)

LG
Sabine
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Mama 21.01.42 - 09.02.2013
(Akute myeloische Leukämie)

Papa 16.07.37 - 18.08.2011
(Prostatakarzinom, Morbus Alzheimer, Gehirnblutung)

Und immer sind da Spuren Eures Lebens,
Gedanken, Bilder, Augenblicke und Gefühle,
die an Euch erinnern und uns glauben lassen,
dass Ihr bei uns seid.


Wir lieben Euch so sehr!!
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  #2  
Alt 15.04.2013, 10:09
AndreasW01 AndreasW01 ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: Mama...

Oh Sabine, ich weiß gar nicht was ich sagen soll ....

Du tust mir soo Leid, Mama und Papa in so kurzer Zeit verloren zu haben. Ich würde dir soo gerne helfen.
Ich habe mich am Wochenende größtenteils von meiner Trauer gut ablenken können, sobald es aber etwas ruhiger und stiller wurde oder ich alleine war, waren die Gedanken bei meiner geliebten Mama und die Tränen flossen.

Du musst dich einfach mehr ablenken, dir irgendeine BEschäftigung suchen die dich ablenkt.

Ich rede mich da wahrscheinlich leicht, ich habe noch eine starke familie im Hintergrund ....

Liebe Sabine, ich wünsche dir ein starkes Herz und viel Kraft!

Andreas
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  #3  
Alt 15.04.2013, 10:46
Sabine2712 Sabine2712 ist offline
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Beiträge: 107
Standard AW: Mama...

Lieber Andreas,

danke für Deine lieben Worte.

Ja, eine starke Familie macht natürlich sehr viel aus, fängt dich auf, hilft, unterstützt. Ich habe nur noch eine Patentante von 80 Jahren, meinen Onkel und Cousin und Cousine, die aber zum einen weiter weg wohnen und zum anderen beruflich und privat sehr eingespannt sind (der Mann meiner Cousine hat auch einen Hirntumor).

Ich weiß genau, was Du jetzt durchmachst, der Schmerz ist unendlich und unermesslich. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass es jemals besser wird.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und weiterhin liebe Unterstützung durch Deine Familie.

LG
Sabine
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  #4  
Alt 15.04.2013, 16:06
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.501
Standard AW: Mama...

Liebe Sabine,

ich stelle es mir auch sehr, sehr schwer vor! Deine Situation ist wirklich schwierig und es ist schon hart genug, wenn man sein Kind allein erzieht. Wenn dann aber auch so gar keine Unterstützung greifbar ist, dann wird es noch anstrengender. Und dazu kommen noch deine großer Trauer und der Schmerz.... Momentan ist es vielleicht vertrackt und auch noch zu früh, an der Situation etwas zu ändern. Ich denke mal, du wirst auch nicht gerade die Energie haben, auch für dich fremde Menschen zuzugehen. Wenn es dir aber ein wenig besser geht, dann wäre es schön, wenn du ein paar Kontakte schließt, die dich vielleicht mal ein wenig entlasten können. Nicht dass ich meine, deine kleine Maus sei dir eine Last, doch ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich bin auch seit mehr oder weniger 15 Jahren allein mit meiner Tochter und ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn meine Eltern mich oder vielmehr uns nicht so prima unterstützt hätten. Auch habe ich eine gute Freundin um die Ecke, bei der meiner Tochter immer mal übernachten konnte, wenn ich beruflich unterwegs war oder eben mal verabredet (was selten genug vorkam).

Schreibe dir hier bloß alles von der Seele! Jedenfalls das kann dir derzeit vielleicht ein wenig von der Schwere nehmen.


Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #5  
Alt 15.04.2013, 18:51
Sabine2712 Sabine2712 ist offline
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Beiträge: 107
Standard AW: Mama...

Liebe Miri,

nein, momentan habe ich wirklich nicht die Energie und Lust, auf neue Menschen (positiv) zuzugehen. Völlig unmöglich. Ich bin schon froh, wenn ich den normalen Alltag geregelt kriege. Von meiner Tante bekam ich zu hören "Deine Mutter wäre stolz auf Dich", aber das bringt mich höchstens erneut zum heulen, auch, wenn es natürlich gut und lieb gemeint ist.

Ich habe ein paar Freundinnen, die mir Vivi auch mal abnehmen und mir gerade in den Wochen der Krankheit eine große Hilfe waren und mich teilweise auch bei der Wohnungsauflösung (ein Albtraum) unterstützt haben.

Meistens (eigentlich immer) ist es so, dass ich abends alleine im Wohnzimmer sitze und mir die Decke auf den Kopf fällt.

Als Vivi 7 Monate alt war, wurde sie am Herzen operiert (ist jetzt zum Glück gesund) und damals haben sich mein Mann und ich einer entsprechenden Elterngruppe angeschlossen, zu der wir (Vivi und ich) auch jetzt noch Kontakt haben. Früher habe ich mich auf die Ausflüge gefreut, jetzt sage ich immer mehr ab. Ich ertrage glückliche Familien im Moment einfach nicht. Der Tag geht zu Ende, alle fahren ausgeglichen nach Hause zurück, hatten einen schönen Tag und wir kommen wieder in die leere Wohnung zurück, der AB steht auf 0... Das tut verdammt weh.

Dann überkommt mich die Trauer wieder besonders intensiv, steigt langsam mit einem dicken Kloß in mir hoch und überrollt mich dann. Manchmal möchte ich laut schreien.

Ich sehe mich noch vor 4 Jahren Geburtstag feiern, mit meinen Eltern, Ehemann, Schwiegereltern, Schwägerinnen und Neffen und vielen Freundinnen. Unsere große Wohnung war voll - und es war schön.

Ich habe seitdem keinen Geburtstag mehr gefeiert, war mit Vivi bei meiner Mum. Wir waren unter uns.

An dieses Jahr mag ich gar nicht denken.

LG
Sabine
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Mama 21.01.42 - 09.02.2013
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  #6  
Alt 15.04.2013, 20:51
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Beiträge: 1.501
Standard AW: Mama...

Ach, du arme Maus!

Das ist echt zerzwickt. Eigentlich möchte man gern wieder ein paar Menschen um sich haben, die zu einem stehen, die zuhören, die schlicht zu euch gehören. Und dann ist einem doch auch alles zu viel, zu anstrengend. Man verkriecht sich in seiner Wohnung, wo einem buchstäblich die Decke auf den Kopf fällt.

Nun befindest du dich ja auch in einer extremen Situation. Du trauerst.

Deine Familie, nämlich deine Eltern kann dir niemand ersetzen und das weißt du ja selbst. Das möchtest du auch gar nicht. Aber vielleicht kannst du dir mit der Zeit so eine Art neues Familiennetzwerk aufbauen? Aus guten Freunden, liebenswerten Nachbarn, hilfsbereiten Bekannten. Weißt du, ich bin auch ein Einzelkind und meine Familie war immer sehr überschaubar. Es war immer meine Horrorvorstellung, dass meine Eltern eines Tages nicht mehr da sind. Was dann? Dann bin ich allein mit meiner Tochter. Es gibt bei mir auch fast keine Cousinen und Cousins und für meine Tochter auch so gut wie nichts. Also habe ich in den Jahren versucht, mir so eine Art Familie aus Freunden "zusammen zu basteln". Hellis Patin ist eine meiner besten Freundinnen. Ich wiederum bin die Patin von zwei Kindern meiner Freundinnen. Das sind dann quasi Hellis Cousin und Cousine Und meine Freundinnen ihre Tanten (Aber sie nennt sie nicht so, denn die mögen das nicht!) Ich denke, du weißt, was ich meine. Aber dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt bei dir.

Vielleicht könnte dir eine Trauergruppe gut tun? Ich habe im Januar damit begonnen. Eigentlich dachte ich, ich sei ganz gut davor, doch ich merke, dass diese Gruppe mir wirklich gut tut. Ich kann über meinen Vater sprechen, ich brauche keine Rücksicht nehmen und dort wird man verstanden. Außerdem bekommt man sehr gute Anregungen.

Und was deinen Geburtstag angeht, den solltest du unbedingt feiern. Und zwar anders als zuvor. Vielleicht lädst du einfach ein paar Freundinnen ein und ihre Kinder? Es muss ja alles nicht perfekt sein, Hauptsache, es wird lustig und bringt dich auf andere Gedanken.

Und die glücklichen Familien, nun ja, was soll ich dazu sagen?! Wenn man ein wenig an der Fassade kratzt, dann brodelt es dort bisweilen auch ganz ordentlich. Oft sehen sie nur nach außen so glücklich aus. Man kann auch gemeinsam einsam sein...

Versuch mal, dir abends etwas Gutes zu tun. Leg dir deine Lieblings-CD auf, nimm ein Bad (oder eine ausgiebige Dusche), gönn' dir eine Gesichtsmaske, koche dir dein Lieblingsessen, zünde für deine Eltern und für dich Kerzen an und schau in die Flammen, etc. Vielleicht fällt dir noch irgendetwas Gutes ein?

Ich wünsche dir einen schönen Abend ohne herunterfallende Decke
Miri
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  #7  
Alt 16.04.2013, 09:22
Sabine2712 Sabine2712 ist offline
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Beiträge: 107
Standard AW: Mama...

Liebe Miri,

danke für Deine so lieben Worte.

Ich trauere. Ja. Und zwar so, dass ich jetzt beim Schreiben vor Tränen die Tasten schon nicht mehr sehe, dass es mir das Herz zerreisst und ich meine, diesen Schmerz keine Minute länger aushalten zu können.

Selbst wenn ich unter Menschen bin, begleitet mich die Trauer, ist allgegenwärtig, verfolgt mich und lässt mich nicht eine Sekunde los.

Dazu kommt der nervenaufreibende Sorgerechtsstreit mit meinem Ex. Ich wollte ihn nicht, aber er macht mir trotz Trauer das Leben zur Hölle. Damit die Maus und ich endlich zur Ruhe kommen, hat das Jugendamt angeregt, die elterliche Sorge auf mich zu übertragen. Nun kommt ein anstrengendes Gerichtsverfahren auf mich zu mit ungewissem Ausgang.

Ich packe das bald alles nicht mehr.

Zu einer Trauergruppe gehe ich nicht, aber regelmäßig ins Hospiz zu Gesprächen. Das hilft auf jeden Fall, wühlt aber auch sehr auf. Die Gespräche werde ich auf jeden Fall noch über eine längere Zeit wahrnehmen.

Danke für's Zuhören.

Sei ganz lieb gegrüßt
Sabine
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